Instrumente sammeln

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Gabi
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Instrumente sammeln

Beitrag von Gabi »

Wie macht man es richtig?

Es gibt ja viele hier, die Musikinstrumente, egal welche, sammeln oder sogar schon ein eigenes kleines Museum haben.

Mich würde mal interessieren, wie ihr eure Instrumente aufbewahrt.
Habt ihr sie alle staub- und trittsicher in Schachteln, Dosen, Koffern verpackt?
Oder hängen, liegen, stehen sie offen und jederzeit griffbereit bei euch herum….
Achtet ihr auf die richtige Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur?

Ich bin ja diejenige mit den Blockflöten…da ist es ja noch verhältnismäßig einfach. Die sind ja doch von der Größe her ziemlich Platz sparend. Aber eng wird’s trotzdem, weil die Anzahl immer höher wird. Na ja…es sind schon so über 100…120…noch mehr…
(Das ist wie eine Sucht, oder? :wink: )
Ich habe mir extra Ständer bauen lassen. Und sie stehen offen, ohne Staubschutz, hier herum (und sehen auch oft danach aus :? )…..oder hängen an den Wänden….oder liegen dekorativ….
Ich finde, so greift man auch immer zwischendurch mal danach und spielt; auch wenn man gerade nicht ganz so viel Zeit hat.

Aber wenn jemand z.B. Gitarren sammelt... Da braucht man doch irgendwann schon eine kleine Lagerhalle…

Habt ihr vielleicht ein Bild von eurer Instrumenten-Ecke/Zimmer?
(Ich seh mir doch so gerne Bilder an... :roll: )

Und wenn ihr nun alte Instrumente habt, haltet ihr sie alle spielbereit? Lasst ihr sie alle restaurieren (oder macht es selber)?
Das ist ja eine Sache, die ganz schön ins Geld gehen kann!
Ich habe nur ein paar Instrumente die spielbereit sind. Bei Blockflöten ist es halt so, dass sie regelmäßig gespielt werden müssen….sonst muss man sie nach einer gewissen Zeit wieder wochenlang neu einspielen.
Andererseits finde ich es sehr schade, daß viele Flöten nur noch Deko-Status haben!

Ich werde immer wieder als wahnsinnig bezeichnet. :shock:
Aber ich finde es einfach schöner, Flöten zu sammeln als Briefmarken…. :D

Liebe Grüße an alle,
Gabi
Manchmal, wenn ich Ruhe brauche, setze ich mich in meine Bonboniere und ein Gummibärchen hält mir die Hand.

http://www.blockfloeten-museum.de

Heidrun Eichler
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Re: Instrumente sammeln

Beitrag von Heidrun Eichler »

Liebe Gabi,

diese Frage kann ich privat ganz schnell beantworten:
Ich sammle keine Instrumente und habe nur die, die wir selber spielen und die sind am besten im Etui aufgehoben bei einer Luftfeuchtigkeit nicht unter 45 %, möglichst gleichbleibend. Wichtig ist, Schwankungen der Luftfeuchtigkeit zu vermeiden. Das gilt natürlich auch für die Museumsinstrumente, die bei uns nicht optimal aufbewahrt werden können, weil wir keine vollautomatische Klimaanlage haben (ist bei dem alten Haus schlecht möglich oder nur mit einem außerordentlich hohen finanziellen Aufwand). Man sollte immer ein gängiges Hygrometer im Raum mit den Instrumenten haben (die einfachen sind oft die besten) und auf die Luftfeuchtigkeit achten. Das Problem ist der kalte Winter.
Wenn man an den Instrumenten hängt, würde ich sie wohl lieber Fachleuten überlassen, wobei die Sammler sich oft zu solchen entwickeln. Auf alle Fälle sollte man vor der Reparatur/Restaurierung genau wissen, was man möchte - ob die Spielbarkeit wichtig ist oder mitunter der ursprüngliche Erhalt.

Herzliche Sonntagsgrüße
Heidrun

Gabi
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Re: Instrumente sammeln

Beitrag von Gabi »

Hallo Heidrun

Eine Klima-Anlage habe ich auch nicht.
Und kalten Winter auch nicht... :wink:
Wenn es um Reparaturen geht...dafür gibts den Flötendoktor. Da würde ich mich nicht selber ran trauen.

Spielbarkeit und ursprünglicher Erhalt widerspricht sich doch eigentlich nicht.
Ich denke mal, daß die alten Insrumente nicht schon von Anfang an so schief und heiser geklungen haben. :wink:
Manche lassen sich halt wieder einigermaßen hinkriegen...obwohl sie an die heutigen wahrscheinlich nie ranreichen werden. Andere sind nun mal alt und ..na ja...verbraucht. Da geht nicht mehr viel. Instrumente sind schließlich auch nur Menschen! :roll:

Viele Grüße,
:) Gabi

PS. Sie brauchen ja auch keine Instrumente zu sammeln....sie haben ja ein ganzen Museum voll! :D :D
Manchmal, wenn ich Ruhe brauche, setze ich mich in meine Bonboniere und ein Gummibärchen hält mir die Hand.

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Heidrun Eichler
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Re: Instrumente sammeln

Beitrag von Heidrun Eichler »

Gabi hat geschrieben:Hallo Heidrun


Spielbarkeit und ursprünglicher Erhalt widerspricht sich doch eigentlich nicht.


Mitunter schon, wenn ein Instrument so kaputt ist, dass man, um es spielbar zu machen, Teile auswechseln muss, dann sollte man schon entscheiden, ob sich das lohnt oder man das Instrument nur sichert und einem Museum oder Sammler gibt.


Ich denke mal, daß die alten Insrumente nicht schon von Anfang an so schief und heiser geklungen haben. :wink:
Warum nicht?

Manche lassen sich halt wieder einigermaßen hinkriegen...obwohl sie an die heutigen wahrscheinlich nie Gruß ranreichen werden.
Jede Zeit hat ihre Instrumente. Unsere Hörgewohnheiten spielen auch eine Rolle, der Geschmack ändert sich, eine neue Entwicklung muss nicht zwangsläufig besser sein oder alte Instrumente nicht schlechter. Sie sind oft nur anders?!


PS. Sie brauchen ja auch keine Instrumente zu sammeln....sie haben ja ein ganzen Museum voll! :D :D

Richtig, vor allem darf ich auch keine sammeln, sonst wäre ich ja eine Gefahr für unser Museum. In der DDR wurde da sehr darauf geachtet, jetzt eigentlich weniger.

Viele Grüße
Heidrun

Gabi
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Re: Instrumente sammeln

Beitrag von Gabi »

Guten Morgen, Heidrun :)

Das mit der Spielbarkeit und der Ursprünglichkeit meinte ich jetzt auch bei Instrumenten, die nicht kaputt sind.....und die keine Blockflöten sind. :wink: Alte Blockflöten sind grundsätzlich nicht wirklich spielbar....sie geben zwar Töne von sich, aber mehr auch nicht. Wenn man eine alte Flöte tatsächlich wieder ordentlich spielen möchte, sollte sie auf jeden Fall überarbeitet werden. Schon alleine, was sich da so nach 50 Jahren im Windkanal oder auf dem Block tummelt....das ist manchmal sowas von ekelig!!!!!!! :x :x :x

Wenn eine Blockflöte (ich kann ja nur von Blockflöten ausgehen....mit was anderem kenne ich mich ja nicht so aus :? ) von Anfang an schief klingt, sollte man die Finger davon lassen; oder sie nur kaufen, um sie als Deko an die Wand zu hängen! :mrgreen: Das ist die unterste der unteren Qualität...(und oft vor Weihnachten für 1,99 Euro im Supermarkt zu kaufen. Na, das gibt ein tolles Oh-du-fröhliche unter dem Tannenbaum :shock: )

Viele Grüße ins Museum
:) Gabi
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STELOL
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Re: Instrumente sammeln

Beitrag von STELOL »

Das Problem ist wirklich die Winterzeit das liegt aber nicht an der kälte an sich sondern an der niedrigen Luftfeuchtigkeit.

Grundsätzlich gibt es einige Dinge, die Gitarren nicht gut bekommen:

Temperaturschwankungen

Zu hohe oder zu niedrige Luftfeuchtigkeit

starke Sonneneinstrahlung (der Leim löst sich auf)


Am besten ist ein einfacher elektronischer Luftbefeuchter und ein Hygrometer.

Einfache Luftbefeuchter an der Heizung sind ein erster Schritt aber ein richtiger Luftbefeuchter ist natürlich besser!

Bei Gitarren ist eine Luftfeuchtigkeit von 50 - 55 % gut!

Nette Grüße,

STELOL
STELOL
STEfan LOb aus Lohmar
Ein Versuch die alten vogtländischen
Bezeichnungen wieder aufleben zu lassen!!!!!!

Im Netz unter http://www.schlaggitarren.de

Gabi
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Re: Instrumente sammeln

Beitrag von Gabi »

Hallo Stefan

Was passiert mit Gitarren, wenn man nicht darauf achtet?
z.B. bei Temperatur-Schwankungen

Ich kenne das von Flöten, daß man sie vor dem spielen immer auf "Betriebstemperatur" bringen sollte. Es ist kein schöner "Klang", wenn während des Spiels plötzlich das Holz reißt....und die Flöte ist dann hin! :( Besonders wichtig im Winter...

Kann sowas auch bei Gitarren (Geigen) passieren?
Und wie sieht das bei Blechblasinstrumenten aus?

Viele Grüße,
:) Gabi
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Heidrun Eichler
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Re: Instrumente sammeln

Beitrag von Heidrun Eichler »

Guten Morgen, Ihr Nachtschwärmer und Frühaufsteher,

Ich muss schon mal ein bisschen "gescheit" reden. Im kalten Winter (bei Minusgraden) sinkt die allgemeine Luftfeuchtigkeit und dann kann es zu Problemen kommen. Man sollte auf eine möglichst gleichmäßige Temperatur im Zimmer achten, dann kommt es auch nicht zu großen Schwankungen der Luftfeuchtigkeit. Problematisch ist auch das schwüle Wetter. Das merkt man ja auch an der Stimmung der Instrumente. Allerdings (behaupte ich mal) halten die Instrumente schon was aus.
Wenn es alledings um ganz wertvolle Instrumente geht, dann sollte man sehr darauf achten und auch mal einen Transport ablehnen.


Die Gitarren können reißen oder gehen aus dem Leim. Das kann aber auch passieren, wenn man ordentlich mit ihnen umgegangen ist. Dann hat der Hersteller einen Fehler gemacht.
Ein Gitarrenbauer sagte mir mal, man sollte die Instrumente möglichst im Winter bei richtiger Kälte bauen, dann passiert später nichts. Wichtig ist es , dass nur Holz verarbeitet wird, das gut getrocknet ist (je länger desto besser) und die Instrumentenbauer schwören auf eine natürliche Lufttrocknung. Im industriellen Instrumentenbau hat man auch Trockenkammern eingesetzt (bei Blockflöten in der MUSIMA z.B., da habe ich mal als Schüler mal gearbeitet - UTP=Unterrichtstag in der sozialistischen Produktion :)
Es gibt gerade wieder Versuche und positive Ergebnisse beim Zwotaer Musikinstrumentenbau-Institut in dieser Angelegeheit, aber die Alteingesessenen lehnen künstlich getrocknetes Holz ab. Udo, was sagst Du dazu?

Heut' ist ein wundeschöner Tag und ich wünsche Euch ihn auch für Euch!
Heidrun

Udo Kretzschmann
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Re: Instrumente sammeln

Beitrag von Udo Kretzschmann »

Hallo miteinander!

Ich bin von Heidrun angesprochen worden, so will ich halt auch meine Meinung kundtun, Wesentliches kann ich aber kaum beitragen.

Von neuen Untersuchungen in Zwota habe ich noch nichts gehört, kann also auch nichts dazu sagen.

Ich selbst verarbeite möglichst mindestens 15 Jahre abgelagertes Holz und hatte damit bisher keine Probleme. Für mein letztes Instrument mußte ich aber frischeres Holz verwenden, da mir Holz in Cello- Größe und der entsprechenden Qualität nicht zur Verfügung stand. Nun hoffe ich, daß auch mit dem 10-jährigen Holz alles glatt geht. Ich bin aber optimistisch: Die vergleichende Altersbestimmung von Holz anhand der Jahrringstruktur, die sogenannte Dendrochronologie, hat gezeigt, daß Stradivari und Guarneri sogar noch wesentlich jüngeres Holz verarbeitet haben.

Das Prinzip der Dendrochronologie: Unterschiedliche klimatische Bedingungen lassen das Holz von Jahr zu Jahr unterschiedlich schnell wachsen. Wenn man ein Referenzstück mit bekanntem Alter hat kann man nun (sehr vereinfacht gesagt) die beiden Jahrringreihen solange gegeneinander verschieben, bis das Muster deckungsgleich ist. Auf diese Weise kann man feststellen, wann ein Baum garantiert noch nicht gefällt war, also noch Holzzuwachs hatte. Nun habe ich auf einer Tagung erfahren, daß man bei untersuchten Stradivari- Decken festgestellt hat, daß sie höchstens vier Jahre gelagert haben, ehe sie zu einer Geige verarbeitet wurden. Ob da vielleicht noch eine spezielle Technik angewandt wurde, gar eine künstliche Trocknung? Wer weiß. Es gibt noch genügend Dinge zu erforschen...
--------------------------------Bild

Hier noch zwei Links zu Dendrochronologie- Seiten, falls jemand Interesse hat:
Dendrochronologische Untersuchungen an Musikinstrumenten, Dr. Micha Beuting
Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft Hamburg, Dendrochronologie

Schöne hochsommerliche Grüße

Udo

RoBass
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Re: Instrumente sammeln

Beitrag von RoBass »

Mal kurz ein Einwurf zu den Ursprungsfragen in Sachen Art der Aufbewahrung und Präsentation. Ich habe seit 1998 mit historischem Papier zu tun und mit dessen Analyse und auch der Fertigung desselben nach historischem Vorbild. In diesem Rahmen habe ich mehrere Museen in Details mitkonzipiert und Aussteller/Museumspädagogen beraten bzw. unterstützt. Ich bin kein ausgebildeter Vollzeitrestaurator, aber ich habe inzwischen zwei Dinge über Museumsgut gelernt: 1. der größte Feind des musealen Gutes ist meist der (private) Sammler. und 2. Die Konzeption des Museums entscheidet über die minimale behandlungsnotwendigkeit.
Zu 1.: Ja, es stimmt so wie oben geschrieben - manche Sammler sind wahre Fachleute.
Aber oft interessiert den Sammler etwas Anderes als den Museumspädagogen. Ersterer will meist ein werthaltiges und möglichst schönes Instrument (Ausnahmen gibt es natürlich), letzteren interessiert die Aussage im historischen Kontext. Also neigt Typ 1 zum umfassenden Restaurieren und Sanieren (meist weit über das zum Erhalt nötige Maß hinaus), und Typ 2 versucht, die Eingriffe so gering wie möglich zu halten. Jede Restaurierung vernichtet wichtige historische Artefakte und deren Aussage am Objekt (und seien es nur klebrige Fingerspuren der Kinder eines Musikers auf einer weit gereisten Geige).
Meine Ausbildung in dieser Frage hat mir beigebogen, möglichst wenig am Objekt zu machen und die Armut als besten Konservator zu nutzen ;-) Glücklicherweise hatte die DDR zum Bsp. so wenig Geld zum "Retten" von Bausubstanz. Heute danken dafür tausende von Restauratoren jeden Tag und können am halbwegs erhaltenen Stein noch arbeiten, ohne die Restaurierungssünden der 70er auch noch (weg)sanieren zu müssen.
Hingegen kenne ich auch viele gute Museumsstücke, die übereifrig kaputtsaniert wurden und damit wertlos für eine wissenschaftliche Bearbeitung mit Aussagekraft.-( Die sehen zwar jetzt schick aus, aber mit 90% Neuteilen ist es halt ein Nachbau und kein historisches Objekt mehr...

Und damit steht auch schon Punkt 2 im Fokus: WAS will ich mit einem Museum aussagen? Heute sind viele sogenannte Museum schlichtweg nichts anderes als un- oder schlecht kommentierte Sammlungen. Viel und richtig sortiert zu sammeln ist sicher eine Kunst, aber es auch zu präsentieren, daß ein Besucher etwas aus der Präsentation mitnimmt, das ist schwer. Nicht umsonst ist Museumskunde ein Studienfach...
Machmal sind ganz kleine und nur spärlich gefüllte Museen weitaus besser wissenschaftliche abgesichert als manche Großsammlung. Dahinter stehen meist Profis - zum Glück.
Ihr seht schon, ich bin eher der Belehr-Museum-Vertreter, aber da gibt es eben auch so viele Meinungen wie Museen ;-)

@dorle: Tja, vielleicht kannst Du ja aus diesen beiden Tendenzaussagen Deinen speziellen Mittelweg finden - oder halt verfeinern.? Der Trick ist eigentlich, für den angestrebten Zweck das Minimale zu tun und das Maximale zu transportieren. Dazu gehört manchmal auch Bespielbarkeit (bei Streichinstrumenten z.B. ist sie zum Erhalt des Klanges absolut erforderlich) und manchmal auch das Zeigen von zerbrochenen Stücken oder "abgeranzten Gurken". Beides hat seine eigene Aussage, und alles, was das Instrument nicht weiter schädigt oder es in Farbe, Form und Klang nachteilig verändert ist ok. Selbst eine ladenneue China-Tröte (also ein klarinettenähnliches Objekt für "79,- inkl. Koffer und Lehrbuch") kann da eine wichtige Position neben einer Ur-Müller-Klarinette einnehmen.

Gruß
Roman


PS: Neben den Faktoren Luftfeuchte und Staub sollte man, gerade bei lackierten Instrumenten, auch den Faktor Beleuchtungsstärke und -art nicht vergessen. Instrumente, die normalerweise in einem Koffer wohnen, sind selten lichtecht lackiert und nehmen in der Vitrine unter Dauerlicht schnell schaden (Verfärbungen, Ausbleichen, Schatten,...). Schutz gegen UV-Licht benötigt spezielle Filterfolien am Fenster, Lampen müssen 50lux-Regularium oder halt UV-Freiheit garantieren usw. usw. Einb Museum ist halt mehr als nur ein Ausstellungsraum ;-) Solche feinen aber wichtigen Details überfordern einen privaten Sammler schnell und führen gerade beim Profi dazu, daß er das eigene Sammeln tunlichst sein läßt. Ich z.B. horte keine historischen Papiere oder Artefakte bei mir. Was mache ich z.B., wenn es bei mir brennt? 200 Jahre alte Waserzeichen oder Brigadetagebücher einer Papierfabrik sind unwiderbringlich...ergo: Museum + Archiv...

dorle
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Re: Instrumente sammeln

Beitrag von dorle »

Hallo Roman,
du hast mich wahrscheinlich gerade mit Heidrun verwechselt. Ich bin nur der Schreiberling für Ossi-Geschichten. Vielleicht läßt sich das noch nachträglich abändern (mit der Anrede).

Gruß Dorle!

RoBass
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Re: Instrumente sammeln

Beitrag von RoBass »

@dorle: Da war'n wir beide falsch ;-) Die Gabi (als Threaderstellerin) war gemeint - natürlich!

Sorry für die Verwerchslung, aber ich laß es oben mal drin, sonst hat Dein Post ja auch keinen Bezug..

Also: Tausche dorle gegen Gabi in meinem vorigen Thread.

LG
Roman

Heidrun Eichler
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Re: Instrumente sammeln

Beitrag von Heidrun Eichler »

Hallo Roman,

danke für Deinen Kommentar. Klingt sehr nach gut geschultem Museologen. Da ist nichts hinzuzfügen.

Viele Grüße
Heidrun

Gabi
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Re: Instrumente sammeln

Beitrag von Gabi »

@dorle: Da war'n wir beide falsch ;-) Die Gabi (als Threaderstellerin) war gemeint - natürlich!
:shok: Soooooo schnell ist der Mensch austtauschbar :wink2:

Hallo Roman

Ich finde deine Ausführungen sehr interessant.
Vielen Dank!

....obwohl ich ja erst böse gucken wollte :aggressive: , als ich gelesen habe, daß der private Sammler der Feind des musealen Gutes ist. Aber beim weiterlesen habe ich dann doch festgestellt, daß ich "ein Freund" bin. :good:
Manchmal, wenn ich Ruhe brauche, setze ich mich in meine Bonboniere und ein Gummibärchen hält mir die Hand.

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RoBass
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Re: Instrumente sammeln

Beitrag von RoBass »

Heidrun Eichler hat geschrieben:Hallo Roman,
danke für Deinen Kommentar. Klingt sehr nach gut geschultem Museologen. Da ist nichts hinzuzfügen.
Viele Grüße
Heidrun
Danke für die Blumen, aber ich bin (nur) Ingenieur in einer völlig artfremden Branche (Schiffe und Werften). Dadurch, daß ich 1996-98 eine Papierwerkstatt übernahm, zur Handschöpferei mit Buchdruckmuseum ausbaute und mich seitdem mit historischen Papieren bzw. deren Herstellungsverfahren beschäftige, ist eine Menge hängen geblieben. Zudem habe ich fast 4 Jahre für eine Denkmalschutzgruppe gearbeitet, technische Anlagen begutachtet, museale Nutzungen/Ausstellungen konzipiert oder mitbegleitet und begutachte/analysiere regelmäßig Archivalien etc. Zudem arbeite ich seit Jahren im Deutschen Arbeitskreis Papiergeschichte, bin also eine Art etwas fachkundigerer Laie ;-) Dadurch kommt man viel in Kontakt mit Museen und auch den dahinterstehenden Leuten und Philosophien. Ich persönlich würde mir den nötigen Sachverstand dafür noch bei weitem nicht zutrauen!
Ich bedaure oft, daß die Kommunen oder anderweitigen Träger das Geld nicht ausgeben wollen für Fachkräfte. Es hat schon Gründe, warum man Archivwesen, Restaurierung und Museologie studieren muß...

Trotzdem nochmals Dank für das Komliment, ich hoffe, der eine oder Andere denkt zukünftig mehr über das Thema Sammlung und Museum nach - und wählt den richtigen Ort für historisches Gut ;-)

@Gabi: Nein keine Angst, ich will hier keinen verteufeln. Spezialisten im Privatbereich oder einige Hauptberufler in der Reparatur, sind manchmal auch absolute Profis in Sachen museale Verwertung. Nur leider ist der Typ des Ich-will-haben-Sammlers häufiger.-( Und der ist oftmals sehr schädlich für das gesammelte Objekt.

Gruß
Roman



PS: Die russische "Orchesterklarinette" aus dem Thread macht sich die Tage auf den Weg in Ihr Depot. Bin gespannt auf das Urteil (insbesondere das sensorische;-). Herkunftsgeschichte und Background (soweit mir bekannt) lege ich bei.

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