Blockflöte Alexander Heinrich

Moderatoren: Dr. Enrico Weller, Mario Weller

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Gabi
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Blockflöte Alexander Heinrich

Beitrag von Gabi »

Hallo Dr. Enrico Weller

Diesmal habe ich hier eine Alexander Heinrich Blockflöte.

Sopran-Blockflöte
zweiteilig
mit einer Halbtonklappe am Flötenkopf...Mit dieser Klappen spielt man alle Töne einen Halbton höher, ohne einer speziellen Griffweise.
silberner Zierring
Schrift vorne auf dem Unterteil (oben) : Alexander heinrich


Bild


Wann wurden die Firmen "Alexander Heinrich" und "Johannes Adler" zusammengelegt?

Viele Grüße,
Gabi Bild

Dr. Enrico Weller
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A. Heinrich

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Liebe Gabi,

Ihre Alexander-Heinrich-Blockflöte entspricht dem DRP 671 814 vom 23.05.1937 (erteilt am 26.01.1939) über eine Blockflöte mit einer gemeinsamen Halbtonklappe, ausgestellt auf Max König & Söhne in Zwota/Sachsen. König war unter anderem auch der Blockflötenhersteller für die anerkannte Markneukirchner Firma Alexander Heinrich, der in diesem Fall auch dieses Patentmodell unter seinem eigenen Namen vertrieb.

Eine Zusammenlegung der Firmen Alexander Heinrich und Johannes Adler hat es im Sinne einer freiwilligen Fusion nie gegeben.

In der ersten Hälfte der 1970er Jahre war man in der DDR soweit, auch die letzten privaten oder halbstaatlichen Betriebe in Volkseigentum zu überführen. (Zur Art und Weise nur so viel: juristisch völlig legal, aber vom Vorgehen her meist erpresserisch, um nicht zu sagen kriminell.) Die Firma Johannes Adler bestand nach dem Tod des Firmeninhabers 1963 als Adler Blockflötenbau KG weiter und wurde 1972 als VEB verstaatlicht. Diesem VEB Blockflötenbau hat man in den folgenden Jahren weitere Blockflötenhersteller angeschlossen, so auch die Vertriebsfirma Alexander Heinrich und den Hersteller König in Zwota. 1976 wurde der VEB Blockflötenbau, der seinen Sitz im ehemaligen Firmengebäude von Johannes Adler hatte, dem VEB Musima als Betriebsteil zugeordnet. Neben den Schüler- und Serieninstrumenten der Musima stellten die Marken „Adler“ und „Heinrich“ das gehobene Sortiment dar, zumal es aus der Zeit der privaten Wirtschaft noch gute Auslandskunden gab.

Die 01.08.1992 gegründete Adler-Heinrich-Blockflötenbau GmbH Markneukirchen stellt eine Privatisierung der Blockflötenabteilung des VEB Musima dar, die im Firmennamen auf die beiden bekanntesten Marken Bezug nahm. Leider ist dieses Kapitel der vogtländischen Flötenbaugeschichte im November 2006 mit der Insolvenz des Unternehmens beendet worden. Der neue Geschäftsführer bekannte sich u. a. in der Presse dazu, dass man es nicht geschafft habe, den Erzeugnissen den „teilweise schlechten Ruf als Ostprodukt“ zu nehmen. Auch hierzu habe ich – wie im Falle der Verstaatlichung zu DDR-Zeiten – meine spezielle, vielleicht zu stark historische motivierte Meinung, die ich aber mit Rücksicht auf die Seriosität unseres Forums hier nicht ausbreiten will.

Herzliche Grüße
E. Weller

Gabi
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Beitrag von Gabi »

Hallo Dr. Enrico Weller

Ja, ich war auch erschrocken, als ich von der Insolvenz der Adler-Heinrich-Firma hörte.
Ob es nun tatsächlich nur an dem "schlechten Ruf der Ostprodukte" lag....ich weiß nicht so recht....
Sicher waren die "Wessis" am Anfang vorsichtig und zurückhaltend gegenüber Ostprodukten aller Art. Und die ostdeutschen Firmen hatten es anfangs nicht leicht und mussten sich oft sehr anstrengen, um sich auf dem Gesamtmarkt zu behaupten. Viele haben es geschafft!
Aber die Anfänge sind doch schon soooooo lange vorbei!!!!!!!
...und die Firma Adler-Heinrich hatte doch auch viele interessante Neuerungen....

Die Blockflöte hat nun mal allgemein leider immer noch den Ruf eines Kinder-Spielzeugs.
"Jetzt lernst du erstmal Blockflöte...und danach kannst du dann ein RICHTIGES Instrument lernen!" :evil: :evil: :evil:
Dabei gibt es kaum ein Instrument, daß so schwierig zu lernen ist wie die Blockflöte....wenn man es richtig können will!
Jedes Kind sollte, bevor es mit Unterricht beginnt, einmal ein Blockflöten-Konzert besuchen! ...damit es weiß, wie eine Flöte klingen kann...

oooohhhhhh...das ist ein Thema, wo ich mich ereifern kann! :roll: :wink: :lol: :lol:

...und das in diesem seriösen Forum. :roll:
Ich finde es übrigens sehr schade, daß hier im Forum keine (oder fast keine) wirklichen Gespräche stattfinden. Es ist ein Frage-und Antwort-"Spiel"; was natürlich durch den Zweck dieses Forums irgendwie vorgegeben ist.
Aber schade finde ich es trotzdem!
...und auch ein Moderator sollte mal schriftlich von der reinen Information zur eigenen Meinung wechseln dürfen....

sonnige Grüße
Gabi Bild

Heidrun Eichler
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Beitrag von Heidrun Eichler »

Liebe Gabi,

jetzt habe ich den Beitrag vom 16. April erst gelesen. Enrico Weller hat wie immer fundiert zur Firma Auskunft gegeben.

Zumindest erkläre ich in der Führung, dass die Blockflöte kein Kinderspielzeug ist und man ernsthaft üben muss, wie das eben bei jedem Musikinstrument ist.

Allerdings glaube ich schon, dass man mit der Blockflöte einen guten Einstieg in das Muszieren bekommen kann, denn ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist, gleich mit Klarinette oder Fagott zu beginnen, zumal, wenn das Kind noch klein ist. Es werden heute zwar auch ganz passable Instrumente für Kinder gebaut, aber es ist doch wohl immer auch eine finanzielle Frage. So eine Blockflöte, die in der Musima früher 3 DDR-Mark gekostet hat (wenn man sie denn bekam), hat vielleicht doch Kinder an die Musik herangeführt, deren Eltern sich sonst nicht darum gekümmert hätten. Das trifft ja überhaupt auf die Markneukirchner Poduktion in der Vergangenheit zu. Für ein Klavier hat's nicht gereicht, aber eine Mandoline war so billig, dass sie gekauft wurde. Nur leider werden die Markneukirchner Instrumente heute oft in diese "Billigecke" gedrückt und dann heißt es ja auch: "was nichts kostet, ist nichts wert" - und das stimmt eben in diesem Fall nicht. Man sollte immer das Preis-Leistungs-Verhältnis sehen. Ich glaube, in dieser Beziehung sind vogtländische Produkte auch heute noch Spitze.
Oder ?

Das Wetter ist zu schön, um hier vor dem Computer zu sitzen. Deshalb höre ich jetzt auf.

Heidrun

Gabi
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Beitrag von Gabi »

Hallo Heidrun

nuuuuuuuuuuuuuuu...ich will doch die Vogtland-Instrumente nicht mit den Billig-Produkten vergleichen, die man vor Weihnachten immer auf den Grabbeltischen der Lebensmittel-Läden findet. Denn daß sind wirklich Instrumente, mit denen man die Kinder von der Musik wegführen kann. :evil:

Ich habe im letzten Jahr 4 dieser durchsichtigen Plastikflöten in meinem Lebensmittelgeschäft gekauft....jede in einer anderen Farbe. Die Kassiererin machte dann eine Bemerkung von wegen schöner Hausmusik, die ja dann bald bei mir stattfindet. Und als ich ihr sagte, daß man auf diesen Flöten keine schöne Musik machen könnte und ich sie mir nur als Deko an die Wand hängen würde, lachte sie und meinte, das gäbe ja dann ein quietschiges Weihnachtskonzert unter dem Tannenbäumen bei all den Kunden, die sie sich gekauft haben. :lol: :lol: :lol:

Eine Blockflöte ist natürlich ein preiswertes und gutes Einstiegs-Instrument ins musizieren.
Doch leider wird es ja oft noch als Kinderspielzeug behandelt. Das meinte ich, als ich von dem "richtigen" Instrument sprach.

Viele Eltern empfinden die Blockflöte nicht als ein richtiges Instrument.
Viele wissen nicht, daß man für eine Sopranflöte auch über 200 Euro ausgeben kann. Und daß man neben Sorpan auch noch Alt, Tenor, Bass usw. lernen kann. Und für die Subbässe muss man auch mehrere 1000Euro hinlegen...."Was? So teuer kann eine Flöte sein?"
(womit wir wieder beim Geld sind ;-) ...)

Viele wissen nicht, daß es Profi-Blockflötisten gibt!
...genauso wie es Profi-Geiger oder Pianisten gibt.
Viele wissen nicht, daß es eine Blockflöten-Szene gibt...mit Konzerten, Seminaren usw.
Viele wissen nicht, daß man sogar Blockflöte studieren kann.
usw. usw.

ein typisches Gespräch:
"spielt ihr ein Instrument?
"ja, Klavier"
"Querflöte"
"Geige"
"Blockflöte"
......
und schon erntet man ein mitleidiges Lächeln!
Man ist nicht talentiert genug für was richtiges....
Oder man kann es sich finanziell nicht leisten....

ach ja...das ist ein Thema ohne Boden... ;-) ;-) ;-)

ich bin jetzt auch erst mal weg vom PC.

ein paar Flötengrüße von
Gabi Bild

PS. Wo ist eigentlich Dr Enrico Weller? Er ist doch hoffentlich nicht krank???

Heidrun Eichler
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Beitrag von Heidrun Eichler »

Ach ja, liebe Gabi

Herr Dr. Weller ist bestimmt nicht krank, er sitzt nur nicht ständig vor dem Computer, da er bestimmt noch Tausend andre wichtigere Dinge zu tun hat.


Ich spreche nicht von den Plaste-Blockflöten, von denen ich gar nicht weiß, ob sie jemals in Markneukirchen hergestellt wurden. Die DDR-Flöten für 3,95 M würden heute mindestens 20 Euro kosten und sind sehr wohl für Kinder geeignet. Damals bekam man eine Altflöte m.W. auch schon für 20 M. Die Preise waren eben anders, Energie war billig, die Arbeitskräfte auch und eine Semmel kostete zum Vergleich 10 Pfennig.
Ich weiß nicht, ob ich meinem Kind gleich eine teure Flöte gekauft hätte. ( Sie mussten auch auf einem E-Piano üben und hätten lieber ein richtiges Klavier gehabt).
Sicher merken Kinder sehr schnell den Unterschied zu einem guten Instrument, aber erst nachdem sie den Ton bilden können und das dauert schon ein paar Übungsstunden. Dann kann ein gutes Instrument ein Ansporn sein. Das Image des "einfachen" Instruments hat nicht nur die Blockflöte. Als ich anfing Gitarre zu lernen (schon lange her), hieß es auch immer:ach, das ist ja einfach. Ich habe mich dann immer gewundert, musste ich doch ganz schön viel üben. Inzwischen hat die Gitarrenmusik einen anderen Stellenwert und wird nicht mehr auf die Schrumm-schrumm-Begleitung reduziert. Es kommt halt immer darauf an, mit wem man sich unterhält. Ich glaube aber, dass unter Musikliebhabern die Blockflöte schon richtig eingschätzt wird, muss Ihnen aber zustimmen, dass man selten mal einen Profi hört.
Sind Sie einer?
Dann dürfen Sie gern mal bei uns auftreten.

Heidrun

Gabi
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Profi

Beitrag von Gabi »

Sie wollen mich aber wirklich nach Markneukirchen locken, was? :lol: :lol: :lol:

Oh jeeeee...nein, ich bin kein Profi!
Ich gehöre zu dem Mttelmaß!
...und betitel mich selber als "Hausfrauenpfeife" :wink:
Wie fast jedes Kind früher in der Grundschule das Instrument erlernt; als Jugendliche noch in Kirchen-Flötenkreisen mitgespielt....und dann lange nichts mehr. Vor ein paar Jahren kam ich dann in Kontakt mit der Blockflötenszene und habe mir dann nach vielen Jahren eine Lehrerin gesucht, die mir ein paar Feinheiten des Blockflötenspiels beibringen soll. Da ich aber sehr übe-faul bin, werde ich wohl ewig als Mittelmaß rumlaufen! :D :D

Mit den Profi-Konzerten...na ja...da habe ich hier, die ich in einem Ballungsgebiet lebe, mehr Glück. Mindestens 6mal im Jahr fahre ich zu den Blockflötentagen nach Early Music im IbachHaus in Schwelm, die immer mit einem Konzert enden. (ca. eine Autostunde entfernt)
Und auch sonst werden wir im Ruhrgebiet und Umgebung noch ziemlich verwöhnt mit Blockflötenkonzerten,.....wenn ich mir dagegen andere Gebiete so ansehe...Hm....schade!

ein bisschen kann man ja auf den Webseiten der Profi-Spieler stöbern und reinhören (klick auf den Namen)
z.B. beim Flanders Recorder Quartet, die ich schon zweimal auf der Bühne erlebt habe. Die sind echt DER WAHNSINN!!!!!!
oder Maurice Steger. Der versteht es wie kein anderer, sein Publikum zu fesseln!
oder Loekistardust. Viele sagen: das sind die Besten!
Volker Leiss...(unter "CDs" kann man ein bisschen reinhören). Seine Musik kann ich mir stundenlang anhören....


Ach jeeee....jetzt bin ich ins schwärmen gekommen...es gibt noch sooooooo viele....

Aber jetzt geh ich erstmal ein bisschen raus.
HURRA!!!! Der Sommer ist heute endlich auch zu uns gekommen.... Bild
Bis später


Nachtrag: Und hier kann man den ganzen Tag Blockflötenmusik hören! Da gehts durch alle Musik-Richtungen....

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