Welcher Geigenbauer

Moderatoren: Heidrun Eichler, Johannes Meinel, Udo Kretzschmann

Antworten
joe
Beiträge: 2
Registriert: Mi 04. Apr 2007, 14:42

Welcher Geigenbauer

Beitrag von joe »

Sehr geehrtes Team,
ich besitze eine alte Geige nach einem Modell von Stainer mit Löwenkopf. Auf der Rückseite unterhalb des Sattelansatz befindet sich ein Brandstempel mit dem Schriftzug Stainer und unmittelbar darunter ein eingebranntes Kleeblatt. Ebenfalls an der Rückseite , aber oberhalb des Sattelknopfes befindet sich noch ein Brandstempel mit Kleeblatt ( 4 Blätter).
Können Sie mir Auskunft geben welcher Meister hie in Frage kommt , oder gibt es zu viele welche das gleiche Signum verwendet haben ?
Im inneren der Geige befindet sich ein Zettel mit der Aufschrift: Jakobus Steiner ex Absam prope Oenipontum fecit Cremona. Warum unterscheidet sich die Schreibweise auf dem Zettel Steiner und der Brandstempel Stainer ?


Mit freundlichen Grüßen
joe

Udo Kretzschmann
Geigenbaumeister
Beiträge: 554
Registriert: Do 02. Feb 2006, 11:16
Wohnort: Markneukirchen
Kontaktdaten:

Beitrag von Udo Kretzschmann »

Hallo joe,

aus der Ferne, ohne das Instrument in Händen zu halten, ist es aus meiner Sicht unmöglich, zur Herkunft dieser Geige etwas zu sagen. Einzig, daß es keine echte sein wird, wage ich so ungesehen zu behaupten, doch das erwarten Sie wohl auch nicht, wenn ich Ihr Schreiben richtig verstehe.

Sie sprechen von einem einem Brandstempel "auf der Rückseite unterhalb des Sattelansatz", wahrscheinlich meinen Sie unter dem Bodenzäpfchen, oder wirklich unter dem Sattel an der Zarge? Wie dem auch sei, eine echte Stainer- Violine mit Brandstempel kenne ich nicht, kann mich auch an keinen einzigen Stempel bei den vielen Instrumenten der wundervollen Stainer- Ausstellung 2003 auf Schloß Ambras erinnern.

Ja, die Stainer - Marke wurde von vielen Geigenmachern (bzw. Händlern) verwendet, um den eigenen Instrumenten einen etwas höheren Anspruch zu verleihen. Das geschah hier in Markneukirchen und Umgebung, ganz besonders aber auch in Mittenwald. Welcher Provenienz Ihre Geige zuzuordnen ist, kann ich aus der Ferne wirklich nicht sagen.

Das Kleeblatt sagt mir leider nichts, vielleicht kann mich da jemand ergänzen.

Was die Schreibweise betrifft, so hat man manchmal den Eindruck, die Setzer der Zettel waren des Schreibens nicht ganz kundig oder es ging recht eilig zu. So findet man sogar "Gaigenmacher" auf Faksimile- Zetteln. Vielfach waren es auch fehlende Fremdsprachenkenntnisse, die teilweise sogar recht lustige Stilblüten trieben. So wurde beispielsweise aus dem "Faciebat" des Stradivari- Zettels ein "Fabrikat".

In Ihrem speziellen Fall könnte es aber auch eine geschickte Taktik gewesen, so konnte der Erbauer leicht abstreiten, daß das Instrument als Fälschung gedacht war. Wir werden es nicht herausfinden, aber so ein bisschen Spekulieren ist ja auch ganz unterhaltsam.

Ich hoffe Ihnen ein wenig geholfen zu haben, und wie schon so oft in diesem Forum gesagt: Wenden Sie sich doch zu näheren Auskünften mit dem Instrument (!) an einen Geigenmacher ihres Vertrauens. Und wenn Sie einmal mit der Geige hierher nach Markneukirchen kommen, die vogtländischen Kollegen sind sicher alle gern bereit dazu.

Mit freundlichen Grüßen

Udo Kretzschmann

joe
Beiträge: 2
Registriert: Mi 04. Apr 2007, 14:42

Beitrag von joe »

Sehr geehrter Herr Kretzschmann,
vielen Dank für Ihre schnelle Auskunft . Ich werde mich wohl nach Markneukirchen aufmachen müssen , denn ich habe noch mehr Klärungsbedarf über verschiedene andere Instrumente .Ich denke , das mir bei einer Sichtung vor Ort , genauere Auskünfte über die Instrumente gegeben werden können . Mir geht es nicht um eine Werteinschätzung , sondern um die Information der Herkunft und des Alters . Diesbezüglich dürfte es wahrscheinlich das beste sein einen Termin für die Sichtung zu vereinbaren.

Mit freundlichen Grüßen
joe

Antworten