Altsaxophon Karl Hammerschmidt Watzkenreuth - Alter?

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Bacchus
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Altsaxophon Karl Hammerschmidt Watzkenreuth - Alter?

Beitrag von Bacchus »

Hallo zusammen und erstmal ein Danke für dieses schöne Forum!

Ich hatte heute das Glück, auf einem Flohmarkt ein Altsaxophon von Karl Hammerschmidt, Watzkenreuth zu erstehen.
Die Firma Hammerschmidt war mir bisher nur als Klarinettenbauer bekannt.

Nachdem ich im Internet einiges zu der Firma gefunden habe, fand ich schonmal heraus, dass wohl ca 1910-1946 Saxophone gebaut wurden. Allerdings hiess es überall, dass die die Bezeichnung Klingso(r/n) haben. Mein Saxophon hat diese Bezeichnung nicht. Da diese Markenbezeichnung wohl ca Mitte der 30er entstanden ist, vermute ich, dass das Saxophon noch davor gebaut wurde. Die Seriennummer auf dem Korpus und Es-Bogen lautet 7738 BR (könnte auch BB sein).

Die Mechanik ist recht aufwendig, teilweise geschraubte Perlmuttplatten, sehr schöne Verzierungen und für mich ein absolutes Novum: die Aufnahme für das Mundstück ist so gestaltet, dass sie mittels eines Rings und einem Gewinde mit dem Es-Bogen verbunden ist. Dreht man den Ring, kann man die Stimmung des Saxophons verändern. Das lästige Rein- und Rausdrehen des Mundstücks entfällt.

Angeblich stammt das Instrument aus dem Haushalt eines vor Jahren verstorbenen Nürnberger Symphonikers. Es ist gut gepflegt, die Mechanik funktioniert erstaunlich gut, selbst die meisten Polster decken noch. Trotzdem werde ich es komplett überholen müssen.

Leider kann ich zum Klang noch nicht viel sagen, zu viele kleine Undichtigkeiten verhindern ein sauberes Spielen.

Daher habe ich zwei Fragen dazu:
Weiss jemand anhand der Angaben, von wann das Saxophon ist?
Lohnt sich der Aufwand, das Saxophon herzurichten? Eventuell würde ich es sogar lieber zum Instrumentenbauer meines Vertrauens geben.

Falls gewünscht kann ich auch gerne Bilder davon machen und bereitstellen.

Schöne Grüße aus der Oberpfalz,
Bacchus

Bacchus
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Re: Altsaxophon Karl Hammerschmidt Watzkenreuth - Alter?

Beitrag von Bacchus »

So, hier mal ein paar Bilder von dem Sax:

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S-Bogen:

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Das Mundstück ist ein "Consul Fabrication Artistique", klingt französisch. Das einzige, was ich dazu gefunden habe ist die Aussage, dass es ein Vorkriegsmundstück sein soll.
Zuletzt geändert von Bacchus am Sa 03. Dez 2016, 18:48, insgesamt 1-mal geändert.

intune
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Re: Altsaxophon Karl Hammerschmidt Watzkenreuth - Alter?

Beitrag von intune »

wie sehen die stempelungen aus?

ist etwas OBEN am herz und s-bogen eingeschlagen?

Bacchus
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Re: Altsaxophon Karl Hammerschmidt Watzkenreuth - Alter?

Beitrag von Bacchus »

Ausser der Seriennummer ist weiter nichts eingeschlagen. Auf dem S-Bogen einzeilig, direkt am Übergang zum Korpus, am Korpus zweizeilig kurz unterhalb des Übergangs zum S-Bogen. Liegen also sehr nahe beieinander.

intune
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Re: Altsaxophon Karl Hammerschmidt Watzkenreuth - Alter?

Beitrag von intune »

ich muss nachfragen, wieviel stellen hat die nummer, oder besser noch die beiden ersten drei zahlen.

intune
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Re: Altsaxophon Karl Hammerschmidt Watzkenreuth - Alter?

Beitrag von intune »

nachsatz, die gesamtstellenANzahl und davon die ersten drei stellen, - so war es gemeint - sorry

Bacchus
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Re: Altsaxophon Karl Hammerschmidt Watzkenreuth - Alter?

Beitrag von Bacchus »

Ich habs geschafft, hier das Bild mit der Seriennummer:

Bild

Gruß,
Bacchus

intune
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Re: Altsaxophon Karl Hammerschmidt Watzkenreuth - Alter?

Beitrag von intune »

tippe auf g.h. hüller

BR ist mir nicht geläufig!



NICHT f.x.hüller


was sagt Uwe L.?

Bacchus
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Re: Altsaxophon Karl Hammerschmidt Watzkenreuth - Alter?

Beitrag von Bacchus »

Würden Bilder des vermutlich originalen Koffers etwas nutzen? Er war fast komplett in Einzelteile zerfallen, mittlerweile habe ich ihn wenigstens soweit restauriert, das man ihn wieder als Saxophonkoffer erkennen kann.
Leider ist das Logo innen im Deckel nicht mehr erkennbar.

intune
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Re: Altsaxophon Karl Hammerschmidt Watzkenreuth - Alter?

Beitrag von intune »

denke nein,

ich hadere auch noch mit max keilwerth, der gerne und viel stencils fertigte, aber die typischen merkmale fehlen.
so ein teil sollte man immer in der hand haben zum bewerten.

schaun wir mal was die kollegen sagen.

gruss

Bacchus
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Re: Altsaxophon Karl Hammerschmidt Watzkenreuth - Alter?

Beitrag von Bacchus »

Was spricht eigentlich dagegen, dass es ein Original und kein stencil ist? Sind Seriennummern von Originalen bekannt? Oder hat Hammerschmidt evtl. selbst gar keine gebaut?
Ich habe mittlerweile unzählige Artikel und Foren abgesucht und finde kaum eine hilfreiche Information. Nur die Bauart und gewisse Merkmale deuten auf einen Zeitraum zwischen 1915 und 1935 hin.

Die Mechanik habe ich ein wenig überholt, leider sind die Polster teilweise nicht mehr in bestem Zustand. Ein paar wurden auch im Laufe der Jahre schon ausgetauscht.
Immerhin konnte ich es jetzt - in begrenztem Umfang - anspielen und finde den Ton wunderbar.
Mit dem Original-Mundstück sehr soft, trotzdem kraftvoll. Mit meinem Metallmundstück laut genug für die Aufgabe, für die ich es gekauft habe: 1. Alt in der Bigband.
Ich werde also mein billiges Yamaha demnächst damit ablösen.
Stimmung passt auch erstaunlich gut. Zumindest bis zum F - weiter komme ich noch nicht runter.

Ich werde kommende Woche mal zu meinem Instrumentenbauer fahren. Mal sehen, was der dazu sagt.

Ich melde mich, wenn ich mehr weiss. Ansonsten: vielleicht findet sich hier ja noch jemand mit noch mehr Wissen. Wäre fantastisch, wenn das Alter und der Hersteller noch enger eingrenzbar wären.

Vielen Dank schonmal an Dich, intune!

/Bacchus

Bacchus
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Re: Altsaxophon Karl Hammerschmidt Watzkenreuth - Alter?

Beitrag von Bacchus »

Gerade beim Stöbern nach dem Mundstück per Google einen älteren Thread hier im Forum gefunden:
http://www.museum-markneukirchen.de/for ... =13&t=2479
die Seriennummer ist sehr ähnlich:
7833 BR (meins hat ja die 7738 BR wäre dann theoretisch und rein spekulativ quasi 95 Saxophone älter :-) ), allerdings eine ganz andere Markenbezeichnung. Noch ein Puzzleteil in dem ganzen Markenverwirrspiel.

@intune: eventuell ist das Sax ja sehr ähnlich zu meinem. Hast Du Bilder davon bekommen? Wäre interessant zu vergleichen. Was ist damals bei rausgekommen?

Ich habe auch die Firma Hammerschmidt kontaktiert. Leider war eine erste Antwort recht mager: "wir haben keine Unterlagen mehr". Ich erwarte mir von der Seite keine neuen Erkenntnisse, aber mal sehen. Dafür habe ich einen recht vielversprechenden Kontakt zu Helen Kahlke (Bassic Sax) gefunden. Sie schrieb mir, dass ihr die Bauart bekannt vorkäme und hat versprochen, ihre Bilder zu durchforsten. Darauf bin ich sehr gespannt.

Donnerstag Nachmittag bin ich dann beim Harald Dalhammer in Nürnberg (wird sicherlich dem ein oder anderen auch ein Begriff sein) und lasse ihn das Sax begutachten. Mal sehen, was er dazu sagt.

Vielleicht gelingt es ja, noch mehr Licht ins Dunkel der Geschichte zu bringen.

Grüßle,
Markus

Bacchus
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Re: Altsaxophon Karl Hammerschmidt Watzkenreuth - Alter?

Beitrag von Bacchus »

Kurz vom Handy aus:
Ich war eben bei Harald. Er hat sich das Saxophon angeschaut und meint, es wäre ein original Hammerschmidt.

Gruß,
Markus

UweL
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Re: Altsaxophon Karl Hammerschmidt Watzkenreuth - Alter?

Beitrag von UweL »

... meines Wissens hat Hammerschmidt vor dem Krieg Saxofone nicht selbst gebaut, sondern mit zugekauften Instrumenten das Holzblasinstrumentenangebot ergänzt. Zumindest wären mir keinerlei Belege für den eigenen Hammerschmidt-Saxofonbau bekannt. Die Firmennachfolger wissen über die Vorkriegs-Firmen-Historie leider gar nichts mehr, diese Auskunft habe ich schon bei Recherchen vor über zehn Jahren erhalten.

Nebenschauplatz: Bei Hohner in Trossingen verwendet man meine Veröffentlichungen, um Saxofon-Interesserten Auskünfte zum historischen Hohnen-Saxofonbau zu geben, wurde mir berichtet. Ich konnte aber auch nur darlegen, was ich zusammengetragen hatte (denn bei Hohner gibt es keinerlei Unterlagen mehr zum Saxofonbau), unter anderem, dass Max Keilwerth auf dem Trossinger Friedhof beerdigt wurde, das Grab aber schon lange aufgelöst sei (Auskunft des Stadtbauamtes Trossingen im März 2011). Bis dahin wurde kolportiert, dass Max Keilwerth in den Niederlanden verstorben war (siehe Dullat, Saxophone, 2011, S. 133: "Max Keilwerth starb 1968 in den Niederlanden, wo er nach seiner Tätigkeit bei Hohner für die Saxophon Abteilung von Schenkelaars in Eindhoven zuständig war."). Auslöser für meine Nachforschungen war seinerzeit Gerhard Keilwerth, der mich mich darauf hingewiesen hatte, dass Max nie in den Niederlanden gearbeitet habe.

Man muss also aufpassen, dass man nicht einer Tautologie aufsitzt oder anders ausgedrückt, dass "sich die Katze nicht in den Schwanz beisst". Es steht zu befürchten, dass es keine Original-Belege gibt und sich viele Aussagen auf Mutmaßungen stützen. Die werden nicht wahrer, wenn man sie wiederholt und als Quelle benennt.

Die bekannten mit "Watzkenreuth" markierten Saxofone ließen sich bislang immer als zugekaufte Instrumente von F.X. Hüller oder Max Keilwerth identifizieren. Insofern wäre gut zu wissen, worauf Harald Dallhammer seine These stützt. Ansonsten bleiben es Vermutungen, egal wer sie ausspricht.

Die Merkmale des diskutierten Saxofons könnten auf Max Keilwerth als Hersteller hindeuten: "Man in the Moon"-S-Bogen und zwei Ringe an der Stimmsschraube, gebördelte Tonlöcher. Diese Merkmale sind genau so in einem MK-Katalog von 1939 abgebildet. Das Fehlen des typischen "Pure Tone"-Stempels lässt auf ein frühes MK-Saxofon schließen.

Wohlgemerkt: Das ist eine Mutmaßung.


Gruß

Uwe Ladwig

tobi
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Re: Altsaxophon Karl Hammerschmidt Watzkenreuth - Alter?

Beitrag von tobi »

Hallo,
ich mische mich mal ein: Nach meinen Unterlagen hat Karl Hammerschmidt in Watzkenreuth keine Saxophone gebaut.
Es könnte sich durchaus um ein Instrument von Otto Riedl handeln.
Wenn überhaupt, war es ein sehr kleiner Hersteller, der aber hochwertige Instrumente mit besonderen Features gebaut haben könnte. Ich habe beispielsweise ein Instrument gesehen, das die Gravur "Hess" sowie "Otto Riedl" hatte.

Es ist doch sehr unwahrscheinlich, dass beide Gravuren auf einem Instrument von Fortschickern wären... Daher glaube ich, dass es sich sehr wahrscheinlich um ein Instrument von Otto Riedl handeln könnte, das über Karl Hammerschmidt Watzkenreuth verkauft worden ist.

So, schöne Theorie, aber vielleicht gibt es weitere Belege?

Schöne Grüße,
Tobi.

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