Alte Holzquerflöte von V.F.Cerveny

[deRMarco]

Hallo und guten Tag alle zusammen,

ich bin schon seit längerem im Besitz einer alten Querflöte, Gestempelt mit "V.F.Cerveny & S, CSR, Hradec Kralove", keine Seriennummer. Ich habe sie einmal auf Ebay als "Böhmflöte" ersteigert, dann aber festgestellt, das sie ein Schwedler-System besitzt (siehe Bilder). Ich spiele schon fast mein ganzes Leben Böhmflöte, daher lerne ich nebenbei zur Zeit dieses Griffsystem und finde es doch erstaunlich, wie gut manche Stücke damit spielbar sind.

Allerdings interessiert mich auch die Geschichte dieses Instruments, aber alle Suchen meinerseits zum Entstehungsjahr und wirklichem Hersteller (Cerveny hat doch nur Blechblasinstrumente gebaut, oder?) sind bisher ins Leere gelaufen, keiner hat ein Holzblasinstrument von diesem Hersteller. Daher meine Frage: Kann mir jemand etwas über den Sachverhalt "Cerveny-Holzblasinstrumente" und das evt. Alter sagen?


MfG deRMarco

PS: Ich bin übrigens nicht an irgendwelchen Preisen interessiert und möchte dieses Instrument auch nicht verkaufen, ich habe es erst restaurieren lassen und selbst mein Instrumentenbauer konnte mir nichts sagen, außer die Flöte ist noch in reiner Handarbeit entstanden

IMG_4953.jpg (57.55 KiB) 4680 mal betrachtet

[intune]

kompliment an den restaurateur - feine arbeit.

cherveny war m.w. mehr im metallbau zuhause, also dürfte das eine "fortschicker" flöte sein
dies sagt jedoch niochts über die qualität aus.

schwedler kuspe wurde relativ lang gebaut, nicht nur von kruspe.

[deRMarco]

Danke für die schnelle Antwort intune. Ja, sowas hab ich mir auch schon gedacht, Fremdfertigung und dann unter anderem Namen verkauft. Die Qualität wäre aber sehr gut laut meinem Instrumentenbauer, er führt da zum Beispiel die Metallrollen an den Klappen zum rutschen an... Die gibts nicht so häufig, meist sind die nur aus Plastik....
Dennoch erstaunlich das ich nur eine Seite im Internet gefunden habe, sie scheint also doch etwas seltenes zu sein
Vieleicht weiß noch jemand etwas...

MfG deRMarco

[Dr. Enrico Weller]

Hallo,

immerhin lässt sich das Alter der Flöte auf zwei Jahrzehnte eingrenzen. Denn die ČSR gab es nur von 1918 bis 1939. Dieser Anhaltpunkt hilft uns auch bei manchem Graslitzer Instrument weiter. Und dort würde ich letztlich den Hersteller der Flöte suchen. So wie die Graslitzer Fabriken, z. B. V. Kohlert's Söhne, einen Teil ihrer Produktion durch sächsische Großhändler vertreiben ließen, sind auch Kontakte nach Königgrätz vorstellbar.

Viele Grüße
E. Weller

[deRMarco]

Das hilft mir schon sehr weiter. Jetzt habe ich wenigstens das ungefähre Alter. Das müsste ja die Zeit gewesen sein, in der die europ. Orchester von konische Flöten auf zylindrische mit Böhm-System umgestiegen sind...
Da mein Tschechisch nicht gerade das beste ist kann ich den Hersteller also nur noch durch Instrumentenvergleiche heraus bekommen. Stellt sich dann nur die Frage, ob sich das dann auch lohnt. Daher meine Frage an die Museumsmitarbeiter: wäre es möglich die Flöte einmal direkt im Museum zu zeigen? Ich möchte wirklich nicht aufdringlich sein und keine Wertschätzungen erfragen, sondern nur die Herkunft ermitteln.

MfG deRMarco

[intune]

ich habe einen kohlert katalog aus der tschechischen zeit und schaue diese tage mal nach.

wenn die flöte hochwertig ist(lt. instrumentenmacher) kann sie durchaus von kohlert kommen und kohlert hat einen namen.

[Dr. Enrico Weller]

Hallo Marco,

gerne können Sie unser Museum besuchen. Aber das Vorzeigen der Kohlert-Flöte sollte nicht der einzige Grund Ihrer Reise sein. Denn wir besitzen kein Vergleichsinstrument dieser Firma und in unserer Bibliothek gibt es auch keinen historischen Kohlert-Katalog, so dass wir meine Vermutung weder bestätigen noch verwerfen können. Ich habe zwar etwas Material von Kohlert, aber da Ralph schon in seinem alten Katalog blättert, will ich ihn nicht ausbremsen.

Kohlert war in Graslitz eine deutsche Firma, insofern wäre die Sprache früher nicht das Problem gewesen. Aber es gibt kein Nachfolgeunternehmen mehr, an das man sich wenden könne. Allerdings ist die Firma Červený in Königgrätz als Teil von Amati-Denak in Kraslice noch aktiv. Eine Anfrage dort könnte nichts schaden. Vielleicht berichten Sie dann hier im Forum über das Ergebnis.

Viele Grüße
E. Weller

[deRMarco]

Ja da werde ich die Tage mal bei Amati anfragen, mal sehen ob sie noch Aufzeichnungen haben. Ich werde auch einmal die Bilder mit hinschicken, vieleicht bekomme ich ja eine Antwort. Das Ergebnis werde ich natürlich berichten.
Auch die alten Kataloge klingen nicht schlecht, vieleicht steht da auch was drin.

MfG deRMarco

[intune]

hach reiflichem studium der kohlert seiten komme ich zu dem schluss dass es sich um eine hüller flöte handelt.

kohlert hat natürlich auch f fuß gebaut aber als schwedler, zwei ringe oben und drei ringe unten!! - als alternative auch als pupeschi ausführung...dies alles in neusilber, versilbert und in SILBER!!!
auch die ansatzstücke konnten gewählt werden.
kohlert hatte eine sehr breite wahlmöglichkeit in der ausführung.

warum jetzt hüller?

die plateauklappen und die mit rollentasten versehenen griffe - ich meine er hatte darauf sogar ein patent ( Enrico kannst du da aushelfen?)

nach suche im eigenen fundus habe ich eine ähnliche quer gefunden die allerdings von meinel und herold vertrieben wurde - hier ist ein messingschild am fuss mit stiften verbunden .

interessant bleibt, dass alle rollen silberfarben sind und nicht die typische korallenrotfarbe der region markneukirchen hat.
(sonderwunsch?)



wie bei lotto und totto - alles ohne gewähr.

beste grüsse

intune

[deRMarco]

Ich kann erst mal nur sagen WOW! Das es doch noch so viele Informationen gibt und Leute die sich damit beschäftigen, ich hätte nicht gedacht das die Suche etwas bringt, erst mal Danke an alle!

Allerdings hätte ich da doch ein paar Fragen intune:

- Was ist ein F-Fuß? Eigentlich ist das doch ein H-Fuß?
- Ich habe die Seite http://www.oldflutes.com gefunden, darin werden viele alte Flöten gezeigt und beschrieben, auch Flöten von Hüller in der Rubrik "Reform flutes": Da sieht die Klappenform anders aus, meine hat wie einen extra Ring abgesetzt (siehe mein 2. Bild). Meinen Sie etwa diese Form als Plateauklappen?
- Die Rollen wundern mich auch, auf der Seite des deutschen Museums (http://www.deutsches-museum.de) ist eine Schwedler-Flöte von V.Kohlert, Graslitz abgebildet, die hat ebenfalls Metallrollen, passt aber von der Klappen- und Deckelform nicht. Können die Rollen nicht ein Hinweis auf das Herstellungsland sein?
- Das Material ist übrigens Neusilber.

MfG deRMarco

[intune]

klare sache - natürlich ein "H"-fuss!

die kohlert in münchen,
http://www.deutsches-museum.de/index.ph ... 2cda15f17c
müsste ja spiegelverkehrt gebaut worden sein für einen linkshänder, oder eben falsch abgebildet.

die metallrollen können ein sonderwunsch gewesen sein, oder wurden später hinzugefügt - da würde ich mich nicht so verbeißen.
die machart der klappen dürfte der schlüssel sein.

hier wäre noch eine adresse:
Die Deutsche Gesellschaft für Flöte e.V.

aus der distanz gesehen erscheint mit die flöte auf jeden fall von hoher handwerklicher kunst und damit ist der kreis der MÖGLICHEN hersteller begrenzt.

grüsse
intune

[deRMarco]

Also Amati scheint sich nicht zu melden, vor einer Woche hatte ich mal angefragt. Schade, da bleibt der Hersteller doch ein Geheimnis.

MfG deRMarco

[intune]

hallo,

hier eine ausschau einer kohlert flöte pupeschi system, im blick auf die plateauklappen.

grüsse


btw. das angebot ist überteuert!!!

[deRMarco]

Hallo,

ich sehe nix

MfG deRMarco

[intune]

mein fehler !!

http://www.ebay.de/itm/Schone-alte-C-Qu ... 33723b0aeb