schöne geige, sächsisch? bitte um hilfe

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del-gesu83
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schöne geige, sächsisch? bitte um hilfe

Beitrag von del-gesu83 »


Udo Kretzschmann
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Re: schöne geige, sächsisch? bitte um hilfe

Beitrag von Udo Kretzschmann »

Hallo del-gesu83 (?),

was man auf diesen Fotos so erkennen kann, könnte (Konjuktiv!) das schon eine vogtländische Arbeit sein.

Aber für mich ist das eine 3-fache Einlage, sprich stinknormal und was ist an dem Boden "toll"? Auch wenn wir heute nur neidisch schauen können, vor 100 Jahren wurden hier oft noch ganz andere Hölzer zu manchmal leider recht simplen Violinen verarbeitet. Und was das Foto erkennen läßt, zeigt das Griffbrett ziemlich auf "halb acht", sprich der Hals sitzt schief. Aus meiner Sicht ist das also nicht DIE Übergeige. Für mich wäre ein Blick auf die Randarbeit da schon interessanter, scheint recht zierlich zu sein. Doch so etwas kann man nur richtig beurteilen, wenn man die Violine in Händen hält.

Daher mein Vorschlag: Kasten drum, auf die Rückbank schnallen oder ins Gepäcknetz der DB, nach Markneukirchen fahren, einem meiner Kollegen die Geige in der Werkstatt in die Hand drücken, derweilen das Museum erkunden und dann vielleicht hinterher mehr erfahren.

Mit freundlichen Grüßen

Udo
P.S. Klingt die Geige mit blanker E und A besonders gut oder warum ist die so besaitet?

del-gesu83
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Re: schöne geige, sächsisch? bitte um hilfe

Beitrag von del-gesu83 »

ersteinmal danke für die rasche antwort. ich habe weitere fotos angehängt. die randeinlage könnte auch 3-fach sein? sehen sie selbst. zudem habe ich den restfetzen eines zettels abfotografiert. vielleicht lässt sich so sogar ein erbauer herleiten? das griffbrett sieht normal angebracht aus. jedoch wurde der halswinkel erhöt, was ich irgendwie nicht nachvoillziehen kann, da es kein barocker bau war. dadurch brauch man ein viel höheren steg. eine 7-8 stündige fahrt mit dem auto (von hamburg) wäre mir dann doch etwas zu weit:-) würde mich auf nähere hinweise und ggfs. wertschätzung sehr freuen. schöne grüße aus hamburg
http://www.abload.de/image.php?img=img_4070l7vg3.jpg
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Udo Kretzschmann
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Re: schöne geige, sächsisch? bitte um hilfe

Beitrag von Udo Kretzschmann »

Hallo del-gesu83.

Oh, oh, da muß ich wohl ein paar Sachen von heut früh revidieren. Doch mehr haben bis dahin die Bilder einfach nicht hergegeben. Ich habe mir die gestrigen Fotos noch einmal hergenommen und vergrößert. Da ist es beim besten Willen nicht erkennbar - aber heute sehe ich deutlich eine 5-fache Spaneinlage - und das ist wahrlich nicht gewöhnlich!

Überhaupt macht die Violine auf den neuen Fotos einen viel viel besseren Eindruck, als auf den gestrigen. Der Lack sieht interessanter aus, die Grundierung spricht mich auch an, die Randarbeit macht neugierig auf den Rest. Doch da helfen auch noch so gute Fotos nicht weiter, da kann nur ein versierter Kollege mit Instrument in Händen etwas Definitives sagen. Nach diesen neuen Fotos würde ich einen Gang zu einem solchen auf alle Fälle anraten!

Was den Zettel betrifft, oder besser gesagt was davon übrig ist, so kommt mir eine Erinnerung hoch. Aber wie wenn einem etwas auf der Zunge liegt, es will noch nicht recht heraus. Mal sehen, ob ich noch darauf komme. Kann man erkennen, welcher Bereich des Zettels da noch erhalten ist? Ich glaube die obere linke Ecke zu sehen, ist das korrekt?

Wertschätzungen gibt es in diesem Forum übrigens prinzipiell nicht.

Mit freundlichen Grüßen

Udo

del-gesu83
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Re: schöne geige, sächsisch? bitte um hilfe

Beitrag von del-gesu83 »

Hallo Udo!
Freut mich sehr, dass ich mit meiner Geige Ihnen als Spezialist eine kleine Herausforderung stelle:-) Ich habe nun erneut Fotos von Decke, Boden, Zarge, seitliche Schnecke und noch ein detaillierteres Fotos des Zettelrestes gemacht. Sie haben recht, es war die obere linke Hälfte des Zettels zu sehen. Unter diesem Buchstaben ist noch ein weiterer, siehe Foto. Könnte ein G sein? Würde mich sehr freuen, wieder von Ihnen zu Hören!
Beste Grüße
http://www.abload.de/image.php?img=img_4242txja6.jpg
http://www.abload.de/image.php?img=img_423843jhv.jpg
http://www.abload.de/image.php?img=img_42349fki4.jpg
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del-gesu83
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Re: schöne geige, sächsisch? bitte um hilfe

Beitrag von del-gesu83 »

könnte es eine geige von Friedrich August Seidel aus Klingenthal sein? von ihm war schön einmal eine geige hier im forum vorgestellt. danke für weitere hinweise!

Udo Kretzschmann
Geigenbaumeister
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Re: schöne geige, sächsisch? bitte um hilfe

Beitrag von Udo Kretzschmann »

Hallo del-gesu83,
del-gesu83 hat geschrieben:könnte es eine geige von Friedrich August Seidel aus Klingenthal sein? von ihm war schön einmal eine geige hier im forum vorgestellt. danke für weitere hinweise!
Hmm, die fünffache Ader ist wirklich ein starkes Indiz.

Und mit viel Phantasie könnte man auch in der restlichen Arbeit gewisse Ähnlichkeiten entdecken. Aber zwei Geigen nur anhand so kleiner Fotos dem gleichen Erbauer zuordnen zu wollen, wäre unseriös. Und spätestens beim Zettelfragment hört es ganz auf. Die Buchstaben sind für mich nie und mimmer ein "Fr..."

Ich lese übrigens in der oberen Zeile "Jo..." oder sogar "Joh.." und ja, in der unteren Zeile könnte auch ich mir gut ein "G" vorstellen. Leider ist mir bisher nicht eingefallen, woher mir diese Schreibweise bekannt vorkommt. Das "Jo..." hiilft übrigens absolut nicht weiter - zig wenn nicht hunderte Geigenmacher hießen Johannes oder Josef...

Ich befürchte also, ein Gang zum Kollegen bleibt nicht erspart. :pardon:

Mit freundlichen Grüßen

Udo

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