Altersbestimmung einer Geige

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schraki
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Altersbestimmung einer Geige

Beitrag von schraki »

Guten Tag

Aus einem Familiennachlass bin ich in Besitz einer Geige gekommen, kann das Alter und der Hersteller bestimmt werden?
Ich denke das der Geigenkasten nicht identisch mit der Geige ist, da dieser ein Etikett eines französischen Händlers hat.

MfG
Micha
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schraki
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Re: Altersbestimmung einer Geige

Beitrag von schraki »

Ich möchte noch ein paar Bilder hinzufügen, die Saiten sind erst vor kurzem drauf gekommen weil sie gefehlt haben.
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Udo Kretzschmann
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Re: Altersbestimmung einer Geige

Beitrag von Udo Kretzschmann »

Hallo Micha,

das Alter und den Hersteller kann man vielleicht schon bestimmen - wenn man die Geige in Händen hält. Anhand dieser kleinen Bildchen wäre das eher unseriös.

Aber eine Vermutung möchte ich trotzdem äußern: Die Randarbeit - was man halt auf Briefmarken erkennen kann - könnte auf Frankreich hindeuten, vielleicht Mirecourt im Elsaß.

Meine Empfehlung - ein Besuch bei einem Geigenbauer, der sollte schon ein wenig mehr sagen können. Ich weiß nicht wo Du/Sie wohnst/wohnen, aber in Markneukirchen gibt es gleich etliche davon ;-)

Schöne Grüße aus Markneukirchen

Udo Kretzschmann

schraki
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Re: Altersbestimmung einer Geige

Beitrag von schraki »

Vielen Dank für die Antwort, für mich sind es 250km da ist das schon mal überlegenswert.

Gruß Micha

Udo Kretzschmann
Geigenbaumeister
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Re: Altersbestimmung einer Geige

Beitrag von Udo Kretzschmann »

Hallo Micha,

250km sind zwar kein Pappenstiel, aber vielleicht lassen sich ja mehrere Vorhaben zusammenlegen - oder es wird einfach ein kleiner Urlaub im Vogtland draus gemacht. Also dann - auf nach Markneukirchen.

Gute Reise

Udo

muckel
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Re: Altersbestimmung einer Geige

Beitrag von muckel »

Ich habe mit meiner Ausbildung als Geologe mal in die Dendrochronologie reinschnubbern dürfen. Das war gerade noch in der letzten rein händischen Ära.
Das war eine Sch***arbeit: man mußte möglichst ein Weichholz vor sich haben, da es schneller wächst und somit sensitiver auf Veränderungen reagiert. Für Geigen erschwerend kommt noch hinzu, dass das Ahorn hauptsächlich am Hochgebirge wuchs, da es dort besonders hart ist. Dort aber ist das Klimat konstanter.
Danach mußte man ein Niveau suchen, in dem die Jahresringabstände möglichst konstant sind (die Jahresringe an der Talseite wachsen -logo- unregelmäßiger als wie die an der Bergseite). Der Stamm wurde dort angebohrt und der Bohrkern wurde angefärbt.
Wurde das bewerkstelligt mußte man unter dem Binokular die Abstände messen und auf MM-Papier eintragen. Das Profil, was man bekam, mußte man schließlich händisch kalibrieren, auf Mikrofilm speichern und nun in der Literatur ein möglichst passgenaues Muster finden, indem man beide Mikrofilme (der gemachte mit dem dokumentierten) so lange übereinander schob, bis sie in etwa passten.
Heutzutage machen die letzten Arbeitsschritte Computer. Die Abstände werden gescant und der PC gleicht die Muster mit den dokumentierten ab. Da gibt es weltweite Datenbanken aus allen geografischen Breiten.
Bei Geigen kommt, nach meiner Einschätzung, erschwerend hinzu, dass man die nicht einfach anbohren und die Jahresringe anfärben kann (logo). Zusätzlich müssten die Abstande wegen der Deckenkontur entzerrt werden. Das muss bei jeder Geige individuell gemacht werden (Stainer oder Stradivari).
Und ob die Zeitreihe v.a. bei breitjährigen Decken für eine eindeutige Analyse ausreicht???
Ob diese speziellen Schritte für Geigen auch schon "computermechanisiert" sind, dazu fehlen mir die Infos. Festzuhalten ist, dass ich mir daher so oder so nicht vorstellen kann, dass das billig ist
Die wichtigsten Dinge im Leben erkennt man erst, wenn man sie verloren hat.

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