Taco Gitarre "Rhythmus" mit superseltsamem Tonabnehmer

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horniger
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Registriert: Di 17. Feb 2009, 10:14

Taco Gitarre "Rhythmus" mit superseltsamem Tonabnehmer

Beitrag von horniger »

Hallo

ich habe hier eine schöne Gitarre von Taco mit dem Label Rhythmus und einem absolut seltsamem Tonabnehmer.
(mehr Bilder unter http://www.horniger.de/taco/index.html)

Ich habe die Gitarre vor Jahren in Berlin auf einem Flohmarkt ertsanden, leider ist sie ein einem traurigen Zustand.

Bis auf den Steg und dem Kästchen unter den Saiten scheint es einen "normale" Jazzgitarre (?) zu sein.

Der Steg besteht aus elektrisch isloierendem Pertinax, was ihm wohl auch zum Verhängnis wurde, denn er konnte dem Zug der Saiten nicht standhalten und ist durchgebrochen. Desweiteren finden sich dort zwei Bananenbuchsen und ein Bischen Verschaltung.
Elektrisch gesehen werden hier wohl die Saiten "angeschlossen" (siehe "Theorie zur Funktionsweise und Schaltplan"). Ein Freund fertigte mir netterweise einen neuen Steg aus Werkzeugaluminium an, der zwar elektrisch leitet, aber wenn ich die einzelnen Saiten isoliere und dann neu verschalte, sollte ich die Orginalverdrahtung hinbekommen.

Im Kästchen unter den Saiten befinden sich sechs Magnete, alle gleich angeordnet. Das Kästchen selbst lässt sich in der Position verschieben.
Meine Vermutung ist, daß man die Idee hatte, daß sich in Stahlsaiten, wenn sie sich in einem Magnetfeld bewegen, ein elektrischer Strom induziert, den man elektrisch verstärken könnte.

Hat schon mal jemand so eine Art der Elektrifizierung an einer Gitarre gesehen?

War es vielleicht nur ein Prototyp bei Taco?

Könnte das funktioniert haben?

Wenn ja, wie hat man früher derart niedrige Impedanzen verstärkt? (normale Stahlsaiten besitzen nur weinge Ohm)
Mittels Übertrager?

Oder wollte man nur den Spieler unter Strom setzten...?

Für jegliche Informationen auch bezüglich nur der Gitarre bin ich dankbar.

Rainer
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Gitarre selbst
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STELOL
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Re: Taco Gitarre "Rhythmus" mit superseltsamem Tonabnehmer

Beitrag von STELOL »

Hallo Rainer,

da hast Du ja etwas ganz ausgefallenes! TACO war ein Händler und diverse Gitarrenbauer/Heimarbeiter haben für TACO gebaut!

Hier kannst Du ein wenig über TACO lesen:
http://www.schlaggitarren.de/home.php?t ... er&kenn=21

Deine Gitarre scheint mir ein frühes Nachkriegsmodell zu sein. Das mit dem Tonabnehmer habe ich so noch nie gesehen. Ich denke das es weniger ein Prototyp war, sondern mehr ein nachträglicher Selbstversuch! Aber das ist natürlich reine Spekulation! Ich kenne mich zwar mit der Geschichte der Tonabnehmerentwicklung aus bin aber technisch ein totaler Leie. Die technischen Fragen würde ich entweder an Helmut Lemme stellen oder im Gearbuilder Forum!

Hier die Links:
http://www.gitarrenelektronik.de/
http://www.gearbuilder.de/

Aber vielleicht gibt es ja auch unter unseren Teilnehmern einen versierten Techniker der Dir die Fragen beantworten kann!

Nette Grüße,

STELOL :v:
STELOL
STEfan LOb aus Lohmar
Ein Versuch die alten vogtländischen
Bezeichnungen wieder aufleben zu lassen!!!!!!

Im Netz unter http://www.schlaggitarren.de

horniger
Beiträge: 2
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Re: Taco Gitarre "Rhythmus" mit superseltsamem Tonabnehmer

Beitrag von horniger »

Vielen Dank für die Antwort.

ich habe mich daraufhin mit Helmuth Lemme (http://www.gitarrenelektronik.de/) in Verbindung gesetzt und möchte Euch die Antwort nicht vorenthalten:
Im Laufe der Jahre habe ich wirklich schon die seltsamsten E-Gitarren
gesehen, aber diese hier noch nie. Die scheint in der DDR gebaut
worden zu sein. Auf dem Gebiet kennt sich Stefan Lob aus, siehe
http://www.schlaggitarren.de

Es sieht tatsächlich so aus, dass hier das dynamische
Tonabnahmeprinzip angewendet wurde, bei dem die Spannung an den
Enden der im Magnetfeld schwingenden Saiten abgegriffen wird. Das
haben nur ganz wenige versucht, z. B. auch Hopf beim "Twisty Bass" in
den 60-er Jahren. Bei dem wird das Signal mit einem Übertrager
hochtransformiert. Aber offenbar hat sich dieses Prinzip nicht bewährt.

Was Sie "Steg" nennen, würde ich eher als Saitenhalter bezeichnen.
Der muss hier natürlich aus Isoliermaterial sein und die richtigen
Verbindungen haben. Metall geht hier nicht. Versuchen Sie mal ein
gutes Hartholz. Dann müsste die Gitarre eigentlich zum Laufen zu
kriegen sein. Als Übertrager probieren Sie mal einen Mikrofon-Typ mit
hohem Übersetzungsverhältnis aus, z. B. 1:30 oder so (im
Elektronikhandel erhältlich.

Ich wäre daran interessiert, das Ergebnis zu erfahren.
Jedenfalls viel Erfolg.
darauf habe ich Dieter Hopf angeschrieben und auch hier will ich Euch teilhaben lassen:
Hallo Herr Siebert,
Ein Hobby-Bassist (Streichbaß) und Elektrik-Tüftler hatte in den 60er Jahren
für sein Instrument ein Tonabnehmer-System entwickelt, das er uns zur
Verwendung angeboten hat. Wir haben das in einige Kontrabässe eingebaut
und auch in einer Kleinserie Twistys verwendet. Zu einem größeren Durchbruch
ist es nicht gekommen, vielleicht hätten die Twistys fretless sein müssen um
den wirklichen Kontrabaß-Ton zu erreichen. Jedenfalls hat die Kundschaft
mehr die "knackige" Version bevorzugt.

Soweit ich mich noch an die Technik erinnern kann, war ein kräftiger, großer
Dauermagnet unter den Saiten eingebaut und die Saiten selbst waren die
Spule. Da heißt, E und A -Saite aufwärts, am Sattel kräftige elektrische
Verbindung zu D und G-Saite und in diesen Saiten abwärts zur getrennten
Abnahme und weiter zur Schaltung.
Weitere technische Auskunft kann Ihnen nur ein Rundfunk-Techniker geben.

Mit freundlichen Grüßen,
Dieter Hopf

Fiselgrulm
Beiträge: 12
Registriert: Mi 08. Aug 2007, 12:22

Re: Taco Gitarre "Rhythmus" mit superseltsamem Tonabnehmer

Beitrag von Fiselgrulm »

Auf einen Tonabnehmer nach diesem Prinzip hat übrigens Willy Goller 1951 ein Patent bekommen (Nr. 820365). Ich weiß nicht, ob jemals ein solcher unter dem Rellog-Label gebaut oder gar serienmäßig verwendet wurde, aber möglicherweise handelt es sich hier um ein Exemplar eines solchen frühen Goller-Tonabnehmers.

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