3/4 Kontrabass - Migma Meister - Uebel Markneukirchen Adorf

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gamonte
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Re: 3/4 Kontrabass - Migma Meister - Uebel Markneukirchen Ad

Beitrag von gamonte »

Hllo intune,
in Zoebisch Bd II sind die Mitglieder aus dem Bereich Streichinstrumente seit 1943 in der in der Reihenfolge ihres Beitritts aufgelistet. Auch die anderen Zahlen stammen aus diesem Band. Falls die Zahl dich wundert: Viele Mitglieder sind Blaser, Zupfer, Bestandteilmacher u.a., deshalb sind die Zahlen der Gesamtmitglieder zu früherer Zeit weit höher.
Johannes,
so Unsinnig finde ich Komsomolzes Satz gar nicht. Solange noch Leute leben, die schon verstorbene Hersteller kannten, ist die Informationsmöglichkeit wesentlich höher. Eckart Richter (Um nur einen Namen zu nennen) kann einem z.B. heute noch Dinge über verstorbene Geigenmacher der letzten 50 Jahre erzählen, die in keinem Buch stehen. Was glaubst Du, was da wegbricht, wenn er einmal geht. (Der Mann ist eigentlich ein "Nationalschatz"). Im Falle der Forschung zum 19.Jhd. hast Du aber sicher Recht.
Gruß
Matthias

intune
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Re: 3/4 Kontrabass - Migma Meister - Uebel Markneukirchen Ad

Beitrag von intune »

puuuh Matthias,

wie du mir aus dem herzen sprichst, ich lebe auch unter dem zwang, dass zeitzeugen wegsterben, so erschreckend das klingt; und damit zeitzeugen, sei es wie es sei - direkt oder postdirekt!

ich tummele mich im bereich holzblasinstrumente, aber im sinne sind wir verbunden.

komsomolze
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Re: 3/4 Kontrabass - Migma Meister - Uebel Markneukirchen Ad

Beitrag von komsomolze »

Zumindest derjenige der den Migma-Zettel für meinen Kontrabass ausgefüllt hat, hatte so stichhaltige Informationen, dass er den Meister-Namen "Uebel" auf den Zettel schrieb und ihn in den Kontrabass klebte. Welche? Das weiss ich nicht. Jedenfalls habe ich keine stichhaltigen Informationen darüber, dass dieser Kontrabass nicht aus Markneukirchen stammte und nicht von jemandem mit dem Namen Uebel gebaut wurde. Und solange das sich nicht ändert, werde ich einen Uebel Kontrabass aus Markneukirchen als solchen betrachten. Oder haben sie da andere der Wissenschaft würdigere Ansätze? Etwa der Art: Jemand Namens Uebel hat nie einen Kontrabass im Vogtland gebaut, weil es nicht im "Dr. Zoebisch-Buch" (Erscheinungsjahr 2000) steht. Ich vermutte, es würde als Argument nicht mal ziehen, wenn es ein "Prof. Dr. Dr. Zoebisch - Buch" wäre. Aber ich glaube sowieso nicht, dass Dr. Zoebisch auf Vollständigkeit seiner Bücher plediert. Seine Leser vielleicht, aber er sicherlich nicht (Vermutung!).

Wo kommen wir denn hin, wenn wir aus der Behauptung: "Wenn man sich an etwas erinnern kann, dann hat dieses definitiv stattgefunden." den Rückschluß: "Wenn man sich an etwas nicht erinnern kann, dann hat dieses definitiv nicht stattgefunden." ziehen?

Heidrun Eichler
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Re: 3/4 Kontrabass - Migma Meister - Uebel Markneukirchen Ad

Beitrag von Heidrun Eichler »

Hallo Ihr "Streithähne",

wir werden nochmal bei der MIGMA nachhaken, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass man sich Zoebisch verlassen kann, denn er hat sich immer geärgert, wenn seine Forschungsergebnisse nicht beachtet wurden, obwohl er das Drescher (Lütgendorff) mitgeteilt hat. Deshalb meinte er, er muss wohl sein eigenes Buch herausgeben. Zoebisch blieb immer an der Quelle.

Ob man Kontrabässe anhand von Fotos einem bestimmten Hersteller zuordnen kann, bezweifle ich. Ich weiß, dass das bei Geigen nicht einmal funktioniert, wenn man sie vor sich hat. Selbst so versierte Leute wie Eckart Richter machen das nicht. Was man feststellen kann, ist vielleicht, dass es sich bei den Instrumenten um vogtländische oder französische handelt. Eine Erklärung wäre, dass jemand, der kein Gewerbe hatte und z.B. bei jemandem angestellt war, im "Nebenjob" gebaut und sich solche Zettel stibizt hat und dann einen Phantasienamen nahm. Uebel ist nun mal ein häufig vorkommender Name, der auch im Instrumentenbau in anderen Branchen nach Qualität klingt. Der Bass muss ja dann auch nicht von 1955 sein, sondern kann jünger sein.
Wie gesagt, ich frage nochmal bei der MIGMA nach, denke aber, dass Zoebisch dort alle Unterlagen hatte.

Was ich auch ein bisschen lustig finde, ist die Bezeichnung Adorf bei Markneukirchen, hat man doch früher oft geschrieben 'Neukirchen bey Adorf', weil es so viele Neukirchen in Sachsen gab.

Garmonte, wo hast Du die Kleinanzeige gefunden? In einem Weltadressbuch?

Viele Grüße
Heidrun

komsomolze
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Re: 3/4 Kontrabass - Migma Meister - Uebel Markneukirchen Ad

Beitrag von komsomolze »

Hallo,

dia Kleinanzeige habe ich auch gesehen. Wenn man bei Google nach den Schlagworten "Uebel" "Migma" und "Kontrabass" sucht, sieht man noch paar Überreste von der Kleinanzeige: "3/4 Kontrabass Meister Wilhelm Uebel, Migma Adorf bei Markneukirchen". Da hat jemand aus Berlin einen Kontrabass bei Quoka zum Kauf angeboten. Bei Quoka selbst ist die Anzeige schon gelöscht.

Grüße.

Johannes Meinel
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Re: 3/4 Kontrabass - Migma Meister - Uebel Markneukirchen Ad

Beitrag von Johannes Meinel »

Hallo an alle "Streithähne" (wie Heidi es geschrieben hat, meine "Wenigkeit" einbezogen),

wenn man schon einen bisher unbekannten Instrumentenmacher aus unserer Region "erforschen" will, so ist es wohl am besten, wenn man sich hier in Markneukirchen/ Adorf / Klingenthal / Schöneck / Erlbach und Umgebung mal mit den Kirchenbüchern beschäftigt (Dr.Zoebisch und Heinel haben dies getan). Dort sind dann die Lebensdaten, die Eltern, Söhne usw. aufgeführt. Dies dürfte die sicherste Quelle sein. Also einfach nach Markneukirchen kommen und forschen. Selbstverständlich auch einmal im Museum verbeikommen und bei uns melden.
Natürlich gehen auch viele Informationen verloren, wenn die "alten Instrumentenmacher" nicht mehr leben.
Ein Problem ist allerdings auch, dass viele Infos und "Wahrheiten" nicht geschrieben werden können. Warum, das kann ich dann in einem Gespräch "unter vier Augen" erklären. Es sind Sachen, die man in einem Buch mit dem Titel: "Dinge, die man nicht schreiben kann", erzählen müsste. Also man sollte doch, wenn man die Praktiken der Instrumentenmacher und Händler ergründen will, nach Markneukirchen kommen. Lütgendorff, Jalovec, Vannes, deWit reichen bestimmt nicht aus. Dies wären ja wieder "Ferndiagnosen".

Gruß Hannes

komsomolze
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Re: 3/4 Kontrabass - Migma Meister - Uebel Markneukirchen Ad

Beitrag von komsomolze »

Ja, ich gebe es zu. Bin auch ein Streithahn. :pardon:

komsomolze
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Re: 3/4 Kontrabass - Migma Meister - Uebel Markneukirchen Ad

Beitrag von komsomolze »

Wie sieht es mit der Theorie aus, dass einige der in der Migma zusammengeschlossenen Meister ältere und nicht eigenständig gebaute Instrumente (z.B. von ca. 1880) der Migma zum Verkauf überlassen haben, und somit die echten Erbauer der Instrumente (z.B. Uebel) nicht offiziel in den Migma-Unterlagen auftauchen, obwohl deren Instrumente dort geführt wurden. Da sie selbst der Migma nie angeschlossen waren und evtl. schon gestorben sind bevor die Migma gegründet wurde. Vorher haben die Migma-Meister natürlich der Form halber, noch schön die Zettel der Migma eingeklebt, dass sich keiner wundert warum von der Migma vertriebene Instrumente keinen Migma-Zettel tragen.

Könnte es vielleicht auch so gewesen sein?

gamonte
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Re: 3/4 Kontrabass - Migma Meister - Uebel Markneukirchen Ad

Beitrag von gamonte »

Hallo,
versuche seit Tagen hier zu posten, fliege beim Absenden aber immer raus. Vielleicht klappt´s js diesmal...
Komsomolze,
Solche Überlegungen sind verständlich, führen aber vermutlich nicht wirklich weiter und sind sehr spekulativ. Eigentlich kann man wirlich nur raten: Einpacken, hinfahren, zeigen und hoffen. Selbst wenn nur lokale Herkunft und Alter bestimmt werden könnten, wäre das doch auch schon etwas.
Johannes,
daß man zu Photos fast nichts und in natura häufig nichts Genaues sagen kann stimmt natürlich. Habe ich auch schon bei E.R. erlebt, und genau das macht solche Fachleute seriös. Meine Erwähnung bezog sich darauf, daß sich so oft aber auch biographische und handwerkliche Details erfahren lassen, die eben nirgendwo veröffentlicht sind und irgendwann verschwinden. Die Zoebisch-Bd. sind wirklich begeisternd, dennoch kann Bd.II bei der unglaublichen Zahl von Geigenmachern in dieser Zeit kaum komplett sein, sonst wären es vermutlich drei Bände. Einfach mal zwei Namen aus dem Stehgreif, die nicht drin sind und sehr schön und selbständig gebaut haben: R. Goetz, G. Ph. Hofmann.
Heidrun,
wieso Streithähne, ist doch eigentlich ganz schön wenn hier auch mal mehr los ist als: Was ist das für eine Geige? - Weiß man nicht muß ein Geigenbauer sehen - Danke, tschüss... Soll aber nichr heißen, daß Eure Arbeit hier nicht hilfreich und lobenswert wäre, vielen Dank dafür! Die Adressbücher habe ich von Ahnenforschungsseiten im Internetz,
den Link lass ich hier erst mal weg, falls die Einfügungen der Grund für meine Ausstiege waren. Die Anzeige ist die schon von Komsom. genannten.
Ganz brave, einträchtige Grüße (Kikeriki)
Matthias

gamonte
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Re: 3/4 Kontrabass - Migma Meister - Uebel Markneukirchen Ad

Beitrag von gamonte »

Na bitte jetzt ging´s. Mit link geht´s aber immer noch nicht. Vielleicht mal googeln:

pendolino ahnenforschung oelsnitz jugelsburg

dann der erste Treffer
Gruß
M.

intune
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Re: 3/4 Kontrabass - Migma Meister - Uebel Markneukirchen Ad

Beitrag von intune »

ohne spekulatius kommt man wohl ohnehin nicht weiter, wohl erst recht wenn man das geschehen der ehemaligen ddr betrachtet.

bitte nicht falsch verstehen - bin ein wessi der ersten stunde, aber geschichtlich sehr interessiert.


was in dem "einzig realen existieren,..." gleich pfundweise gelogen wurde MUSS für uns ansatz-und denkprobleme ergeben.


damals galt es vorrangig, sich zu arrangieren und zu überleben.

nachdenkliche grüsse

Heidrun Eichler
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Re: 3/4 Kontrabass - Migma Meister - Uebel Markneukirchen Ad

Beitrag von Heidrun Eichler »

Also, Streithähne :diablo: ist liebevoll :angel: gemeint.
Das Problem ist, dass die ganze Geschichte mitunter kompliziert erscheint, aber in Wirklichkeit banal ist. Man muss nur jemanden finden, der darüber Auskunft geben kann und das wird zunehmend schwierig, weil die Leute nicht mehr da sind oder auch keine Lust haben, sich zu erinnern. Es ist zu weit entfernt. Ich wollte den früheren Chef der Musima interviewen, habe aber einen Korb bekommen ("kein Interesse"). Manche Leute wollen nicht reden, weil zu viel wieder hochkommt und sie vielleicht auch noch Lebende oder deren Angehörige belasten würden (Stasi). Und dann fällt auf, dass Außenstehende immer denken, sie wissen jetzt alles, wenn sie von jemanden etwas erfahren haben. Aber das reicht nicht und oft ist es eben auch komplizierter. Die Geschichte muss von hier aus aufgearbeitet werden und dazu braucht man Zeit. Wie Hannes schon festgestellt hat, man müsste jetzt in Adorf nachfragen im Standesamt und den Uebel finden. Bleibt mal schön ruhig, wir finden den schon noch! :v:

Viele Grüße
Heidrun

intune
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Re: 3/4 Kontrabass - Migma Meister - Uebel Markneukirchen Ad

Beitrag von intune »

ganz schoen uebel
sprach der duebel
und verschwand
unerkannt
in der migma wand.


lol, musste jetzt sein.
wirklich herzliche grüsse in die runde

und an Heidrun :rose:

Dr. Enrico Weller
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Re: 3/4 Kontrabass - Migma Meister - Uebel Markneukirchen Ad

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Liebe Uebel-Freunde,

ich will hier weder streiten noch reimen, aber immerhin einen Zufallsfund beisteuern.

Die PGH Sinfonia hatte im Jahr ihrer Gründung eine Fachsparte Streich-und Zupfinstrumente mit 48 Meisterbetrieben, meist Gitarrenbauern. Aber dort gibt es auch "euren" Wilhelm Uebel, wohnhaft in Jugelsburg, und er ist als Kontrabassbauer verzeichnet. In der Regel waren die Sinfonia-Gründer vorher bei der Migma.

Das sollte euch Nahrung und Hoffnung für weitere Recherchen sein.

Viele Grüße
Enrico Weller

komsomolze
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Re: 3/4 Kontrabass - Migma Meister - Uebel Markneukirchen Ad

Beitrag von komsomolze »

Ja, das ist es!
Habe mittlerweile meinen Kontrabass vom Geigenbauer wiederbekommen und auf dem Zettel steht:

"Migma Meister - Uebel Adorf-Jugelsburg"

(Sorry für die nicht präzisen Informationen zu Beginn. :blush: )

Vielen Dank, das wird er wohl sein. Hat jemand eventuell mehr Informationen zu diesem Herrn Wilhelm Uebel.

Bei Gelegenheit werde ich paar Fotos vom Kontrabass und vom Zettel anfügen.

Grüße und lieben Dank an alle die sich an der langen und zum Teil hitzigen :) Diskussion beteiligt haben.

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