Trompete Sächsische Musikinstrumenten-Manufaktur

Moderatoren: Dr. Enrico Weller, Mario Weller

Antworten
Hagenbieker
Beiträge: 3
Registriert: So 28. Jul 2013, 10:32

Trompete Sächsische Musikinstrumenten-Manufaktur

Beitrag von Hagenbieker »

Guten Tag,

durch einen Erbfall bin ich in den Besitz dieser Trompete gelangt.
Dem Herstellernamen nach scheint das Herstelldatum nach 1898 zu liegen (?).
Die olive Verpackung und die starken Gebrauchspuren legen eine militärische Verwendung nahe.

Da mir Blechblasinstrumente ansonsten vollkommen fremd sind, könnte mir bitte jemand bei der genaueren Bestimmung behilflich sein,
was es mit diesem Instrument auf sich hat -> was genau ist das, wann gebaut, wo verwendet, ...?

Damit wäre dann die Frage zu klären, ob eine Wiederherstellung zu empfehlen ist.

Vielen Dank vorab!

Michael Kohrs
2013_07_28_DSC_2637_.jpg
2013_07_28_DSC_2637_.jpg (45.08 KiB) 7293 mal betrachtet
2013_07_28_DSC_2640_.jpg
2013_07_28_DSC_2640_.jpg (26.71 KiB) 7293 mal betrachtet
2013_07_28_DSC_2644_.jpg
2013_07_28_DSC_2644_.jpg (24.77 KiB) 7293 mal betrachtet

Mario Weller
Metallblasinstrumentenbaumeister
Beiträge: 1383
Registriert: So 08. Apr 2007, 16:25
Wohnort: Markneukirchen

Re: Trompete Sächsische Musikinstrumenten-Manufaktur

Beitrag von Mario Weller »

Hallo Herr Kohrs,

durch viel Arbeit und anschließendem Urlaub war mir Ihre Anfrage zwar in Erinnerung, aber nun erst eine Antwort.

Das Baujahr Ihrer Zylindertrompete dürfte in den 1920er Jahren zu suchen sein. Anhand der ca. 40 cm von Schallstückrand bis zum Bug dürfte es sich um eine Trompete in C handeln, auch die Länge der Ventilzüge deutet darauf hin, obwohl die Perspektive täuschen kann.

Einen Hinweis auf Verwendung bei / im Militär kann ich nicht erkennen, vielmehr dürften "normale" Sinfonieorchester und Blasorchester die Heimat Ihres Instruments gewesen sein. Wegen der Stimmung in C ist aber auch die Verwendung in einem kirchlichen Posaunenchor nicht abwägig.

Ob sich eine Reparatur oder aber eine Restauration lohnt, kann nur ein Instrumentenmacher nach eigenhender Besichtigung beurteilen.


Mit freundlichen Grüßen

Mario Weller

Hagenbieker
Beiträge: 3
Registriert: So 28. Jul 2013, 10:32

Re: Trompete Sächsische Musikinstrumenten-Manufaktur

Beitrag von Hagenbieker »

Hallo Herr Weller,

vielen Dank für die Informationen.
Auf die möglicherweise militärische Nutzung bin ich durch den olivgrünen Leinensack und die extremen Gebrauchspuren gekommen, das gute Stück ist rundherum verbeult. Nach normaler Verwendung sieht das eher nicht aus. Die Spuren können natürlich der "Lagerung" auf einem Heuboden geschuldet sein, glaube ich aber nicht.
Die Bewertung der Reparatur wird gerade veranlasst. Da es sich um ein Gerät aus Markneukirchen handelt: gibt es bei Ihnen im Ort wohl einen Instrumentenmacher, der auf den Hersteller spezialisiert ist?

Mit freundlichen Grüßen
Michael Kohrs
Dateianhänge
2013_08_18_DSC_3448_.jpg
2013_08_18_DSC_3448_.jpg (31.46 KiB) 7176 mal betrachtet

Heidrun Eichler
Museumsmitarbeiter
Beiträge: 1226
Registriert: Do 22. Dez 2005, 13:58
Wohnort: Markneukirchen

Re: Trompete Sächsische Musikinstrumenten-Manufaktur

Beitrag von Heidrun Eichler »

Lieber Michael,

hier die Liste unserer Instrumentenbauer
http://www.museum-markneukirchen.de/Mus ... enbau.html


Man muss sich natürlich vorher genau überlegen, ob man jede Beule herausmachen lässt oder ob gewisse Gebrauchsspuren nicht auch ganz reizvoll sind für so ein Instrument. Natürlich sollte man versuchen, es zu konservieren, damit es noch lange erhalten bleibt.

Viele Grüße
Heidrun

intune
Beiträge: 1675
Registriert: Di 02. Okt 2007, 11:17
Wohnort: bei sinsheim

Re: Trompete Sächsische Musikinstrumenten-Manufaktur

Beitrag von intune »

ob man jede beule rausmacht,?


ich seuftze, wenn man mal an so etwas arbeitet, will man nur ein ziel sehen = das oprtimale.

viel erfolg.

Instrumantik
Beiträge: 109
Registriert: Fr 16. Jan 2009, 18:39
Kontaktdaten:

Re: Trompete Sächsische Musikinstrumenten-Manufaktur

Beitrag von Instrumantik »

Hallo Herr Kohrs,
noch zur Ergänzung ein Auszug aus einem Katalog der Fa. Sächs. Musikinstrumenten-Manufaktur Schuster & Co.
Der Katalog stammt aus den 30er Jahren, da ein nachträglicher Stempelaufdruck auf dem Titelblatt mit entehrendem Wortlaut die zeitliche Eingrenzung vorgibt.

Anhand der Fotos von Michael Kohrs tippe ich auf das Modell „Krone“ in der Qualität „Selecta“, was sicherlich auch in Schuster-Katalogen der 20er Jahre so dargestellt wurde. Denn zeitlich sehe ich das Baujahr der Trompete, wie Mario Weller, eher in den 20er Jahren.
Viele Grüße von
Dirk Arzig

http://www.brasstacks.de

Bild

Bild

Dr. Enrico Weller
Mitglied des Museumsvereins
Beiträge: 515
Registriert: Do 26. Jan 2006, 20:44
Wohnort: Markneukirchen

Re: Trompete Sächsische Musikinstrumenten-Manufaktur

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Lieber Michael,

noch eine Bemerkung zum olivgrünen Leinensack. Er mag zwar ein feldgraues und zeltbahnähnliches Aussehen haben, ist aber deshalb noch kein Hinweis auf eine militärmusikalische Nutzung Ihrer Trompete.

Zwar geben die alten Katalog nicht immer exakte Auskunft darüber, in welcher „Umhüllung“ die Instrumente geliefert wurden. (Das wäre mal eine interessante Forschungsaufgabe!). Aber wir können davon ausgehen, dass eine Tasche oder ein Etui nicht von vornherein dazugehört haben. Es sei denn, man bot z. B. Holzblasinstrumente ausdrücklich in überzogenem Holzfutteral an.

Im Katalog Nr. 70 der Firma Gebrüder Schuster vom Ende der 1920er Jahr finde jetzt gerade für die Metallblasinstrumente sehr präzise Angaben. Der ungefütterte Segeltuchsack war für 2,50 RM der unterste Standard. Kam an den Kanten etwas Kunstleder dazu, kostete er 1 RM mehr. Für Formfutterale bezahlte man schon 16 RM, mit Lederüberzug und Seidenplüschfütterung konnte der Preis des Etuis dann schon fast den des Instruments einholen.

Aber die Mehrheit der einfachen Trompeter wird damals das Instrument in einem Transportsack mit sich geführt haben. Es ist noch gar nicht lange her, da konnte man hier in Markneukirchen wöchentlich einen gestandenen Metallblasinstrumentenmacher und Trompeter antreffen, der sein Instrument in einer ähnlichen Tasche auf dem Rücken zur Probe getragen hat.

Viele Grüße
E. Weller

Hagenbieker
Beiträge: 3
Registriert: So 28. Jul 2013, 10:32

Re: Trompete Sächsische Musikinstrumenten-Manufaktur

Beitrag von Hagenbieker »

Liebe Heidrun, Herren Weller und Arzig,

vielen Dank für die umfangreichen Rückmeldungen! Ich freue mich, genau an der richtigen Stelle gefragt zu haben.
Netterweise habe ich einige Kontakte in Markneukirchen erhalten, die ich bzgl. Wiederherstellung anfragen werde.
Ich halte Sie zum Fortgang der Geschichte auf dem Laufenden.

Viele Grüße
Michael

MacMike
Beiträge: 1
Registriert: Do 10. Aug 2017, 14:26

Re: Trompete Sächsische Musikinstrumenten-Manufaktur

Beitrag von MacMike »

Heidrun Eichler hat geschrieben:Lieber Michael,

hier die Liste unserer Instrumentenbauer
http://www.museum-markneukirchen.de/Musikinstrumentenbau/metallblasinstrumentenbau.html

Man muss sich natürlich vorher genau überlegen, ob man jede Beule herausmachen lässt oder ob gewisse Gebrauchsspuren nicht auch ganz reizvoll sind für so ein Instrument. Natürlich sollte man versuchen, es zu konservieren, damit es noch lange erhalten bleibt.

Viele Grüße
Heidrun
Top Liste, die haben echt was drauf..

Antworten