Alter von Uebel 621

Moderatoren: Dr. Enrico Weller, Mario Weller

Dr. Enrico Weller
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Re: Alter von Uebel 621

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Hallo Oliver,

viele Ihrer Fragen sind in unserem Forum schon beantwortet, daher hier nur die Kurzfassung:

1. Die Seriennummer und das „B & S“-Logo verweisen auf das Ende der 1980er Jahre. Ab ca. 1984 erschien die Jahreszahl nicht mehr in der Seriennummer, da waren Nummern nach 44000 angegeben und jährlich kamen bis zu 3.000 Klarinetten dazu. In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre gehörte Uebel zum VEB B & S, was sich dann auch im Stempel wiederfand.

2. Das Aussehen – oder wenn Sie so wollen – Design der Klappen und Ringe war bei den Uebel-Klarinetten der Phase 2 (1963-1990) anders als bei den „alten Uebel“, wurde nach der Wende wieder umgestellt und bis heute beibehalten.

3. Das trifft auch auf die Mundstücke zu, mehr dazu finden Sie hier:

http://www.museum-markneukirchen.de/for ... =13&t=1525 (Am Ende von S. 1)

Herzliche Grüße und großes Komplement, dass Sie nicht nur die deutsche Sprache gut beherrschen, sondern auch auf einer Klarinette deutschen Systems spielen wollen.

E. Weller

zebug
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Re: Alter von Uebel 621

Beitrag von zebug »

Hallo und vielen Dank für Ihre Antwort!

Ich habe von der Firma Übel einige Informationen erhalten:
"Ihr Instrument wurde im Juli 1990 in Markneukirchen gefertigt.
Ausstattung und Grundmaterial sind mit der heutigen B-632 vergleichbar (Volloehlersystem, Grenadillholz, versilberte Neusilbermechanik).
Allerdings wurde dieses Modell mittlerweile zweimal überarbeitet, sodass Ihr Instrument technisch und akustisch nicht ganz dem aktuellen Stand entspricht."

Am Ende ist diese Information mir nicht überhaupt wichtig. Ich möchte seit schon langer Zeit Klarinette lernen. Jetzt gibt es diese Möglichkeit und ich kann jetzt sehr schön Quitschen :pardon:

Aber, üben, üben und noch ein bisschen üben muss man...

Grüsse,
Olivier

tobi
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Re: Alter von Uebel 621

Beitrag von tobi »

Hallo, lieben Übel-Gemeinde,

wir haben eine Uebel-Klarinette mit Voll-Oehler-System (somit wohl eine 632) - sicherlich aus der China-Ära - die uns aber sehr gut gefällt. Die Intonation und der Klang des Instrumentes sind einfach toll.
Mehrfach ist das FAU Logo und darunter "Serie III" eingraviert. Keine Goldfarbe, nur einfache Gravur. Die Seriennummer lautet 98819 - sichtbar an 2 Stellen.
Gibt es eine Indikation, aus welchem Baujahr dieses Instrument stammt? Oder zumindest eine möglichst gute Eingrenzung des Bau-Zeitraumes?

Besten Dank im voraus,
Tobi.

Dr. Enrico Weller
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Re: Alter von Uebel 621

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Hallo Tobi,

hier im Forum haben wir uns bisher meist mit der alten Uebel-Geschichte befasst und die aktuellen Entwicklungen nur am Rande beachtet. Aber die Zeit schreitet fort und vieles gehört auch wieder zur Geschichte. Das trifft auch auf die Zusätze "Serie II" und "Serie III" zu. Diese gab es nach der Wende, ich denke Mitte der 1990er Jahre, für die veränderten Uebel-Klarinetten. Mehr weiß ich leider nicht. Eine Anfrage bei Stölzel/Uebel könnte vielleicht zu einer genaueren Aussage führen, denn der Vertrieb der Uebel-Klarinetten ging ja bis 2005 auch über den heutigen Inhaber.

Viele Grüße
E. Weller

tobi
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Re: Alter von Uebel 621

Beitrag von tobi »

Hallo,
habe jetzt eine Info von der Firma Arnold Stötzel GmbH erhalten:
Meine Klarinette Uebel B-632 Serie III mit der Seriennummer 98819 wurde im Jahr 1994 gebaut.

Beste Grüße,
Tobi.

tobi
Beiträge: 612
Registriert: Mo 02. Feb 2015, 17:07

Re: Alter von Uebel 621

Beitrag von tobi »

Nachtrag:
und lt. Aussage "Arnold Stötzel GmbH" wurde meine Klarinette noch in Deutschland gebaut. Hier folgt ein sehr interessanter Text derselben Firma zum Thema "Fertigung in China", den ich gerne öffentlich machen möchte:

"
F. Arthur Uebel Klarinetten werden seit 1936 gefertigt. Der Sitz des Unternehmens ist heute Wiesbaden. Wir sind demzufolge ein Deutsches unternehmen, dass teilweise in Deutschland wie auch in China fertigt. In Markneukirchen befindet sich unsere Entwicklungsabteilung, Endkontrolle und Musikerberatung.

Die Fertigungstiefe und die Fertigungsschritte haben wir auf mehrere Standorte verteilt unter dem Gesichtspunkt der maximalen Produktqualität.

Aber fangen wir zum besseren Verständnis ganz von Beginn an:

Das Grenadill, aus dem unser Klarinetten gefertigt werden, lagert mindestens 5 Jahre unter optimalen Bedingungen hier in Wiesbaden. Es ist weder künstlich getrocknet noch wird es in Paraffin gekocht. Unsere Methode ist äußert aufwendig und kostenintensiv. Uns ist kein chinesischer Hersteller bekannt, der in dieser Weise verfährt. Wir halten ausserdem die Trocknung in dem Klima für sinnvoll, in dem die meisten unserer Instrumente später auch gespielt werden.

Unser Klappenmaterial beziehen wir von den namhaftesten deutschen Zulieferanten. Unsere Klappen Röhrchen bestehen aus Monel, einem erheblich härteren Material als Neusilber, aber auch mehrfach teurer und anspruchsvoller zu bearbeiten.

Unsere Nirosta-Walzenschrauben und Säulchen lassen wir mit höchster Präzision bei einem Spezialbetrieb in Hessen fertigen.

Die Gussteile werden als Vakuumguss in Baden Württemberg hergestellt, Eine Technologie, wie sie in dieser Qualität in China nicht beherrscht wird.

Die Federn erhalten wir aus Frankreich und Deutschland.

Das kadmiumfreie Silberlot kommt aus Rheinland-Pfalz. Ein Material, dass nach unserem Wissen kein Klarinetten-Hersteller in China aus Kostengründen verwendet. Wir tun die zum Wohl unser Mitarbeiter, der Klarinettisten sowie zur Schonung der Umwelt.

All diese Bauteile werden in unserer 100%igen deutschen Tochterfirma in China zusammengebracht um daraus Klarinetten mit einem überzeugenden Qualitätsstandard zu fertigen, der von unserem Mutterunternehmen in Wiesbaden festgelegt wird. Die Produktion wird permanent von hochqualifizierten deutschen Instrumentenbauern geleitet. Unser Ausbildungswesen für unsere Mitarbeiter, ist einzigartig unter den Instrumenten-Herstellern in China. So bilden wir jährlich bis zu 10 neue Lehrlinge aus, damit Sie das Verständnis für Qualität aufbringen, das unser Kunden von eine FAU Klarinette erwarten.

Ausschließlich F.Arthur Uebel verfügt in China über die Kernkompetenz Klarinetten zu entwickeln. Wir entwickeln, aber wir kopieren nicht.

Nur wirklich kompetente Klarinetten Hersteller sind sind in der Lage C-, Es, B, und Bass-Klarinetten herzustellen.
"

Viele Grüße,
Tobi.

Pylades
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Re: Alter von Uebel 621

Beitrag von Pylades »

Error

tobi
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Re: Alter von Uebel 621

Beitrag von tobi »

Die Sinnhaftigkeit des letzten Beitrages erschließt sich mir leider nicht.

Heute habe ich eine B-Klarinette erhalten, die ich kürzlich erstanden habe - es ist eine frühe F. Arthur Uebel mit Oehler-Mechanik und der gestempelten Seriennummer 9069 (erkennbar auf beiden Mittelteilen des Instrumentes). Nach allem, was ich hier gelesen habe, tippe ich auf den Herstellungszeitraum zwischen 1938 und 1945. Gibt es vielleicht irgendwo konkretere Hinweise auf das genaue Herstellungsjahr?

Vielen Dank im voraus,
Tobi.

tobi
Beiträge: 612
Registriert: Mo 02. Feb 2015, 17:07

Re: Alter von Uebel 621

Beitrag von tobi »

Für die, die es ggf. interessiert:
Die FAU Klarinette mit der Seriennummer 9069 ist voraussichtlich ~1941 hergestellt worden.

Viele Grüße,
Tobi.

Christian-Grenoble
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Re: Alter von Uebel 621

Beitrag von Christian-Grenoble »

Hallo, meines Erachtens ist das Instrument eher Baujahr 1939 (und da die zweite Jahreshälfte).
Das F. A. Uebel-Nummernschema vor 1963 ist eigentlich klar, vor allem dank Hans aus Holland.
Es wird allerdings etwas dadurch kompliziert, dass die Werkstatt zwischen der Gründung der Firma und der kriegsbedingten Einstellung des Klarinettenbaus (etwa Ende 1942-Anfang 1943, Seriennummer mindestens 11315 - Beleginstrument) grösser war und mehr Instrumente gebaut hat als nach der Wiederaufnahme der Herstellung in der Nachkriegszeit.
Dazu weiss E. Weller einiges, und hat es ja auch veröffentlich (Rohrblatt 1993 u. 1994). Man kann für die Vorkriegsphase von einer Jahresproduktion von ca. 800 bis 1000 Instrumenten ausgehen. Die Nachfrage kam, wie bei vielen Instrumentenbauern in der Zeit, zum Teil durch Militäraufträge zustande.
In der Nachkriegszeit sind es dann ca. 400. Aus der unmittelbaren Nachkriegszeit gibt es auch unnummerierte Instrumente.

Glückwunsch zum Erwerb der Klarinette - ich war in der Auktion zweiter Sieger. Es muss viel an ihr gemacht werden, das Holz sieht auf den Photos sehr hungrig aus, aber es lohnt sich sicher, wie bei jeder "alten Uebel".

Grüsse

Christian

intune
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Re: Alter von Uebel 621

Beitrag von intune »

dann werfe ich auch mal eine frage ein

Seriennummer 632 -782525

eine B, ist dann wohl aus 1978 und das 2525zigste instrument des jahres? das wäre eine enorme leistung (output) zu DDR zeiten.

was sagt ihr dazu?

tobi
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Re: Alter von Uebel 621

Beitrag von tobi »

Hallo Christian,
der Hans aus Holland hatte meine Klarinette mit der S/N 9069 auf das Jahr 1941 datiert.
Er sagte auch, dass beim Oehler-Solistenmodell in dieser Periode die Tief-E-Verbesserung eingeführt worden ist.

Daher denke ich mal, dass 1941 doch am ehesten stimmt.

Viele Grüße, Tobi.

nelinchen07
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Re: Alter von Uebel 621

Beitrag von nelinchen07 »

Dr. Enrico Weller hat geschrieben:Liebe Stefanie und alle Uebel-Interessenten,

da ich bisher auf die Anfragen zu den Uebel-Seriennummern immer nur im Einzelfall geantwortet habe, sich dabei vieles wiederholt, welches dann aber an verschiedenen Stellen unseres Forums zu finden ist, versuche ich nun hier eine in Ansätzen systematische Übersicht zu geben, um auch für künftige Anfragen gerüstet zu sein.

Ich würde bei den F.-A.-Uebel-Klarinetten folgende Phasen unterscheiden

Vorläufer 1878-1936
Firma F. G. Uebel in Wohlhausen,
1878 von Friedrich Gustav Uebel gegründet, 1936 liquidiert

offenbar keine Seriennummern


1. Phase 1936-1963
Die Privatfirma F. Arthur Uebel in Markneukirchen

- „Klassische“ Phase der Firma nicht nur mit dem Namen, sondern auch unter Leitung des Firmeninhaber
- Zeit der originalen F.-Arthur-Uebel-Klarinetten, die im Anschluss an Oskar Oehler (gest. 1936) den Standard bei deutschen Klarinettisten prägte
Seriennummern von ca. 7 000 od. 8 000 bis ca. 17.800 (Ende der selbständigen Fertigung)

Hier wäre meine Frage, ob vor der vierstelligen Nummer noch 621 steht? und oben und unten steht eine dreistellige Zahl. Zudem riecht der Kork stark nach Pferd? Von was kommt das?

Parallel dazu: G. Rudolf Uebel in Wohlhausen (GRU), 1936-1972
Bei GRU vor 1945: alte vierstellige Nr.,
dann Typen- bzw. Modellnr. + jährlich fortlaufende Nummerierung mit vorangestellter Jahreszahl
Herstellung der GRU-Modelle noch bis ca. 1980

2. Phase 1963-1990
DDR-Geschichte von Uebel – Uebel als Teil anderer Firmen in Markneukirchen bzw. Wohlhausen

- 1963 nach Tod des Inhaber Übernahme der Klarinettenproduktion durch G. Rudolf Uebel, Anpassung an dessen Modelle
- 1972 Verstaatlichung zum VEB Holzblasinstrumentenbau
- 1977 Angliederung an den VEB Sinfonia
- 1984 Übernahme durch den VEB B & S, der im Mai 1990 zur Vogtländischen Musikinstrumentenfabrik GmbH (VMI) umgewandelt wurde

Seriennummern nun wie bei GRU:
Typen- bzw. Modellnr. + jährlich fortlaufende Nummerierung mit vorangestellter Jahreszahl
Bsp. 1: 819-83604 (= Modell 819, Baujahr 1983, in diesem Jahr das 604. Instrument)
Bsp. 2 (kommt so auch vor): 632-10042-1974 (= Modell 632, dann lfd. Seriennr. - Baujahr 1974)

ab ca. 1984 ohne Verschlüsselung des Jahres, z. B. 682-44947



3. Phase 1991-Gegenwart
Nachwendegeschichte von Uebel

- Juni 1991 Übernahme der VMI durch die IMM, Uebel als Betriebsteil der IMM Musikinstrumenten Manufakturen GmbH (ab 1996 TA Musik, 2001 JA Musik GmbH)
- 1992 Verpachtung an die Hans Kreul Feine Holzblasinstrumenten GmbH
- 1993 Umzug in die Klingenthaler Straße 8 in Markneukirchen („Weißes Haus“), dort ab 2001 als Holzblasinstrumenten-Atelier der VMI gemeinsam mit der Saxophonabteilung
- 2005 Einstellung der Produktion in Markneukirchen, weiterhin Vertrieb von FAU-Klarinetten durch die Firma A. Stölzel in Wiesbaden

Über die aktuelleren Seriennummern müssten die Hersteller- oder Vertriebsfirmen Auskunft geben. Ihre Klarinette mit der Nr. 621 24013 wird wohl aus dieser Zeit stammen.



Es gibt immer noch vieles, was genauer geklärt, erfragt oder dokumentiert werden müsste. Gerne nehme ich dazu noch Anregungen entgegen. Aber ich hoffe, dass dies zunächst eine ausreichende Orientierung ist.
Angaben über den Wert von Instrumenten, zumal auch im Vergleich mit anderen Produkten, können wir hier im Forum leider nicht machten. Die Qualität eines Instrumentes sollte man sicherlich auch im Hinblick auf den Verwendungszweck beurteilen. Über all diesem Wenn und Aber steht jedoch die grundsätzliche Wertschätzung der alten originalen Uebel aus der 1. Phase, davon konnte ich mich erst heute wieder beim Besuch unserer Oehler-Sonderausstellung überzeugen.
Herzlich grüßt Sie
E. Weller

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