Frage zur Firma Uebel

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Gabi
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Registriert: Mi 04. Apr 2007, 16:17
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Frage zur Firma Uebel

Beitrag von Gabi »

Und noch einmal Hallo :)

Hat die Firma Uebel in der Vergangenheit ausser Klarinetten auch Blockflöten hergestellt?
Wenn ja, bis wann wurden dort Blockflöten gebaut?
Ist es richtig, daß die Instrumente z.T. mit "Lebü" ...also die umgedrehte Form des Firmennamens Uebel (Übel) gekennzeichnet sind?

Ich habe eine einfache Blockflöte, auf der der Name "Lebü steht.....


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Viele Grüße,

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Dr. Enrico Weller
Mitglied des Museumsvereins
Beiträge: 515
Registriert: Do 26. Jan 2006, 20:44
Wohnort: Markneukirchen

Lebü-Blockflöte

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Liebe Gabi,

eigentlich gab es drei Klarinettenbaufirmen des Namens Uebel: Zunächst von 1878-1936 die Firma F. G. Uebel in Wohlhausen, aus dieser gingen 1936 die Firmen F. Arthur Uebel in Markneukirchen und G. Rudolf Uebel in Wohlhausen hervor. Nach dem Tod von F. Arthur Uebel – original FAU-Klarinetten genossen einen exzellenten Ruf – wurde dessen Klarinettenwerkstatt von seinem Neffen G. Rudolf Uebel übernommen. Der gesamte Bereich der Uebel-Klarinettenherstellung wurde 1972 verstaatlicht und 1984 dem VEB Blechblas- und Signalinstrumentenfabrik angegliedert, wobei nur noch die Marke „F. Arthur Uebel“ zu Verwendung kam.
Auch wenn die genannten Firmen hauptsächlich als Klarinettenhersteller in Erscheinung traten, so haben Sie zeitweise auch ein größeres Sortiment an Holzblasinstrumenten gefertigt. Dazu gehörte in allen drei Firmen auch die Blockflöte:
 F. G. Uebel hat sich in den 1930er Jahren – wie viele andere Firmen auch – der Blockflöte gewidmet, ich kenne eine von der Firma herausgegebene Grifftabelle mit Erklärungen eines Edgar Rabsch.
 Auch F. Arthur Uebel hat bis 1963 Blockflöten hergestellt, allerdings nicht unter eigenem Namen, sondern für den Markneukirchner Händler Wilhelm Herwig („Hewiga“). Diese Blockflötenfertigung ging 1963 im Sinne der Erbteilung an Uebels Neffen Werner Uebel, der mit der ihm gehörenden Firma Gustav Herrnsdorf bereits im Blockflötenbau tätig war.
 G. Rudolf Uebel hat in der Tat die umgedrehte Form seines Familiennamens „Lebü“ verwendet, bekannt sich mir vor allem spezielle Klarinettenmundstücke aus Kunststoff. Unter seinen zahlreichen Patenten befinden sich auch einige Verbesserungen an der Blockflöte. Ihre Flöte entspricht dem bundesdeutschen Patent Nr. 919 081 vom 08.07.1949 (erteilt am 02.09.1954) für einen Blockflötenkopf (mit Zwischenrippen und aus Pressmasse, also einem Kunststoff). Genauere Informationen finden Sie in folgender Dokumentation: Dullat, Günter. Blasinstrumente und Deutsche Patentschriften 1877 - 1970. Holzblasinstrumente. Nauheim: Selbstverlag, 1987, S. 179f. (Auch in unserer Museumsbibliothek einsehbar!). Ich nehme an, dass die Marke „Lebü“ nur für Instrumente oder Instrumententeile (Mundstücke) aus Kunststoff verwendet wurde. Mit der Verstaatlichung vieler vogtländischer Firmen ging in den 1970er Jahren auch eine „Sortimentsbereinigung“ einher, so dass ab dieser Zeit der Blockflötenbau in den einzelnen Abteilungen des VEB Musima konzentriert wurde. Sie können also davon ausgehen, dass Ihre Flöte zwischen 1949 und ca. 1972 hergestellt wurde, wahrscheinlich aber am Anfang dieser Zeitspanne, als das Patent noch relativ neu war.

Mit freundlichen Grüßen
E. Weller

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