G. R. Uebel - der Klarinettist

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Beroge
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G. R. Uebel - der Klarinettist

Beitrag von Beroge »

Beim Aufräumen fand ich eine noch gut erhaltene Blätterversandschachtel der Firma G. R. Uebel, die ich den Interessierten an dieser Geschichte nicht vorenthalten möchte.

G. RUDOLF UEBEL
ehem. Schüler des bekannten Prof. Heyneck
am Konservatorium zu Leipzig.
WOHLHAUSEN (VOGTLANG)
Art . . . . . . .
Qualität . . . . . .
Stärke . . . . . . .
Stückzahl . . . . .

Gerhard Rudolf Uebel (1915-1991)
Der in Wohlhausen ansässige G. R. Uebel war ausgebildeter Klarinettist. Er übernahm nach dem Tod seines Vaters Max Uebel im Jahre 1936 einen Teil der Firma F. G. Uebel (Friedrich Gustav, Vater von Max und F. Arthur), in dem hauptsächlich Klarinetten gebaut wurden.So wird es in Beschreibungen dargestellt.
Neugierig wurde ich aber bei der Reklame oder Firmenaufschrift dieser kleinen Versandschachtel ( vermutlich für Klarinettenblätter).
Interessant wäre es zu wissen, zu welcher Zeit er am Konservatorium der Musik zu Leipzig gewesen ist, ob er danach in einem Orchester mitgewirkte oder nach dem Tot des Vaters gleich die Firma weitergeführt haben könnte. In keiner Lebens und Firmenbeschreibung wurde darüber berichtet.
Lustig ist dieser kleine Hinweis bei wem er studiert hat, vielleicht stellte er erst Klarinettenblätter bevor er die Firma übernahm ?
Aus welcher Zeit könnte diese Schachtel stammen. Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen, Erinnerungsstücke und könnte darüber berichten.

Gruß Beroge
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Dr. Enrico Weller
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Re: G. R. Uebel - der Klarinettist

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Lieber Beroge,

dass G. Rudolf Uebel ein Heyneck-Schüler war, ist mir zwar geläufig, aber – das muss ich zu meiner Schande gestehen – ich habe das noch an keiner Stelle niedergeschrieben.

Dazu folgender grundsätzlicher Hintergrund: In den 1930er Jahren hatten mehrere Söhne vogtländischer Klarinettenbauer sog. Freistellen an Musikhochschulen. Bekannt ist dies bei Herbert Wurlitzer, Rudi Sandner (dem Sohn von Engelbert S.) und eben auch Rudolf Uebel. Auch wenn aus all diesen Herren kriegsbedingt keine Berufsmusiker wurden (bis auf Rudi Sandner, der war Musikschullehrer in Markneukirchen) – für die Entwicklung der Firmen war das von Vorteil. Die Klarinettenbauersöhne wurden musikalisch gefördert und gefordert, der Vater hatte gleichzeitig direkte Kontakt in die Hochschulen und Orchester, und das hat auch für die Modellentwicklung wertvolle Impulse gebracht.

Die genaueren Zusammenhänge zu GRU und Prof. Heyneck könnte ich noch erfragen. Zunächst soviel: Nach der Firmengründung 1936 wurde in Annoncen damit geworben, dass GRU „ehem. Schüler des Prof. Heyneck“ gewesen ist. (Offenbar als Gegenreaktion zu der von F. Arthur Uebel beanspruchten Oehler-Nachfolge!) Auch später wurde das Leipziger Studium auf Briefköpfen vermerkt, sogar noch nach dem Ausscheiden Uebel aus der Firma und nach seiner Ausreise in die BRD. Uebel hat sein Musikstudium nicht beenden können, dafür soll es politische Gründe gegeben haben, aber eben auch den Erbfall in Wohlhausen, der ihn schon mit knapp 21 Jahren zur Firmenfortführung zwang. Die Lebensdaten von Edmund Heyneck habe ich noch nicht komplett, aber in der aktuellen Monografie zum Leipziger Gewandhausorchester ist vermerkt, dass auch er nur bis 1936 als Lehrer am Konservatorium gewirkt habe.

Soweit ein erster Rundumschlag.
Viele Grüße
E. Weller

Schorsch
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Registriert: Di 26. Jan 2010, 11:48

Re: G. R. Uebel - der Klarinettist

Beitrag von Schorsch »

Hallo,
ich befasse mich momentan mit meiner Examenarbeit zum Thema Klarinettenentwicklung und bin da auf G.R.Uebel gestoßen. Dieser soll sich nämich, nicht wie von mir zunächst vermutet, das Patent für die Gabel-f-Mechanik erteilen lassen haben (1954), und nicht Oehler oder F.A. Uebel, die es aber erfunden und zunächst fertigten. Nun kommen aber meine Fragen:
Inwieweit stimmt diese Aussage? Ich möchte in meiner Arbeit ungerne falsche Informationen einbringen.
Und zum anderen: Wer verbirgt sich hinter den Initialien G.R.Uebel. Nach einigen Recherchen bin ich mittlerweile dahinter gekommen, dass es in der Familie Uebel mehrere gibt, die ihren Vornamen mit den Initialien G.R. schmückten. Und wenn das bekannt sein sollte, in welchem verwandschaftlichen Verhältnis steht jener G.R. Uebel zu F.A. Uebel?
Und nun meine letzte Frage: Inwieweit geht der Klarinettenbau in Markneukirchen zurück, bzw lässt sich zurückverfolgen? Da ich mich in meiner Arbeit auch schwerpunktmäßig mit der Einführung der Klarinette in der Wiener Klassik beschäftige wäre es interessant zu erfahren, ob es zwischen den Orten (gerade zu der Zeit) eine besondere Beziehung geben hat.
Ich bedanke mich schon jetzt im Voraus über jede Art von Informationen. Freue mich auch über Literaturhinweise zu jenen Themen!
Mit freundlichen Grüßen,
Georg Bratsch

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