verwirrende Firmengeschichten

Moderatoren: Dr. Enrico Weller, Mario Weller

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Gabi
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Registriert: Mi 04. Apr 2007, 16:17
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verwirrende Firmengeschichten

Beitrag von Gabi »

Hallo, lieber Dr. Enrico Weller


Nun kommts ganz dicke.... :oops:

Je mehr ich hier frage, desto mehr Fragen tauchen auf…. :shock:

Diese Firmengeschichten überfordern mich gerade :? …da gehören Instrumentenbauer plötzlich zusammen, die ich noch gar nicht in einen Zusammenhang gebracht hatte.

Ich versuche das mal auseinanderzuklamüsern; bitte korrigieren Sie mich, wenn ich irgendwo einen Denkfehler habe. Sonst blicke ich irgendwann gar nicht mehr durch.


Adler-Heinrich
Johannes Adler + Alexander Heinrich (incl. Max König & Söhne in Zwota/Sachsen)
1963 J. Adler : Adler Blockflötenbau KG
1972 verstaatlicht in VEB Blockflötenbau
später auch A. Heinrich u. König (u. andere)
1976 VEB Blockflötenbau in VEB Musima eingegliedert.
1992 Adler-Heinrich-Blockflötenbau GmbH Markneukirchen.
Flöten, die mit Venus, Saturn, Musikus gekennzeichnet sind, gehören zu Adler-Heinrich.



Migma
Migma ist eine Vereinigung von Handwerksmeistern des deutschen Instrumentenbaus.
Vertriebsunternehmen
Migma wurde 1943 in Markneukirchen gegründet.
welche BF-Bauer??????
Schneider und Meinel gehören heute noch zu den Mitgliedern.


Uebel
F.G. Uebel Blockflötenherstellung in den 1930er Jahren
F. Artur Uebel BF-Herstellung bis 1963 unter dem Namen HERWIGA.
(Auch wieder ein Name, für den ich nun, dank Ihnen, eine Erklärung habe!) Nach 1963 Werner Uebel, dem HERRNSDORF gehörte, als Erbe.
G. Rudolf Uebel = Lebü


Herrnsdorf
1865 Gründung Gustav Herrnsdorf
1920er Jahre Max Werner Uebel kaufte den Namen
1964 halbstaatlich; Herrnsdorf KG
1972 VEB Blockflötenbau Markneukirchen
1978 zum VEB Musima Markneukirchen
Kann es sein, dass er seine Blockflöten mit WM (umgekehrte Form der Anfangsbuchstaben seiner Vornamen….Diese Art der Namensgebung ist mir nun schon ein paar Mal begegnet.) gekennzeichnet hat?


Peter Harlan
(Ich habe inzwischen viel über ihn gelesen; ein interessantes Leben, das ich aber jetzt hier nicht auseinanderpflücken werde….)
1921 (oder 1926?) Bau seiner ersten Blockflöte mit dem berühmten Fehler (deutsche Griffweise)
Zusammenarbeit u.a. mit Kurt Jakob (????) und Kehr (?????). Die Blockflöten kamen als Harlan-Blockflöten auf den Markt.
(Ich weiß, dass es auch Kehr-Blockflöten gibt….?????? Hat Kehr zusätzlich auch eigene Blockflöten entwickelt?)
Schulblockflöten unter dem Namen „Bärenreiter“



Bärenreiter
s.o.
die letzten Modelle vor der Grenzschließung gebaut in der Firma Kruspe, Erfurt?
Danach bis 1965 bei Mollenhauer…in Fulda oder Kassel?


Rudolf Otto
Bevor Moeck selber in die BF-Produktion ging, bezog Hermann Moeck von Otto die Instrumente, die er im Versand verkaufte.
In der Otto-Werkstatt wurde die bekannte Tuju-Form entwickelt.


Musima
VEB s.o.
Gibt’s Musima als „Firma“ (VEB gibt’s ja nicht mehr) immer noch?
Mussten die Instrumentenbauer von Musima alle ihre Instrumente mit dem Namen „Musima“ kennzeichnen? Oder durften sie zum Teil ihren eigenen Namen weiter verwenden?



Hab ich alle die, über die man was wissen sollte????


Ist jetzt, glaub ich ein bisschen viel geworden…. :roll: :oops:



Verwirrte Grüße,
Gabi Bild
Zuletzt geändert von Gabi am Mo 16. Apr 2007, 20:07, insgesamt 1-mal geändert.

Mario Schmalfuß

Beitrag von Mario Schmalfuß »

Ich hab zwar von der Kennzeichnungspraxis bei Musikinstrumenten keine Ahnung, aber mal was prinzipielles zum Thema Musima und Migma vorweg:

Der ehem. VEB Musima (wie auch der ehem. VEB Blechblas-und Signalinstrumenten-Fabrik) übernahmen im Laufe der DDR-Zeit eine ganze Reihe kleiner bis dato selbstständiger Firmen und damit auch die Markenrechte dieser. Es wurden also durchaus Instrumente unter diesen Marken gebaut ohne das diese der ursprüngliche Meister gefertigt haben muß. Anders vehielt sich das bei der Migma, die wurde als Genossenschaft gegründet und bestand auch in der DDR als solche. Man kann also hier davon ausgehen das ein Instrument aus der Werkstatt stammt die auch draufsteht. Ich hoffe das ich jetzt nix falsches geschrieben hab :wink:

Gabi
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Migma

Beitrag von Gabi »

Hallo Admin Mario Schmalfuß :)

Danke für Ihr "vorab" :wink:

Auf meine Anfrage bei Migma wegen einer Flöte, die mit "Migma" gekennzeichnet ist (jaaaaaaaaaaa...ich frag mich auch woanders durch... :wink: ),
bekam ich folgende Antwort:

Zitat:
Zu den unter dem Migma-Namen laufenden Flöten gibt es leider keine Aufzeichnungen, wer wann und unter welchem Modell
im Laufe der Jahre bis etwa 1990 gearbeitet hat. Es gab im Laufe der Zeit mehrere Werkstätten, die Migma-Mitglieder waren
und dann irgendwann altershalber geschlossen wurden....

Dr. Enrico Weller
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Firmengeschichten

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Liebe Gabi,

Sie haben ja schon allerhand zusammengestellt. Und Frau Eichler und Herr Schmalfuß haben Ihnen in den letzten Tagen schon so viele Anregungen und Informationen gegeben, dass ich mich – zumal das Forum nur einen kleinen Teil meiner Freizeit belegt – recht kurz fassen kann.

• Der Beginn der vogtl. Blockflötenrenaissance war nach allgemeiner Ansicht im Jahre 1926, alle anderen (früheren) Angaben lassen sich schlecht aufrechterhalten.
• Zu den Migma-Mitgliedern hat die Genossenschaft, die nach wie vor viele unserer Handwerker betreut, möglicherweise noch eigene Unterlagen(s. das Verzeichnis auf unserer Homepage).
• Den Betrieb Musima gibt es als Unternehmen nicht mehr (Insolvenz einige Jahre nach der zweiten, zunächst Erfolg versprechenden Privatisierung 2003). Um diese Marke aber nicht genauso global frei verfügbar zu machen wie manche andere, wurde das Firmenzeichen von der Stadt Markneukirchen zurückgekauft und 2005 sogar von der Firma Adler-Heinrich für verschiedene Saiteninstrumente verwendet. Wie im Falle der Marken „Adler“ und „Heinrich“ wurden in den VEBs oft die Namen der ehemaligen Eigentümer weiterverwendet, denn diese hatten in der westlichen Welt einen guten Ruf und aufgrund unserer DDR-Mark ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Um die Sie verwirrenden Firmengeschichten systematisch darzustellen, müsste man wohl mindestens eine Examensarbeit in Auftrag geben, weil eben viele mündlich übermittelte Daten noch in Unterlagen (Handelsregisterakten, Familienregister etc.) zu überprüfen, zu belegen bzw. auch zu vergleichen sind. Da wird es dann richtig zeitaufwändig und auch bei einem Besuch in Markneukirchen werden Sie sicherlich entsprechend viel Zeit aufbringen, um noch manches weitere Detail zu erfahren.

Zunächst viele Grüße
E. Weller

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