Stempelaufdruck " Joach. Thielke Laute"

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klajokas
Beiträge: 4
Registriert: Fr 13. Apr 2007, 14:45

Stempelaufdruck " Joach. Thielke Laute"

Beitrag von klajokas »

Hallo,
es werden immer wieder Gitarrenlauten /Basslauten mit dem Stempelaufdruck " Joach. Thielke Laute " angeboten. Herstellungszeitraum ca. 1915 - 1930.
Wo wurden diese Wandervogellauten hergestellt ?
Ich suche für die Restauration einer dieser 10 saitigen Basslauten noch Fotos von Instrumenten um die ovale Rosette neu erstellen zu können.

Gruß aus dem Münsterland

Klaus

Johannes Meinel
Museumsmitarbeiter
Beiträge: 168
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Beitrag von Johannes Meinel »

Hallo klajokas,

das Signum "Tielke" oder "Joachim Tielke" verwendete der Schönecker Geigenmacher und Fabrikant Franz Otto Windisch. Er wurde am 3.1.1866 in Schilbach (bei Schöneck) geboren und starb am 28.5.1935 in Schilbach. Den Geigenbau hat Windisch gelernt bei Wenzel Himmer in Schöneck. Zeitweise hat er in Markneukirchen bei der Firma "Gläsel&Herwig" gearbeitet. Die Geschäftsgründung erfolgte 1886 in Schilbach. Im Jahre 1903 eröffnete er eine Filiale in Schöneck, die bald zum Hauptunternehmen wurde. Gefertigt wurden vor allem Streich- und Zupfinstrumente, aber auch Sonderformen (Tanzmeistergeigen, Stelzner-Instrumente u.s.w.). Windisch handelte mit alten Meisterinstrumenten, Tonholz und mechanischen Musikinstrumenten. Die Firma erlangte Weltruhm. Sein Sohn Johannes (geb.1903) übernahm 1935 die Firma, die 1973 dem VEB "Sinfonia" Markneukirchen angegliedert wurde. Franz Otto Windisch's Bruder und Schüler, Paul Windisch (geb.1876) wurde ab 1898 Teilhaber der Firma. Die Firma verwendete neben "Tielke" noch folgende Signierungen: "Edelklang", "Owophone", "OTWIN" usw.. Gerade "OTWIN"-Gitarren haben einen sehr guten Ruf. Vielleicht gibt es auch noch andere Hersteller oder Händler die mit Joachim Tielke signiert haben. Aber dies ist ja ein Forum, da werden sich sicher noch andere "Teilnehmer" melden. Jetzt könnte man nur noch einen kleinen Roman über Joachim Tielke schreiben, aber das ist eine andere Geschichte und war ja auch nicht die Frage.

Viele Grüße aus dem schönen Vogtland

Hannes

klajokas
Beiträge: 4
Registriert: Fr 13. Apr 2007, 14:45

VEB "Sinfonia"

Beitrag von klajokas »

Danke für die umfassende Antwort.
Existiert eine Nachfolgefirma der " Sinfonia" ?
Gruß aus dem Münsterland.
Klaus

Johannes Meinel
Museumsmitarbeiter
Beiträge: 168
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Beitrag von Johannes Meinel »

Hallo klajokas,

kurz noch etwas zur "Sinfonia". Die Gründungsversammlung fand am 17.12.1960 in Markneukirchen statt. Offiziell nahm die PGH (Produktions-Genossenschaft des Handwerks) ihre Arbeit am 1.1.1961 auf. Ab 1972 erfolgte die Verstaatlichung zum VEB (Volkseigener Betrieb) "Sinfonia". Alle Firmen, mit mehr als 10 Mitarbeitern, wurden "zwangsverstaatlicht". Die Angliederung des gesamten VEB "Sinfonia" an den VEB "Blechblas- und Signalinstrumentenfabrik" erfolgte 1983.
Diese Angaben stammen aus dem Buch: "Vogtländischer Geigenbau" ab 1850, von Dr. Bernhard Zoebisch. In diesem Buch sind noch weiter Biographien über Geigenmacher, dazu Bilder und Erklärungen zu finden. Zum Preis von 195 € können Sie das Buch über unser Museum beziehen.

Viele Grüße aus Markneukirchen

Hannes

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