Geige von Adolf Seidel
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Geige von Adolf Seidel
Hallo! Hab im Forum unter Streichinstrumente und ihre Hersteller die "Seidelgeige" nicht gefunden. Ich hab eine von Adolf Seidel aus Markneukirchen als Stradiarius-Nachbau, finde dazu aber keine Jahreszahl und keinen Hinweis auch in der Seidelbiografie auf den Namen Adolf Seidel jun. Kann mir da wer mehr sagen? Ich vermute das Entstehungsdatum um 1930, kann das stimmen?
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- Geigenbaumeister
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Re: Geige von Adolf Seidel
Hallo geki (?),
Also, Adolf Seidel jun. lebte von 1868 bis 1946, Vater Adolf Wilhelm und GroÃvater Friedrich August Seidel waren Tischler. Adolf Seidel jun. lernte hier in Markneukirchen bei Wilhelm Julius Kretzschmann (dessen UrUrGroÃvater auch mein Ahn ist ). Wann er sich selbständig gemacht hat, ist mir nicht bekannt. Er dürfte wie die meisten Geigenmacher bis zu seinem Tode gearbeitet haben.
Haben Sie einen Grund zur Annahme, daà die Geige um 1930 entstanden ist?
Unter Umständen kann man als Geigenmacher mit dem Instrument in Händen an der Stilistik und an der Arbeitsweise abschätzen, ob das Instrument das Werk eines jungen Menschen mit sicherem geraden Schnitt aber noch nicht so ausgeprägter Stilistik ist, oder aber von einem erfahrenen, aber den Schnitzer vielleicht nicht mehr so sicher führenden Menschen, womöglich mit langsam nachlassender Sehkraft geschaffen wurde. Mehr aber auch nicht. Ansonsten muà man sich auf angebrachte Jahreszahlen verlassen.
Hat das Instrument einen Zettel oder Brandstempel? Ich nehme an, der Stradivari- Hinweis steht auf einem Zettel, ist denn da in der letzten Zeile keine Jahreszahl vermerkt?
Schöne GrüÃe
Udo Kretzschmann
was verstehen Sie unter "Seidelbiografie"? Christian Wilhelm Seidel hat meines Wissens nichts mit Adolf Seidel zu tun!geki hat geschrieben:...und keinen Hinweis auch in der Seidelbiografie ...
Also, Adolf Seidel jun. lebte von 1868 bis 1946, Vater Adolf Wilhelm und GroÃvater Friedrich August Seidel waren Tischler. Adolf Seidel jun. lernte hier in Markneukirchen bei Wilhelm Julius Kretzschmann (dessen UrUrGroÃvater auch mein Ahn ist ). Wann er sich selbständig gemacht hat, ist mir nicht bekannt. Er dürfte wie die meisten Geigenmacher bis zu seinem Tode gearbeitet haben.
Haben Sie einen Grund zur Annahme, daà die Geige um 1930 entstanden ist?
Unter Umständen kann man als Geigenmacher mit dem Instrument in Händen an der Stilistik und an der Arbeitsweise abschätzen, ob das Instrument das Werk eines jungen Menschen mit sicherem geraden Schnitt aber noch nicht so ausgeprägter Stilistik ist, oder aber von einem erfahrenen, aber den Schnitzer vielleicht nicht mehr so sicher führenden Menschen, womöglich mit langsam nachlassender Sehkraft geschaffen wurde. Mehr aber auch nicht. Ansonsten muà man sich auf angebrachte Jahreszahlen verlassen.
Hat das Instrument einen Zettel oder Brandstempel? Ich nehme an, der Stradivari- Hinweis steht auf einem Zettel, ist denn da in der letzten Zeile keine Jahreszahl vermerkt?
Schöne GrüÃe
Udo Kretzschmann
Re: Geige von Adolf Seidel
Vielen Dank für die Antwort. Nun - ich bin weder Experte noch kann ich Geige spielen. Ich bin mehr auf Tasteninstrumenten zu Hause. Ich werde aber mit Sicherheit das Museum Markneukirchen, auf das ich durch das Etikett in der Geige gestoÃen bin - besuchen. Mein musikalische Basistalent ist vermutlich der Grund, warum mit mein Vater die Geige seines Vatrs geschenkt hat (er konnte auch nicht Geige spielen). Da mein GroÃvater 1890 geboren wurde, kam ich zu der Annahme, dass es sich um eine Geige aus dem Jahr 1930 handelt.
Das Etikett lautet exakt: xxx (unleserlich) nach Ant. Stradivarius (1830 oder 1930, ebenfalls unleserlich)
K.F.W.B. ADolf Seidel jun.
Streich-Instrumentenmacher
Markneukirchen i. S.
Leider kann ich aus der Bauart und Ausfertigung nicht auf das Alter des Erzeugers schlieÃen - dazu fehlt mir einfach das Fachwissen. Da die Geige schon seit Jahren bei mir liegt, offensichtlich unbeschädigt ist aber natürlich bereits Spuren der Zeit zeigt stellt sich für mich die Frage, ob es lohnend ist, sie von einem Experten herrichten zu lassen und quasi für "meine" Nachwelt zu konservieren? Anders gefragt - hätten meine Kinder (meine jüngste Tochter 9 J. zeigt Interesse) Freude an dieser Geige, wenn sie das Instrument lernen möchte oder ist ein neues Instrument trotzdem einfach besser?
Das Etikett lautet exakt: xxx (unleserlich) nach Ant. Stradivarius (1830 oder 1930, ebenfalls unleserlich)
K.F.W.B. ADolf Seidel jun.
Streich-Instrumentenmacher
Markneukirchen i. S.
Leider kann ich aus der Bauart und Ausfertigung nicht auf das Alter des Erzeugers schlieÃen - dazu fehlt mir einfach das Fachwissen. Da die Geige schon seit Jahren bei mir liegt, offensichtlich unbeschädigt ist aber natürlich bereits Spuren der Zeit zeigt stellt sich für mich die Frage, ob es lohnend ist, sie von einem Experten herrichten zu lassen und quasi für "meine" Nachwelt zu konservieren? Anders gefragt - hätten meine Kinder (meine jüngste Tochter 9 J. zeigt Interesse) Freude an dieser Geige, wenn sie das Instrument lernen möchte oder ist ein neues Instrument trotzdem einfach besser?
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- Museumsmitarbeiter
- Beiträge: 1226
- Registriert: Do 22. Dez 2005, 13:58
- Wohnort: Markneukirchen
Re: Geige von Adolf Seidel
Hallo Geki,
im Interesse unserer Geigenbauer müsste ich jetzt eine Lanze für ein modernes Instrument brechen, aber was bei Holz- und Blechblasinstrumenten und bedingt auch bei Zupfinstrumenten zutrifft, gilt bei den Geigen eben nicht unbedingt. Für die Anfänger ist es wichtig, dass die GröÃe stimmt (also kleine Hände brauchen anfangs vielleicht eine 1/4 oder halbe Geige) und natürlich sollte sie auch gut klingen, sonst macht das Ãben keinen SpaÃ. Alte Geigen klingen eben auch ganz schön, aber nicht zwangsläufig besser als ein neu gebautes Instrument. Wenn Sie ins Museum kommen, sollten Sie das Instrument einfach mitbringen und es bei dieser Gelegenheit einem Geigenbaumeister (s.Liste auf der Homepage-Udo gehört auch dazu) zeigen, der in dieser Angelgenheit ein guter Berater sein wird.
Im Juli und August haben wir auch montags (also dann die ganze Woche) von 10 -17 Uhr geöffnet. Planen Sie bitte mindestens eine Stunde für den Rundgang ein und melden Sie sich vorher beim Geigenbauer an. An den letzten Sonntagen von Juni bis September machen von 10-15 Uhr Instrumentenbauer im Museum Schauvorführungen, da ist auch immer ein Geigenbauer dabei.
Bis dahin herzliche GrüÃe
Heidrun
im Interesse unserer Geigenbauer müsste ich jetzt eine Lanze für ein modernes Instrument brechen, aber was bei Holz- und Blechblasinstrumenten und bedingt auch bei Zupfinstrumenten zutrifft, gilt bei den Geigen eben nicht unbedingt. Für die Anfänger ist es wichtig, dass die GröÃe stimmt (also kleine Hände brauchen anfangs vielleicht eine 1/4 oder halbe Geige) und natürlich sollte sie auch gut klingen, sonst macht das Ãben keinen SpaÃ. Alte Geigen klingen eben auch ganz schön, aber nicht zwangsläufig besser als ein neu gebautes Instrument. Wenn Sie ins Museum kommen, sollten Sie das Instrument einfach mitbringen und es bei dieser Gelegenheit einem Geigenbaumeister (s.Liste auf der Homepage-Udo gehört auch dazu) zeigen, der in dieser Angelgenheit ein guter Berater sein wird.
Im Juli und August haben wir auch montags (also dann die ganze Woche) von 10 -17 Uhr geöffnet. Planen Sie bitte mindestens eine Stunde für den Rundgang ein und melden Sie sich vorher beim Geigenbauer an. An den letzten Sonntagen von Juni bis September machen von 10-15 Uhr Instrumentenbauer im Museum Schauvorführungen, da ist auch immer ein Geigenbauer dabei.
Bis dahin herzliche GrüÃe
Heidrun
Re: Geige von Adolf Seidel
Vielen Dank für die Auskunft. Genau so werde ich es machen - ich werde das Instrument einfach mitnehmen, wenn ich nach Markneukirchen fahre. Schöne GrüÃe aus der Steiermark. Geki