Geige von Max Schuster, Markneukirchen (1918-1957?)

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Benedict
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Geige von Max Schuster, Markneukirchen (1918-1957?)

Beitrag von Benedict »

Hallo,

ich besitze eine Geige, die laut der zugehörigen Expertise, die von Oskar Erich Heinel stammt, von Max Schuster als Kopie einer Geige von Januarius Gagliano angefertigt wurde. Über Oskar Erich Heinel habe ich dank dieses Forums ja schon etwas erfahren können. Nun würde ich mich sehr über weitere Informationen über Max Schuster freuen. Laut der Expertise hat sich Max Schuster 1918 in Markneukirchen niedergelassen und ist dort 1957 gestorben. Leider konnte ich im Internet nichts weiter über Max Schuster herausfinden.
Eine weitere Sache, die mich interessiert, ist, dass laut den "Informationen", die ich aus dem Internet habe, Januarius Gagliano nur bis ca. 1770/1780 gelebt haben soll, im Zettel in meiner Geige steht jedoch "Januarius Gagliano (...) fecit Neap 1787".
Über Antworten würde ich mich sehr freuen, im Vorraus besten Dank!!!

Viele Grüße,

Benedict

Udo Kretzschmann
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Re: Geige von Max Schuster, Markneukirchen (1918-1957?)

Beitrag von Udo Kretzschmann »

Hallo Benedict,

Max Theodor Schuster, Sohn des Saitenmachers Julius Theodor Schuster, wurde 1881 geboren und hat bei August Albin Voigt hier in Markneukirchen gelernt. Er arbeitete vor seiner Selbständigkeit in vielen Werkstätten, u.a. bei Wurlitzer in seiner Heimatstadt, bei Gütter in Breslau, bei Niedt in Würzburg, bei Theodor Kurth in Berlin, bei Gärtner in Stuttgart und bei Dr. Franz Kreßnik in Fiume.

Seine Arbeit wird in der Literatur allgemein gelobt.

Die Lebenszeit Gennaro Gaglianos ist meines Wissens nach wie vor nicht genau geklärt. Im Ergänzungsband von Thomas Drescher zu Lütgendorffs "Die Geigen- und Lautenmacher" steht dazu: "... In jüngsten Veröffentlichungen werden die Schaffenszeiten der meisten Mitglieder der Familie [Gagliano] um ein Jahrzehnt oder mehr verlängert. ... Leider können bis jetzt noch keine konkreten Ergebnisse vorgelegt werden. Daher muß ein allgemeiner Hinweis auf die Unzulänglichkeit der bisher veröffentlichten Daten genügen."

Tja, vielleicht gelingt es ja Ihnen, bei Recherchen in Neapel die genauen Daten herauszufinden?! Die Fachwelt wäre Ihnen sicher dankbar.

Schöne Grüße

Udo Kretzschmann

Benedict
Beiträge: 3
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Re: Geige von Max Schuster, Markneukirchen (1918-1957?)

Beitrag von Benedict »

Sehr geehrter Herr Kretzschmann,

vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort. Es ist immer schön, ein klein wenig mehr über sein Instrument bzw. den Erbauer zu erfahren.
Mich wundert jetzt allerdings, dass Max Schuster schon zu wissen schien, dass Gennaro Gagliano länger gelebt hat als es die Fachwelt bis vor kurzem noch annahm. Des weiteren würde mich interessieren, warum Schuster eine Geige von 1787 kopiert hat, wenn, so konnte ich es zumindest dem Internet entnehmen, Gennaro Gaglianos beste Schaffenszeit zwischen 1730 und 1750 war.

Eine weitere Frage hätte ich noch; hat Oskar E. Heinel in Expertiesen das Baujahr einer Geige in der Regel spezifiziert oder ist das für eine Expertiese eher unüblich.

Vielen Dank, dass ich in Ihnen einen Ansprechpartner für solche spannenden Fragen gefunden habe!

Benedict

PS: Mit Recherchen in Neapel dürfte es aufgrund meines Studiums zeitlich doch eher schwer werden ;)

Udo Kretzschmann
Geigenbaumeister
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Re: Geige von Max Schuster, Markneukirchen (1918-1957?)

Beitrag von Udo Kretzschmann »

Hallo Benedict,

ich bin mir durchaus nicht sicher, daß Max Schuster den Zettel selbst geklebt hat! Dieser kann auch später in das Instrument gekommen sein.

Was steht denn eigentlich genau darauf? Nur das angeführte "Januarius Gagliano (...) fecit Neap 1787" oder ist da noch ein "Copy of"- Zusatz darüber? Ist in der Geige auch noch ein eigener Zettel von Max Theodor Schuster zu finden oder ein MS- Signum? Und was bedeutet (...), ist da etwas unleserlich? Vielleicht hilft ja ein Foto weiter.

Was die Jahreszahl betrifft, so bietet sie Raum für Spekulationen. Ich könnte mir gur vorstellen, daß man bewußt ein falsches Datum gewählt hat, vielleicht um sagen zu können: "Bitteschön - das war doch nie als Fälschung gedacht". Oder die Steindruckerei Vogel, bei der viele derartige Zettel hergestellt wurden, wußte es einfach nicht und hat eine Phantasie- Jahreszahl des 18. Jahrhunderts gewählt, oder, oder, oder...

Wenn das Baujahr des Instrumentes bekannt ist, so wird dies im allgemeinen schon in der Expertise aufgeführt, hilft es doch, Instrument und Expertise einander zuzuordnen. Nur eine Vermutung wird man sicher auch als solche kennzeichnen.

Gruß

Udo

Benedict
Beiträge: 3
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Re: Geige von Max Schuster, Markneukirchen (1918-1957?)

Beitrag von Benedict »

Sehr geehrter Herr Kretzschmann,

ich bitte um Entschuldigung, dass ich mich solange nicht gemeldet habe, aber Vorbereitung auf das Studium nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Jetzt also wieder zu den schönen Dingen ;)...

Auf dem Zettel steht:

Januarius Gagliano Filius
Alexandri fecit Neap 1787

Wobei die 87 der Jahreszahl in Handschrift geschrieben ist, und der Zettel sonst gedruckt erscheint. Er ist von einem Rahmen um geben, der leider auf der unteren Seite abgeschnitten scheint. Der Zettel sieht aber vollständig aus. Soweit ich in das Instrument schauen konnte, habe ich leider keine Signum von Max Schuster und auch kein "copy of..." gefunden.

In der Expertise äußert O.E. Heinel leider nicht mal eine Vermutung über das Baujahr, es wird lediglich angeführt, dass Max Schuster sich 1918 in Markneukirchen nieder ließ.

So ganz werde ich also nicht herausfinden können, wann und wo Max Schuster die Geige gefertigt hat. Schade, aber durch Ihre tolle Unterstützung habe ich wenigstens ein bisschen Erfahren können. Über jede weitere Information freue ich mich natürlich sehr!!!

Liebe Grüße,

Benedict

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