Wandergeige

Moderatoren: Heidrun Eichler, Johannes Meinel, Udo Kretzschmann

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Marion
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Wandergeige

Beitrag von Marion »

Guten Tag,

ich besitze eine sogenannte Wandergeige und wüsste gern mehr über die Geschichte der Wangergeigen. Im Internet lässt sich gar nichts darüber finden. In einem Buch des Instrumentenmuseums in Frankfurt fand ich Bilder von Wandergeigen, aber die einzigen Informationen, die darüber im Buch standen, waren, dass solche Geigen in Füssen und im Vogtland, auch in Markneukirchen, bis ca. 1960 hergestellt wurden.

Falls jemand etwas über Wandergeigen weiß, wäre ich für jede Information dankbar.

Hier ein Bild meiner Wandergeige:

Bild

Viele Grüße
Marion

Udo Kretzschmann
Geigenbaumeister
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Re: Wandergeige

Beitrag von Udo Kretzschmann »

Hallo Marion,

beim Durchforsten alter unbeantworteter Anfragen bin ich auch auf die "Wandergeige" gestoßen.

Bei Eintragung der Frage im Dezember konnte ich mir gar nichts darunter vorstellen. Heute kam mir aber die Idee, ob es sich vielleicht um eine Verwandte der Stockgeige handelt? Stockgeigen sind in Spazierstöcke eingebaute "Geigen", die wohl das Musizieren unterwegs ermöglichen sollten und im ausgehenden 18. Jahrhundert als Modeerscheinung auftauchten, die aber naturgemäß nur einen sehr zarten Ton hervorbringen können. In unserem Museum sind solche Instrumente auch zu bewundern, u.a. ein Exemplar gefertigt von Moritz Gläsel Markneukirchen. Eine Abbildung einer Stockgeige findet man auf der Seite des Leipziger Grassimuseums.

Und wie ist der Klang der "Wandergeige"? Das Foto zeigt wenig über die Bauweise. Ist überhaupt ein Resonanzkörper vorhanden? Und wie ist das mit Saitenhalter und Steg?

Schöne Grüße

Udo

Heidrun Eichler
Museumsmitarbeiter
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Re: Wandergeige

Beitrag von Heidrun Eichler »

Liebe Marion,

ich möchte ganz kurz mitteilen, dass es eine von Peter Harlan erfundene Tennsee-Fidel sein könnte. Diese hat er während des Krieges entwickelt und gebaut mit dem Hintergrund, viele Menschen an das Musizieren heranzuführen. Die Instrumente waren einfach gebaut, vielleicht konnte man die sich mit einer Art Bausatz auch selbst zusammenschustern? Ich werde am Dienstag mal in den Neikirnger Heimatboten schauen. Da hatte Frau Jordan vor Jahren was darüber geschrieben.

Aber nun gute Nacht
Heidrun

War ein langer, aber erfolgreicher Tag.
Wie es scheint, ist unser Clavichord ein echtes Silbermann-Clavichord, es ist kein weiteres bekannt !!!

Udo Kretzschmann
Geigenbaumeister
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Re: Wandergeige

Beitrag von Udo Kretzschmann »

Hallo Marion, hallo Heidrun,

Hanna Jordan beschreibt im Heft 2/2001 des "Neikirnger Heimatbote" die Tennsee-Fidel mit, ich zitiere "... in Kniehaltung gespielt, hatte 6 Stahlsaiten, Zitherwirbel, Bünde auf dem Griffbrett, gerade Umrißform sowie eine dachförmige Decke." Dies kommt also kaum in Frage. :unknow:

Heidrun, habt Ihr eigentlich so eine Tennsee- Fidel im Museum?

Liebe Grüße

Udo

Heidrun Eichler
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Re: Wandergeige

Beitrag von Heidrun Eichler »

Hallo Marion, hallo Udo,

wir haben keine Tennsee-Fidel, ich habe neulich mal versucht, eine zu bekommen, habe aber noch keine Antwort erhalten. Da Harlan diese Fidel erst nach seiner Zeit in Markneukihen entwickelt hat, ist sie bei uns auch nicht bekannt.

Auf dem Foto kann man nicht viel erkennen, wie Udo schon feststellte. Hat sie f-Löcher an der Seite, wie sind die Maße des Korpus?

Viele Grüße
Heidrun

Marion
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Re: Wandergeige

Beitrag von Marion »

Hallo und vielen Dank für die netten Antworten!

Es handelt sich mit ziemlicher Sicherheit um eine sogenannte Wandergeige, denn sie ist ja, wie gesagt, in einem Buch erwähnt. Es sind auch Abbildungen vorhanden. Ich habe die Seiten mal eingescannt. Hoffentlich erscheinen sie nicht allzu sehr verkleinert. Ich kann sie aber gern als Dateianhang privat zusenden, falls jemand Interesse hat.

In dem Buch entspricht meine Wandergeige annähernd der Wandergeige Nr. 122.

Sie ist ein vollwertiges Instrument und hat einen geschlossenen Körper mit f-Löchern an den Seiten.

Die Abmessungen meiner Geige sind:
Breite 15 cm
Länge 58 cm insgesamt
Korpustiefe 4 cm
Korpuslänge 34 cm

Da ich keine weiteren Infos über Wandergeigen finden konnte, würde ich mich wirklich sehr über jede noch so kleine Information freuen.

Viele Grüße
Marion

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Udo Kretzschmann
Geigenbaumeister
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Re: Wandergeige

Beitrag von Udo Kretzschmann »

Hallo Marion!

Ich muß gestehen, diese Instrumente kannte ich bis dato nicht. Leider kann ich daher auch keine weiteren Auskünfte geben. Ich lerne aber immer gern dazu, vielen Dank also für die Informationen. Und ich bin gespannt, ob denn noch jemand etwas dazu zu sagen weiß.

Beste Grüße

Udo

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