Posaune Hüttl Silver Colibri 65 - wer weiß etwas?

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tobi
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Registriert: Mo 02. Feb 2015, 17:07

Posaune Hüttl Silver Colibri 65 - wer weiß etwas?

Beitrag von tobi »

Guten Abend,
ich hab eine tolle Posaune erstanden: eine Hüttl Silver "Colibri" 65. Das Ding ist quasi wie neu erhalten. Macht optisch wahnsinnig viel her.
Seriennummer 11296. Wer kann etwas zu dem Instrument sagen? Ist das Baujahr wirklich 1965??
Handelt es sich um ein Anfänger-Instrument, oder ist es etwas besser einzustufen?

Besten Dank für die kompetenten Infos im voraus,
Tobi.

tobi
Beiträge: 618
Registriert: Mo 02. Feb 2015, 17:07

Re: Posaune Hüttl Silver Colibri 65 - wer weiß etwas?

Beitrag von tobi »

Nach fast einem Monat und 144 "Besuchern" des Threads mache ich noch einen Versuch:

Gibt es vielleicht doch noch irgendwelche Hinweise auf Hüttl bzw. auf Silver "Colibri" 65 ?
Gab es eigentlich auch Golden "Colibri" ?

breitmayer
Beiträge: 5
Registriert: Di 02. Mär 2021, 12:32

Re: Posaune Hüttl Silver Colibri 65 - wer weiß etwas?

Beitrag von breitmayer »

Hüttl Silver Colibri 65‘

Meinen Informationen nach hatte die Posaune 1965 einen Ladenpreis von ca. 1.200.- DM. Das entspricht 2021 ca. 2.500.- EUR. Zu diesem Preis sind heute z.B. eine Conn 8H und eine King 2B erhältlich. Die Hüttl Silver Colibri 65‘ war damit offenbar eine Posaune im Profi-Segment.
Während man derzeit für eine gut erhaltene Olds Super aus dieser Zeit ca. 750.- EUR und für eine Conn 48H Connstellation bis zu 1500.- EUR ausgeben muss, werden Silver Colibris für 250.- bis 350.- EUR gehandelt.

Folgende Informationen konnte ich im Netz zum Hersteller zusammentragen:

Die von Anton Konrad Hüttl 1877 im böhmischen Graslitz gegründete Instrumentenfabrik wurde von seinem gleichnamigen Sohn (1852-1920) und später von Enkel A.R. (Anton Richard?) Hüttl (1889-1971) weitergeführt. Graslitz gehörte mit zum „Musikwinkel“ – gemeinsam mit den nur wenige Kilometer entfernten Orten Klingenthal, Erlbach und Markneukirchen.
1945 wurde die Firma Hüttl wie auch Bohland & Fuchs verstaatlicht (heute Amati, Kraslice).
Hüttl ging nach Großbritannien, wo es im walisischen Williamstown zu einer Zusammenarbeit mit Boosey & Hawkes kam. 1954 war Hüttl wieder zurück in Deutschland und baute in Baiersdorf bei Erlangen Blechblasinstrumente. Instrumententeile wurden auch nach Kanada exportiert, dort verbaut und lackiert. Die Fabrik in Fredericton, NB wurde 1975 geschlossen und von Chris Kratt übernommen. 1979 wurden alle Geschäfte beendet.

tobi
Beiträge: 618
Registriert: Mo 02. Feb 2015, 17:07

Re: Posaune Hüttl Silver Colibri 65 - wer weiß etwas?

Beitrag von tobi »

Vielen Dank für die Erhellung!!!

breitmayer
Beiträge: 5
Registriert: Di 02. Mär 2021, 12:32

Re: Posaune Hüttl Silver Colibri 65 - wer weiß etwas?

Beitrag von breitmayer »

Übrigens:
"Golden Colibri"-Trompeten habe ich bei ebay schon gesehen aber noch nie Posaunen.

dizzyoliver
Beiträge: 7
Registriert: Mi 07. Okt 2009, 3:40

Re: Posaune Hüttl Silver Colibri 65 - wer weiß etwas?

Beitrag von dizzyoliver »

Ein Hinweis dazu von mir noch:

Die Colibri war die absoluten Topp-Reihe gewesen von Hüttl. Dann kamen Super de Luxe und de Luxe. Die Namen bei den Trompeten dürften mit denen der Posaunen deckungsgleich sein, weil sie mir schon auch dort aufgefallen waren.

Das sind keine schlechten Instrumente gewesen, aber halt, wie bereits geschrieben, preislich weit unter denen von den amerikanischen Firmen.

Der nach dem Kriege berühmte deutsche Jazztrompeter Horst Fischer hatte viele Jahre ein Kornett aus der Colibri-Serie gespielt, bevor er auf eine Trompete umgestiegen ist.

Ich habe bis zur Hüttl de Luxe fast die ganze Bandbreite mal durchgespielt. Die de Luxe kennt man auch als Selmer London Invecta. Mal als Info zusätzlich. Die habe ich noch hier, sonst habe ich alle Hüttl wieder verkauft. Ich hatte auch mal das Kornett kurzzeitig in meinem Besitz.

Laechelnde
Beiträge: 1
Registriert: Do 25. Apr 2024, 11:07

Re: Posaune Hüttl Silver Colibri 65 - wer weiß etwas?

Beitrag von Laechelnde »

Hallo, vielleicht noch jemand Interesse an meinen Zeilen. Mein Ururgroßvater hieß nicht Anton Konrad Hüttl, sondern Wenzel Hüttl. Nach unseren Unterlagen war er Tischler und hat vermutlich (auch) Instrumente aus Holz gebaut. Der Bruder meines Urgroßvaters (also Wenzels Sohn) war, wie richtig geschrieben, Anton Konrad Hüttl. Sein Sohn, also der Cousin meiner Großmutter, war Anton Richard Hüttl. Er starb 1971. Vor 1945 wurden in Graslitz sämtliche Blechblasinstrumente gebaut. AK Hüttl übernahm auch die Manufaktur des Holzinstrumentenbauers Jäger in Klingenthal. Mein Urgroßvater, Karl der Große Hüttl (er hieß tatsächlich so), hatte schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts für seinen Cousin in Erfurt gearbeitet. NAch dem Krieg wurden in unserem Familienzweig alle Aktivitäten in dieser Richtung logischer Weise eingestellt. Über Anton Richard Hüttl wir in unserer Familie berichtet, dass er nie wieder so gute Handwerker fand wie in Kraslice/ Graslitz. Er hat es ja, wie schon geschrieben in Canada versucht und zuvor in Deutschland. Auch in den USA wollte er Fuß fassen. Von Versuchen in England ist uns nichts überliefert. In Graslitz stehen heute nach das 1903 bis 1905 errichtete Verwaltungsgebäude sowie die Villa von AK Hüttl. Die Produktion zog nach der Enteignung in die gegenüber liegende Schafwollfabrik um, wo sie sich auch heute noch befindet. Allerdings stellt AMATI heute keine Instrumente mehr her. Nach unseren familären Überlieferungen war AK Hüttl vor allen Dingen mit der Produktion von Signalhörnern für den 1. Weltkrieg reich geworden. Ebenso wird berichtet, dass die Qualität der Blechblasinstrumente vor dem 2. Weltkrieg eine sehr hohe war, die in den 50er Jahren dann aber nicht mehr so überzeugte. Alle vor der Enteignung gefertigten Instrumente sind mit AK Hüttl Graslitz gemarkt. Das Design weist eine erstaunliche Vielfalt und Individualität auf. Alle in Westdeutschland gefertigten Instrumente sind mit "Made/ Design by Huettl/ Hüttl in Westgermany " gemarkt und das Design ist eher industriellen Charakters. Nach meinem Wissen sind unter dem Namen Hüttl keine Instrumente in Übersee produziert worden.
Abschließend noch eine Frage an die MuseumsmitarbeiterInnen: Woher sind die Musikinstrumentenbauer eingewandert? Wir wissen, dass es aus Glaubensgründen war. Bei uns ist in den Chroniken ein Ort namens Glasburg verzeichnet, wir können ihn aber lokal nicht zuordnen.

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