Ralf Schneider ---- Gebr. Schneider

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Gabi
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Ralf Schneider ---- Gebr. Schneider

Beitrag von Gabi »

Hallo, liebes Museums-Team

Können Sie mir etwas Firmen-geschichtliches über die Firmen "Ralf Schneider" und "Gebr. Schneider" sagen?

Viele Grüße und einen schönen Tag
:) Gabi

Gabi
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???

Beitrag von Gabi »

Halloooooooooooooooooooooooooooo

Wo seid ihr??????????????????????

:shock: :shock: :shock: :shock: :shock: :shock: :shock: :shock: :shock: :shock: :shock: :shock:

Johannes Meinel
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Beitrag von Johannes Meinel »

Hallo Gabi,

eigentlich hatte ich gehofft, dass ein Mitglied der Familie Schneider Ihre Frage beantwortet. Es wäre ja die erste Adresse. Jetzt versuche halt ich einmal einiges zu dieser Firma (oder besser gesagt zu den Werkstätten) zu schreiben. Gegründet wurde die Firma "Gebr. Schneider" im Jahre 1992 von drei Brüdern. Sie übernahmen die Werkstatt ihres Vaters Werner Schneider in Zwota (bei Klingenthal). Allerdings wurde die Werkstatt bereits von Urgroßvater 1864 gegründet. Gefertigt werden Schüler- sowie Barock-Blockflöten in Kleinserien. Die Firma ist in Zwota, Markneukirchner Straße 65, Tel.: 037467/ 22515.
Ein weiterer Sohn, Ralf Schneider, gründete nach seiner Lehre beim Vater 1977 eine eigene Werkstatt in Zwota. Er fertigt u.a. in Zusammenarbeit mit der Erfurter Firma Hüller die Serie "Telemann-Blockflöten". Er verwendet neben Ahornholz auch Birnbaum, Kirsche, Palisander und Cocobolo. Seine Anschrift lautet: 08267 Zwota, Klingenthaler Straße 8, Tel.: 037467/ 22234.
Ich hoffe die Angaben helfen erstmal etwas weiter.

Viele Grüße aus dem schönen Vogtland sendet

Hannes

Gabi
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Beitrag von Gabi »

Hallo Hannes

Ja, vielen Dank. Das bringt mich schon mal ein bisschen weiter.
Was wurde denn 1864 in der Werkstatt vom Urgroßvater hergestellt? Auch schon Blockflöten?

Ich bin etwas über "Cocobolo" gestolpert...
Soweit ich weiß, wird dieses Holz gar nicht mehr verwendet, weil es zu allergischen Hautreizungen führen kann.
Moeck hat Flöten aus Cocobolo zuletzt im dem 2. Weltkrieg angeboten, als die Reaktion auf dieses Holz bekannt wurde.

viele Morgengrüße
:) Gabi

Johannes Meinel
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Beitrag von Johannes Meinel »

Hallo Gabi,

es stimmt schon, Cocobolo ist nicht gerade das "gesündeste" Holz für den Hersteller und Spieler. Es kann zu Reaktionen wie Brechreiz und Sehstörungen führen. Aber ähnliche Symptome treten auch bei anderen tropischen Hölzern auf (z.B. Palisander). Es ist aber nicht jeder davon betroffen.
Was in der 1864 gegründeten Werkstatt hergestellt wurde, ist mir leider auch nicht bekannt. Blockflöten waren es sicher nicht. Diese wurden erst in den 1920er Jahren hier im Musikwinkel von Peter Harlan wieder zum Leben erweckt. Im Weltadressbuch von Paul de Wit (1909) steht ein Eintrag: Zwota; Schneider, Albertus, Markneukirchner Straße 72B, Holzblasinstrumenten-Macher. Es ist der einzige "Schneider" und könnte ein Vorfahre der heutigen Instrumentenmacher sein. Vielleicht wurden damals einfache Querflöten oder Klarinetten gefertigt. In der Familie Schneider weiß man da sicher mehr.

Viele Grüße

Hannes

Gabi
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Beitrag von Gabi »

Das schwierige ist, daß bei euch in der Gegend irgendwie alle Schneider und Adler und Meinel usw. heißen :D :D :D
Und alle haben was mit Instrumentenbau zu tun.
Wer soll denn da noch durchblicken :wink:

Johannes Meinel
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Beitrag von Johannes Meinel »

Hallo Gabi,

bei uns heißen nicht alle Schneider, Adler oder Meinel. Es gibt auch hunderte von Glass, Herold, Rauner, Schlosser (in Klingenthal) oder Voigt, Schmidt, Renz, Schuster (in Markneukirchen). Es gibt also eine "große Vielfalt" von wunderschönen Namen. Ich bin übrigens auch ein "waschechter" Meinel :lol: :(

Gruß Hannes

Gabi
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Meinel

Beitrag von Gabi »

Hallo Hannes

ein waschechter Meinel von den waschechten Blockflöten-Meinel? :D
Oder gibts noch andere Meinels? :wink:

Wie kommt es eigentlich, daß sich sooooooooviele Instrumentenbauer...egal was für welche....gerade im Vogtland angesiedelt haben? Und das schon seit ewigen Zeiten...also vor dem 20 Jahrhundert... Warum ausgerechnet dorthin und nicht nach Bayern oder auf eine ostfriesische Insel oder sonstwo hin?
Das ist ja eine geballte musikalische Macht in eurer Gegend! :shock:
Ich finde das so faszinierend! Man hat das Gefühl, daß alles vom Vogtland ausging.... :)

Gruß, Gabi Bild

Johannes Meinel
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Beitrag von Johannes Meinel »

Hallo schreibfleißige Gabi,

warum so viele Instrumentenmacher sich hier im Vogtland angesiedelt haben, ist eigentlich nicht mit ein paar Sätzen zu erklären. Es ist eine recht lange Geschichte. Es hat viel mit der Gegenreformation und dem 30jährigen Krieg (1618-48) zu tun. Die evangelischen, böhmischen Geigenmacher aus dem Egerland wurden damals aus dem katholischen Böhmen vertrieben und siedelten sich im nahen evangelischen Vogtland an. Die Bayern waren ja ebenfalls katholisch. In Markneukirchen wurde dann im Jahre 1677 die erste deutsche Geigenmacher-Innung gegründet. Das waren die Anfänge. Später kam noch die Blasinstrumentenbau hinzu, und der ist eng mit der Familie Eschenbach aus Markneukirchen verbunden. Johann Isaak Eschenbach lernte ab 1748 in Leipzig bei Gottlieb Crone den Metallblasinstrumentenbau. Ich fürchte, wenn ich jetzt auch noch über Holzblasinstrumentenbau schreibe, oder über die Saiten- und Bogenmacher, wird meine Antwort etwas zu lang.
Natürlich könnte man fragen, warum es in Böhmen damals schon Geigenmacher gab. Es hängt sicher mit dem Bergbau und den damaligen Handelswegen zusammen. Der Bergbau zog natürlich viele Menschen an und diese brauchten auch "Unterhaltung" (Musik). Wenn man musiziert, braucht man Musikinstrumente und deren Hersteller. So könnte vielleicht der Instrumentenbau nach Böhmen gekommen sein. Man könnte das jetzt noch wissenschaftlicher Darstellen mit Jahreszahlen und Namen. Aber ich glaube, das wird in diesem Rahmen zu viel. Vielleicht noch eine andere Anmerkung. Auch die böhmischen Geigenmacher waren nicht die ersten im Erzgebirge. Bereits im 16.Jh. gab es in Randeck (bei Freiberg) Geigenmacher. Es waren Mitglieder der Familie Klemm. Ungefähr 30 Geigenmacher sind bekannt. Aber das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte.
Übrigens bin ich kein "Blockflöten-Meinel". Mein Großvater hat zwar Blockflöten gebaut , aber der hieß Lenk. Ich bin also höchstens ein "Blockflöten-Meinel/Lenk". Du fragst, ob es noch andere Meinels gibt. Wenn ich Dir schreibe, dass ich der einzige Meinel im Vogtland bin, glaubst Du mir ? :roll:

Viele Grüße sendet Dir

Hannes

Gabi
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Beitrag von Gabi »

Hallo Hannes
Hallo schreibfleißige Gabi
...und du Armer musst das immer alles lesen!
Alle anderen haben sich wohl vor mir versteckt.... :shock: :D :D
Du fragst, ob es noch andere Meinels gibt. Wenn ich Dir schreibe, dass ich der einzige Meinel im Vogtland bin, glaubst Du mir ?
Na kar!!!!! :wink:
Wenn es da mehr geben sollte, überseh ich die mal einfach großzügig! :wink:

Bei deiner Erklärung mit den nach Unterhaltung suchenden Bergbau-Menschen musste ich doch etwas grinsen....
...und ich hab mich gefragt, was die Menschen hier im Ruhrpott denn für Unterhaltung hatten. Bergbau haben wir hier schließlich sooooooooviel gehabt, daß unser Untergrund gängedurchzogen ist wie ein alter Maulwurfsbau! Ab und zu tut sich auch schon mal die Erde auf und verschlingt Autos und Busse.... :o
Hätten die Instrumentenbauer nicht mal 600 km weiter in den Westen gehen können? Unsere Bergmänner mussten wohl singen..
"Glück auf. Glück auf. Der Steiger ruft...." (*sing*)

Hm...mir fällt übrigens tatsächlich kein (alter) Insrumentenbauer hier im Ruhrgebiet ein....

grübelnde Grüße,
Gabi Bild

Johannes Meinel
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Beitrag von Johannes Meinel »

Hallo Gabi,

natürlich ist der Bergbau nicht der einzige Grund für den Instrumentenbau in unserer Region. Das mit der Gegenreformation stimmt übrigens. Ein Faktor war sicher auch das Holz. Für den Geigenbau sollte man eigentlich Hölzer nehmen, die in einer Höhe von ca. 800-1000 Metern gewachsen sind (Geigenmacher steinigt mich wenn's nicht stimmt). Ich glaube im Ruhrgebiet gibt es 1000 Meter nur in die Tiefe. Bei uns kommt es in etwa hin (ich meine die Höhenlage). Andere Geigenbauzentren wie Mittenwald, Mirecourt, Cremona usw. liegen ebenfalls in dieser Höhe, oder die Berge sind nicht weit entfernt. Also die Materialbeschaffung ist ganz wichtig.
Warum die Geigenmacher nicht 600 Km weiter gezogen sind, kann ich auch nicht genau sagen. Vielleicht sind einige noch unterwegs und erreichen in einigen Tagen das Ruhrgebiet. Man darf niemals die Hoffnung aufgeben.
So langsam können wir beide ein eigenes Forum eröffnen. Oder?

Glück auf :lol:

Hannes

Gabi
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Beitrag von Gabi »

Hallo Hannes

au ja...wir sollten tatsächlich ein eigenes Forum aufmachen...eine "musikalische Plauderecke" oder so. :wink: So richtig gemütlich mit Kaffee und Kuchen und vielleicht kann man ja auch mal zusammen musizieren. Hm...spielst du überhaupt ein Instrument??? Jetzt muss ich doch noch mal eben nachsehen, was Heidrun über dich erzählt hat....
.....Moment......
aaaahhhh jaaaaa......
Zitat: "Herr Meinel ist der Fels in der Brandung,der nicht nur hier versucht, mit den Antworten am Ball zu bleiben, sondern auch noch so einige emails am Tag beantwortet und an der Datenbank weiterarbeitet."

So wirklich viel mehr weiß ich immer noch nicht. :mrgreen:
...ausser, daß du sehr fleißig bist!

Das mit den Geigenhölzern war mir überhaupt nicht bekannt!
Man weiß ja schon, daß sich nicht alle Hölzer gleich gut eignen. Und daß es gut gelagert sein muss...
Gibts so etwas auch bei anderen Instrumenten?
Sind die Eigenschaften des Holzes denn so anders, wenn der Baum auf einem Berg gewachsen ist?
Was ist der Grund?

Nein. Berge haben wir nicht. Aber so ganz platt wie Ostfriesland oder die Niederlande ists hier auch nicht. Vielleicht reichen unsere Bäume ja schon für eine Billig-Geige...wenn denn die Geigenbauer endlich mal hier ankommen.... :D :D :D
Aber eigentlich hätte ich viel lieber die Blockflötenbauer hier Bild

Bis bald
:) Gabi

Johannes Meinel
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Beitrag von Johannes Meinel »

Hallo Gabi,

eine musikalische Plauderecke mit Kaffe und Kuchen wäre eigentlich nicht schlecht. Ob der Kuchen aber für ALLE reicht :?:
Naja, wenn Heidi meint, dass ich der Fels in der Brandung bin? Ich weiss auch nicht so recht. Dann soll ich noch fleißig sein ? Ich erröte :oops:
Vielleicht kriege ich jetzt noch die Kurve und komme zum Holz zurück. Also für den Streichinstrumentenbau ist es angeblich wichtig, dass die Jahresringe bei den Bäumen (Fichte) eng- oder besser gesagt feinjährig sind. Bei Bäumen, die so ab 800 Metern lansam wachsen, ist dies der Fall. Es gibt aber auch gute alte italienische Geigen, bei denen die Jahresringe weiter auseinander sind. Ein Dr. Holz (das war wirklich sein Name) aus Markneukirchen hat mir vor Jahren gesagt, dass es Geigendecken auch aus Haselfichte gibt, die auch recht gut klingen. Bei der Haselfichte sind die Jahresringe etwas "wellenförmig". Man sieht also, ein allgemeingültiges Rezept gibt es im Streichinstrumentenbau nicht. Alles muss irgendwie zusammenpassen: gutes abgelagertes Holz, guter Lack, guter Geigenmacher und natürlich einen guten Spieler. Von allein spielt kein Instrument. Jetzt hab ich abgelagertes Holz angesprochen. Ein weiteres Problem. Da gibt es zum Beispiel die Lufttrocknung (10,20,30 Jahre und mehr) und die Trocknung in der Trockenkammer (vielleicht 2 Wochen). Die Auswirkung auf das Holz ist natürlich immer anders. In diesem Forum würde das jetzt zu weit gehen. Das Thema ist bei Kaffe und Kuchen besser aufgehoben. Oder ein anderer Fachmann beteiligt sich noch an UNSEREM Forum.
Du fragst, ob ich auch ein Instrument spiele. Früher war ich mal ein "Basser" (Altrocker); ich hab mittlerweile den Bass an den brühmten Nagel gehängt, und heute weiß ich nicht mal mehr wie viele Saiten ein Bass hat ( 3 oder 9?).

Glück auf

Hannes

PS:. Natürlich kann man auch aus Grubenholz Geigen bauen

Gabi
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Beitrag von Gabi »

Hallo Hannes

na, das weiß ich aber doch auch nicht, wieviel Saiten ein Bass hat....Du kannst ja wenigstens noch nachsehen. :wink:
Aber ich glaube, Bass und Blockflöte klingt ganz gut zusammen. Und so einen Bass kann man doch auch wieder runterholen vom Nagel.....
Müsste man mal ausprobieren. Aber rockige Musik kriege ich bestimmt nicht hin; oder ich muss gaaaaaaaaaanz viel üben. Und ich bin doch so übefaul! :roll:
Kann dein Bass auch Händel oder so? :wink:
Aber das sollten wir besser vor dem Kuchenessen machen. Sonst rutschen mir zuviele Krümel in meine Flöte und dann muss sie vielleicht zum Flötendoktor.

Das mit dem Berg- und Talholz ist ja wirklich interessant. Das muss ich gleich mal im Blockflöten-Forum erzählen und fragen, ob es sowas auch bei Flöten gibt.
Und Geigen aus Grubenholz...na, ich weiß nicht...das macht so schwarze Finger :? :D :D

Hurra, die Sonne scheint! :) Gabi

Johannes Meinel
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Beitrag von Johannes Meinel »

Hallo Gabi,

ich glaube bei Blockflöten spielt die Höhenlage der Bäume keine Rolle. Das jeweilige Holz wird in viereckige Kanteln gesägt und vor der Verarbeitung (Bohren, Drehen) in Stearin gekocht. Auf diese Art wird das Holz imprägniert und nimmt kaum Feuchtigkeit auf.
Mein Bass kann Händel spielen :!: :!: Ich nicht :cry:
Vielleicht probiere ich auch erst mal Blockflöte; aber eine ganz, ganz kleine :wink:

Gruß

Hannes (der Fels :? )

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