Geigenbauer Johann Gottlieb Glier

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Mario S.
Beiträge: 2
Registriert: Do 08. Feb 2018, 10:18

Geigenbauer Johann Gottlieb Glier

Beitrag von Mario S. »

Hallo,
ich besitze eine Violine mit diesem Zettel auf dem Geigenboden:
Zettel Glier.jpg
Zettel Glier.jpg (67.3 KiB) 2451 mal betrachtet
Durch ein erste Recherche im Internet bin ich auf folgende Information gestoßen:
https://books.google.de/books?id=bMcKAw ... er&f=false

Die Geige hat einen angenehmen, warmen Klang, ist von der Mensur her geringfügig abweichend von den modernen Geigen und auch ca. 25% leichter. So beträgt die Zargenhöhe z.B. nur 2,8cm. Es ist aber keine 3/4 Geige. Korpuslänge und Gesamtlänge mit Hals und Wirbel entsprechen einer 4/4 Geige, wobei der Hals optisch nicht so recht zum Korpus passen will. Vermutlich ist er einmal komplett ausgetauscht worden. Der Boden der Geige ist aus einem einteiligen Stück Ahornholz mit feiner Maserung gefertigt. Die Geige ist mehrfach repariert worden und ist stark bespielt, hat deutliche Gebrauchsspuren. Dennoch klingt sie hervorragend, nicht durchdringend und dominant, wie moderne Konzertgeigen aber über alle Saiten (Pirastro Eudoxa) warm, harmonisch und ausgeglichen.

Können Sie mir mehr über den Geigenbauer Johann Gottlieb Glier sagen? Gerne können Sie mir auch einen Geigenbauer in Markneukirchen empfehlen, denn ich würde die Geige gerne auf Authentizität überprüfen und optimieren lassen.
Ich bin für jede Information dankbar.

Vielen Dank vorab.

Udo Kretzschmann
Geigenbaumeister
Beiträge: 554
Registriert: Do 02. Feb 2006, 11:16
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Re: Geigenbauer Johann Gottlieb Glier

Beitrag von Udo Kretzschmann »

Hallo Mario,

ein Johann Gottlieb Glier lebte hier von 1751 bis 1820. Dieser wird jedoch nicht als Geigenmacher, sodern als Sägeschmied und Saitenmacher geführt. Wahrscheinlich hat dieser ein wenig Handel getrieben. In Klingenthal besser gesagt Untersachsenberg gab es auch einen Johann Gottlieb Glier, allerdings war dieser Metallblasinstrumentenmacher, kommt also auch nicht infrage.

Papier ist aber auch geduldig, das ist bei Geigenzetteln ebenso wie bei Zeitungen.

Wenn überhaupt, dann kann erfahrener Geigenmacher mit dem Instrument in Händen nähere Auskunft zu der Geige geben. Daher finde ich Ihre Idee gut, mit der Violine nach Markneukirchen zu kommen. Einen speziellen Kollegen möchte ich da nicht herausheben. Hier ist die Liste aller hiesigen Geigenmacher. Eine telefonische Absprache vorab ist sicher zu empfehlen, auf daß Sie nicht bei womöglich weiter Anreise vor verschlossener Tür stehen.

Mit freundlichen Grüßen

Udo Kretzschmann

Mario S.
Beiträge: 2
Registriert: Do 08. Feb 2018, 10:18

Re: Geigenbauer Johann Gottlieb Glier

Beitrag von Mario S. »

Hallo Udo,

vielen Dank für diese Informationen.

Vermutlich gab es im 18. und 19. Jahrhundert mehrere "Johann Gottlieb Glier" in Markneukirchen.

In Band 1 "Die Geigen- und Lautenmacher vom Mittelalter bis zur Gegenwart" von Willibald Leo Freiher von Lütgendorff, erschienen 1904, ist ein Johann Gottlob (Gottlieb) Glier aufgeführt, geb. 1732 gest. 1799. Im Text heisst es wörtlich: "Er war unter den Geigenmachern aus seiner Familie im 18. Jahrhundert der Beste und hat auch viele andere Neukirchener Meister beschäftigt. Seine Geigen sind recht gut und sauber im vogtländer Stil ausgeführt. Er starb 67 Jahre 7 Monate und 12 Tage alt." Daneben ist der Geigenbauer-Zettel abgebildet, welcher sich auch in meiner Geige befindet.

Gab es diesen Geigenbauer Johann Gottlieb Glier zu dieser Zeit auch in Markneukirchen?

Aktuell wird eine Geige des Johann Gottlieb Glier bei Tarisio versteigert, diese Geige ist meiner sehr ähnlich. Anbei der Link:
https://tarisio.com/auctions/auction/lo ... 51978c789b

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