F. Arthur Uebel 619

Moderatoren: Dr. Enrico Weller, Mario Weller

oiseaux-de-neige
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F. Arthur Uebel 619

Beitrag von oiseaux-de-neige »

Hallo,

ich habe gerade eine F. Arthur Uebel B-Klarinette mit der Nummer 619 51389 erworben.
Sie hat das gegenwärtige 'FAU' Logo mit 'Marktneukirchen' darunter und 'Made in the GDR'
eingraviert, und ich würde gerne ihr Baujahr wissen.

Vielen Dank!

Dr. Enrico Weller
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Re: F. Arthur Uebel 619

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Genaue Seriennummern-Verzeichnisse liegen mir leider nicht vor. Aber anhand der bisher verfügbaren Angaben, die hier im Forum bereits häufiger besprochen wurden, lässt sich ihr Instrument ca. auf das Jahr 1987 datieren.

Vgl. auch: http://www.museum-markneukirchen.de/for ... mern#p4804

Viele Grüße
E. Weller

oiseaux-de-neige
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Re: F. Arthur Uebel 619

Beitrag von oiseaux-de-neige »

Vielen Dank für Ihre Auskunft.

Ich habe die Klarinette in der Zwischenzeit bei meinem bevorzugten Fachgeschäft gezeigt, wo die Bahn des Mundstücks als 'im Eimer' diagnostiziert wurde. Nach einigem Ausprobieren habe ich sie mit einem Hans Zinner #5 Mundstück ausgestattet und bin mit ihrem Klang und ihrer Ansprache / Spielbarkeit sehr zufrieden. Zudem war sie mit einem Preis von 135.- Euro inklusive Koffer, einer Rovner Blattklemme und acht noch verpackten Vandoren White Master Blättern wohl eher ein Schnäppchen...
:-)

Als ich heute bei http://www.woodwind.org nach einer Grifftabelle für Oehler-System geschaut habe ( ich hatte bisher nur Boehm-System gespielt ), habe ich interessanterweise festgestellt, dass die FAU 619 ein leicht modifiziertes Albert-System besitzt ( Loch 3 hat, im Gegensatz zum ursprünglichen Albert-System, eine Ringklappe ). Diese Information könnte vielleicht für Leute, die sich für eine Klarinette mit Albert-System interessieren, nützlich sein.

intune
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Re: F. Arthur Uebel 619

Beitrag von intune »

@oiseaux-de-neige,

ringe haben immer eine aufgabe - sie kombinieren mechanik, sprich klappem, insofern versteh ich den beitrag nicht so richtig - wo denke ich da falsch?

Grüsse

intune

oiseaux-de-neige
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Re: F. Arthur Uebel 619

Beitrag von oiseaux-de-neige »

Hallo intune,

ich wollte damit nicht sagen, dass die Ringklappe keine Funktion hätte, es ist mir nur aufgefallen, dass sie zusätzlich zu der ursprünglichen Albert-Konfiguration angebracht ist. Der letzte Satz bedeutet einfach, dass Leute, die sich für eine Albert-Klarinette interessieren, nach einer FAU 619 schauen können - es gibt ja heutzutage kaum noch welche.

Wie ich dem WWW entnommen habe, ist das Albert-Sytem hauptsächlich für albanische und türkische Musik beliebt, und einige Dixieland Jazz Spezialisten schwören wohl auch darauf - ich glaube allerdings kaum, dass die verschiedenen Anhänger des Systems auch zusammen spielen...

;-)

Grüße,
oiseaux-de-neige

PS: ich muss mal das 'x' in meinem Nick wegmachen.

intune
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Re: F. Arthur Uebel 619

Beitrag von intune »

PS: ich muss mal das 'x' in meinem Nick wegmachen. = lol.


also das albert system hat andere wurzeln, allerdings könnte man hier jetzt ein paar seiten füllen um die geschichte aufzuarbeiten.

wie die verbindung einer modernen deutschen klarinette zu einer albert gezogen wird habe ich immer noch nicht verstanden-sorry..

eines ist sicherlich richtig, sie ist/war preiswerter herzustellen.

oiseaux-de-neige
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Re: F. Arthur Uebel 619

Beitrag von oiseaux-de-neige »

Hallo intune,

ich fürchte, es gibt da nicht viel zu verstehen: ich habe einfach in meiner Unbelecktheit 'Albert-Klarinette' als Synonym für 'moderne deutsche Klarinette mit Albert-System' benutzt - Asche auf mein Haupt!
:blush:

Ich komme aber auch ursprünglich aus dem Bereich elektrische Gitarre ( über 30 Jahre Erfahrung ) und meine musikalische Praxis war sogar auch ziemlich lange 'instrumentenfrei'... bei Interesse: http://www.myspace.com/bernhardguenter . Ich mich aber inzwischen besser über die Herren Denner, König, Klosé, Buffet / Böhm, Albert und Öhler informiert und sehe ein gutes Stück klarer.

Das 'x' von 'oiseaux' kann ich wohl nicht mehr entfernen, es ist aber auch zu erklären: ich betreibe seit 1995 ein Label mit dem Namen trente oiseaux [ http://www.trenteoiseaux.eu und http://www.myspace.trenteoiseaux ] und kann nicht entfernt schätzen, wie oft ich in dieser Zeit 'oiseaux' getippt habe - es geht jetzt auf jeden Fall voll automatisch.

Eine Frage hätte ich noch: lohnt sich eigentlich die Mühe, das Blatt mit einer Schnur zu befestigen? OK, ich nehme an, das kommt darauf an, wer man ist, aber fragen kann man ja mal...

:rocker:

Viele Grüße,
Bernhard

intune
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Re: F. Arthur Uebel 619

Beitrag von intune »

binden oder nicht ist eine frage wie katholisch oder evangelisch - wer glaubt besser?..


....also eine ansichtssache m.e. - die eingefleischten binder schören darauf und lehnen die zwinge ab, die es übrigends schon seit ca 1840 gibt.

Heidrun Eichler
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Re: F. Arthur Uebel 619

Beitrag von Heidrun Eichler »

Hallo Bernhard,

hab mal reingehört in Deine Musik, die ist echt interessant, um nicht zu sagen schön und beruhigend.
Passt zwar nicht in dieses Forum, aber: sind das Zufallsklänge oder wie funktioniert das?


Es könnte heute schneien (500-600 m SChneefallgrenze), lassen wir uns überraschen.

Gruß
Heidrun

oiseaux-de-neige
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Re: F. Arthur Uebel 619

Beitrag von oiseaux-de-neige »

@intune
Das hab' ich mir gedacht... ich werd's mal ausprobieren, obwohl ich mir denke, beim Konzert mal gerade das Blatt zurecht rücken könnte mit der Schnur knifflig werden. Aber 'Zwinge' ist ja echt ein fieses Wort für die arme Blattklemme!

@ Heidrun
Meine Musik ist zum Teil Komposition ( die elektro-akustischen Stücke ) und zum Teil Improvisation, wobei ich Improvisation als Komposition im Augenblick verstehe. Zufall ( wie wir Ketten von Ursache und Wirkung nennen, die wir nicht verstehen ) kommt bei sowohl bei Improvisation wie Komposition ins Spiel, ist aber nicht ihre Grundlage ( ich könnte mich hier über John Cages sogenannte Zufallsmusik auslassen, aber das passt noch weniger in dieses Forum ).

Am wichtigsten finde ich persönlich in diesem Zusammenhang die Intuition, die uns Augenblicksentscheidungen auf Grundlage der Summe unserer Erfahrungen ermöglicht.

Ich hoffe, das ist nicht zu theoretisch - einfach ausgedrückt versuche ich bei der Musik das zu machen was im gegebenen Moment angebracht ist und funktioniert. Ich muss also musikalische Entscheidungen treffen. Beim Komponieren habe ich mehr Zeit darüber nachzudenken, beim Improvisieren muss es schneller gehen und meine Erfahrung als Musiker muss mir dabei helfen, sinnvolle Strukturen sozusagen ad hoc aus dem Hut zu ziehen. Beides kann natürlich auch schiefgehen, aber auch daraus lernt man...

Viele Grüße,
Bernhard

intune
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Re: F. Arthur Uebel 619

Beitrag von intune »

...einfach ausgedrückt .... = sphärisch(er) jazz, :smile:

oiseaux-de-neige
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Re: F. Arthur Uebel 619

Beitrag von oiseaux-de-neige »

Tja, diesmal muss ich wohl die Terminologie korrigieren: Jazz ist das, was ich mache, nicht. Nicht dass ich etwas gegen Jazz hätte, ganz im Gegenteil, aber die improvisierte / freie Musik hat sich schon lange von Jazz gelöst und auch ein eigenes, sehr weit gefächertes musikalisches Vokabular geschaffen und sich dabei auch das musikalische Vokabular der Neuen Musik ( wie die zeitgenössische akademische Musik sich gerne nennt ) angeeignet. Ich habe z.B. mit den Kollegen Michael Vorfeld und Reinhold Friedl ein improvisiertes Album veröffentlicht, Message Urgent, das eher an die Kompositionen von Iannis Xenakis als an Jazz erinnert - es ist auch alles andere als sphärisch, sondern enorm intensiv.

Es ist schon wahr, dass mit dem Jazz die Improvisation in der westlichen Musik wieder mehr Fuß gefasst hat und der Free Jazz geholfen hat, der improvisierten Musik den Weg zu bereiten, aber diese hat dann auch viele Stilmittel das Jazz hinter sich gelassen. Typische Jazz-Stilmittel fehlen bei meiner Musik eigentlich völlig.

:pardon:

Aber noch mal was zu meiner FAU 619: nachdem ich sie jetzt besser kenne, habe ich mich heute morgen mal hingesetzt und ausprobiert wie denn Mehrfachklänge ( aka multiphonics ) und mikrotonale Intervalle bei ihr so kommen und bin sehr zufrieden. Sie spricht gut an und die doch manchmal sehr kippeligen Multis ( will heißen, kippen gerne in einen der Teiltöne um oder fangen überhaupt an erbärmlich zu quietschen ) sind gut zu kontrollieren. Ringklappen und offene Tonlöcher sind natürlich sehr hilfreich bei solchen Techniken.

Ich war auch beim Laden meines Vertrauens und habe ein paar Blätter besorgt. Bei der Gelegenheit habe ich Robert, dem dortigen Musikinstrumentenbaumeister, von der FAU erzählt, und ihm auch das Albert-ähnliche ( ich bin vorsichtig geworden, nicht wahr? ) System erklärt. Der meinte gleich: "Ach, eine 19-er!" - ich: "19-er?" - er: "Was für eine Nummer steht denn drauf?" - ich: "Es ist eine 619."; er: "Sag' ich doch, eine 19-er - die sind gut!". Wenn er das sagt, stimmt es wohl, denn er lügt nie: einem Freund von mir, der ein anderes Mundstück für seine Trompete kaufen wollte, riet er, das Geld in ein paar Unterrichtsstunden zu investieren. Hat der auch gemacht und kein neues Mundstück gebraucht.

:smile:

Die getesteten Blätter sind bislang Pilgerstorfer 'Classic' 2 ( kannte ich nicht, eine Empfehlung des Ladens, gefallen mir sehr gut ) und Steuer Esser Solo 2 und 2.5, wobei mir die nicht eingespielten 2.5er auf dem Zinner #5 noch etwas schwer fallen. Es wird sich zeigen, was es letztendlich werden wird...

Genug erzählt für heute! Hier kann man mich bei der Arbeit sehen und die Videos auch in guter Qualität herunter laden:

http://collection-microscope.blogspot.c ... lvain.html
http://collection-microscope.blogspot.c ... -rude.html

Viele Grüße,
Bernhard

intune
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Re: F. Arthur Uebel 619

Beitrag von intune »

hm...

alport
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Re: F. Arthur Uebel 619

Beitrag von alport »

Herzlichen Glückwunsch zu deiner Uebel 619-Klarinette!

Ich besitze selbst seit ca. 1982 eine und bin immer mehr begeistert von ihr!
Auch vom Preis hast du da ein absolutes Schnäppchen gemacht.
Ich habe noch das Originalmundstück, ein LEBÜ, Nr. 8522 (das ist wohl die Seriennummer?)
und finde beide in Kombination haben einen sehr schönen Klang. Ich bin übrigens
auf der Suche nach einem Ersatzmundstück und habe schon einige probiert.
Wurlitzer M3+ paßt nicht, der Zapfendurchmesser ist zu groß.
Zinner 22 B (S) Bahn 3 und Pomarico Glas Bahn** passen zwar, aber mit ihnen
erreiche ich nicht den Klang des LEBÜ-Mundstückes, bei gleichen Blättern (Vandoren WM 3).
Nun habe ich mir 3 Vandoren-Mundstücke bestellt: VD2-VD4. Mal sehen was die so bringen.
Zur Anmerkung: ich spiele in einem sinfonischen Blasorchester.

Auch suche ich nach Unterlagen über diese Klarinette, evtl. einem alten Uebel-Katalog mit
Beschreibung.
Ich hatte hier schon mal eine Frage zur Uebel 619 gestellt. Leider scheint kaum jemand
das Instrument zu kennen.

Viele Grüße
al.port.

Dr. Enrico Weller
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Re: F. Arthur Uebel 619

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Liebe Freunde der FAU-619-Klarinette,

an dieser Stelle noch einige kleine Bemerkungen von meiner Seite.

Das Modell 619 war um 1980 herum das einfachste im Uebel-Sortiment. Mit 17 Klappen (gestanzt), 5 Ringen, 3 Trillern und keiner der beiden Heber für den linken Kleinfinger stand man noch „unter“ dem bis heute gebauten Basismodell 621. Gemeinsamkeiten mit der sog. Albert-Klarinette sind sicherlich vorhanden, spielten aber bei der Bezeichnung keine Rolle (zumal in den 1970er und 1980er Jahren).

Nichtsdestotrotz können diese Klarinetten gut klingen, ein Weniger an Klappen und Tonlöchern hat ja – vorausgesetzt alles andere stimmt – auch Vorteile für den Ton. (Die 619 war um die Tonlöcher leicht trichterförmig gehalten, was möglicherweise zu einem freieren Ton führte.)

Entscheidend ist aber das passende Mundstück. Und da hatten die Uebel-Klarinetten zwischen den 1960er und 1980er Jahren ihre Eigenheiten, die der Herstellung im Baukastenprinzip und gewissen äußeren Angleichungen an die Boehm-Klarinette geschuldet waren. Das begann bei der äußeren Mundstückform und ist heute noch zu spüren bei der verkürzten Zapfenlänge (17 x 22 statt 18 x 22,5). Hinzu kommen noch andere Relationen im Bereich der Birne, so dass die Verwendung heutiger Mundstücke zu einem schönen Abenteuer werden kann. (Oder am besten einen 17er Zapfen bestellen.)

Das Lebü-Standardmundstück war übrigens die 8822, für die besseren Modelle gab es dann das Uebel-Mundstück 8522. Das ist keine Serienummer, sondern zeigt das Verhältnis von Weite und Länge der Bahnöffnung an.

Das Verwenden von Blattschraube oder –schnur bei den Mundstücken deutscher Klarinetten mag zwar wie ein Konfessionsstreit anmuten, hat aber seine Hintergründe in der sogenannte „geschweiften Bahn“, auch als Schütte-Bahn oder Dresdener Bahn bezeichnet. Wenn also die Auflage des Mundstücks leicht nach innen (konkav) gewölbt („geschweift“) ist, dann erhält das Blatt eine größere Spannkraft und Schwingungsfähigkeit – vorausgesetzt, es ist aufgebunden. Denn nur die Druckpunkte der Blattschnur, die durch das „Wickeln“ entstehen, schaffen diese Spannung. Eine Schraube oder ähnliche Fabrikate können das nur bedingt erreichen (vgl. Kroll S. 20, Reil/Weller S. 20).

Inwieweit dieser Zusammenhang einer exakten wissenschaftlichen Untersuchung standhält, weiß ich nicht, könnte mich dazu aber befragen. Aber – und jetzt wird es wieder konfessionell – ich glaube daran, und mit mir viele andere Klarinettisten in diesem unserem Lande.

Amen und noch einen schönen Abend

Enrico Weller

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