Es-Klarinette von G. Rudolf Uebel

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aklari
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Es-Klarinette von G. Rudolf Uebel

Beitrag von aklari »

Hallo liebe Foren-Mitglieder,
ich habe jüngst über eBay (Artikelnummer: 280291023430) eine wunderbare Es-Klarinette ersteigert.
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Nun ist sie nicht, wie üblich aus fünf, sondern nur aus vier Teilen aufgebaut, eine Birne, oder Fäßchen ist nicht vorhanden.
Das Mittelteil ist etwas länger als normal und das Mundstück hat äußerlich die Maße eines B-Klarinettenmundstücks.
Die Klarinette trägt folgende Nummer 18 9691.
Kann mir irgendjemand genauere Angaben zu dem Instrument machen, wann es gebaut wurde, ob diese Bauform weit verbreitet war, etc.?

Schon einmal vielen Dank und allen ein frohes Fest wünschend,
Joachim Arend
Dateianhänge
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Dr. Enrico Weller
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Registriert: Do 26. Jan 2006, 20:44
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Re: Es-Klarinette von G. Rudolf Uebel

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Lieber Joachim,

über Uebel-Es-Klarinetten „aus einem Stück“ habe ich hier im Forum schon einmal eine kurze Information gegeben (15.07.2008). Diese Bauweise gab es bei den originalen F.-Arthur-Uebel-Instrumenten bis in die 1960er Jahre nicht.
Sie geht auf die Modelle der Firma G. Rudolf Uebel zurück und war dort in den 1950er und 1960er Jahren üblich – Ihr Instrument ist der beste Beweis dafür. Das Modell „Typ 18“ im Katalog von 1958 beschrieben als „Klarinette für Schüler, kleine Orchester und Hausmusik … mit allen notwenigen Klappen, um damit gut musizieren zu können“.

Viele Grüße
E. Weller

aklari
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Re: Es-Klarinette von G. Rudolf Uebel

Beitrag von aklari »

Sehr geehrter Herr Weller,

vielen Dank für die schnelle Beantwortung meiner Frage.
Den von Ihnen erwähnten Beitrag hatte ich auch schon gelesen, jedoch unterscheidet sich die Bauweise meiner "Piepse" von der dort besprochenen dahingehend, dass es hier sehr wohl Mittel- und Unterstück gibt, diese also nicht „aus einem Stück“ gefertigt wurde.

Mit freundlichen Grüßen,
Joachim Arend
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Dr. Enrico Weller
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Re: Es-Klarinette von G. Rudolf Uebel

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Lieber Herr Arend,

da war ich heute früh etwas voreilig mit meiner Antwort – ich hatte mir nur das zweite Bild runtergeladen und mich dann gleich über eine relativ frühe „einteilige“ Es-Klarinette von Uebel gefreut, so dass ich Ihren Text nur oberflächlich gelesen habe.

Also keine Es-Klarinette aus einem Stück, dafür aber ohne Birne - und das ist wohl doch etwas Besonderes. Ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma G. R. (später F. A. ) Uebel, der bereits in den 1950er Jahren dort tätig war, kann sich an diese Bauweise nicht erinnern. Demnach dürfte Ihre Es-Piepe doch etwas Besonderes sein. Das Modell 18 müsste lt. Katalogabbildung von 1958 eigentlich einen Es-Heber haben.
Bemerkenswert auch das von Ihnen beschriebene Mundstück. Im Katalog ist dazu folgendes zu lesen: „Bei Es-Klarinetten findet das neue von mir konstruierte und patentierte B-Es-Mundstück Verwendung; es hat die normale Außendimension des B-Klarinettenmundstücks. Die Vorteile sind: Erhalten der in vielen Jahren gebildeten Lippenmuskulatur des B-Klarinettisten, weicher Ton, Sicherheit in der Ansprache, Verwendung normaler B-Klarinettenblätter“. Dieses Baukastenprinzip mit baugleichen Teilen bei Klarinetten unterschiedlicher Stimmung hat Rudolf Uebel in diesem Falle also auch bis zur Es-Klarinette durchsetzen wollen. Vielleicht war das der Grund, auf eine Birne zu verzichten, im Gegenzug aber das Oberstück so zu gestalten, dass die Aufnahme des Mundstücks (das Herz) möglich wurde.
Alles in allem ein Beleg für die zahlreichen Neuerungen und Veränderungen, die Rudolf Uebel in seinem Betrieb verwirklicht hat, selbst wenn nicht alles von Dauer war.

Viele Grüße
E. Weller

aklari
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Registriert: Di 23. Dez 2008, 12:29

Re: Es-Klarinette von G. Rudolf Uebel

Beitrag von aklari »

Sehr geehrter Herr Weller,

erneut vielen Dank für die umfassende Auskunft.

Nun möchte ich jedoch anmerken, dass von einem Baukastenprinzip hier wirklich nicht die Rede sein kann. Das zur Klarinette gehörende Mundstück ist nur von den Außenmaßen her mit einem B-Klarinettenmundstück vergleichbar, die Innenbohrung ist allerdings viel enger und kleiner ausgeführt.
Spielt man die Klarinette mit einem konventionellen B-Mundstück, so gerät sie vollkommen aus der Stimmung, unten viel zu tief klingend, im hohen Register etwas zu hoch.

Mit freundlichen Grüßen,
Joachim Arend

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