Geige von Altrichter

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ovpkroll3
Beiträge: 2
Registriert: Fr 19. Aug 2011, 21:54

Geige von Altrichter

Beitrag von ovpkroll3 »

Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich besitze eine Geige von J. Altrichter. In der Geige ist noch ein Name in altdeutscher Schrift…kann ich leider nicht lesen… und ein Antonio Straduarius.
Die Geige habe ich von meiner Großmutter geerbt, Sie ist viel von meinem UR Großvater benutzt worden. Er hat auch selber komponiert, die Noten wurden noch mit Tinte gemalt und verblassen langsam.
Wie kann ich diese Geige und die Noten schützen????
Meine Großmutter hat die Geige einmal im viertel Jahr mit einer Zwiebel eingerieben und poliert….soll ich es auch tun?
Es sind auch Ersatzsaiten aus Darm im Geigenkasten. Muss ich sie speziell lagern?
Mit freundlichen Grüßen
Jana

Udo Kretzschmann
Geigenbaumeister
Beiträge: 554
Registriert: Do 02. Feb 2006, 11:16
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Re: Geige von Altrichter

Beitrag von Udo Kretzschmann »

Hallo Jana,
ovpkroll3 hat geschrieben:Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich besitze eine Geige von J. Altrichter. In der Geige ist noch ein Name in altdeutscher Schrift…kann ich leider nicht lesen…
Gibt es eine Chance, ein Foto davon zu schießen? Mit einer etwas besseren Digicam dürfte das kein Problem sein (Macromodus, ran ans F-Loch mit dem Objektiv ohne etwas zu zerkratzen, Licht durch das andere F-Loch). Vielleicht kann ich (oder ein anderer) ja weiterhelfen beim Entziffern der alten Schrift.
ovpkroll3 hat geschrieben:Wie kann ich diese Geige und die Noten schützen????
Meine Großmutter hat die Geige einmal im viertel Jahr mit einer Zwiebel eingerieben und poliert….soll ich es auch tun?
Puh, die arme Geige... Gut, wenn das Instrument die Tortur bislang überstanden hat, könnte sie es wohl auch weiterhin aushalten - aber empfehlen kann ich das nicht! Zur Reinigung empfehle ich nur ein trockenes Tuch (Vorsicht in Stegnähe, da kann man fatal hängen bleiben) und ansonsten bei regelmäßigem Gebrauch empfiehlt sich sowieso ab und an ein Gang zum Geigenbauer, der dann weiß, was wie zu reinigen ist. Wenn es nur um die Aufbewahrung geht: Ab ins Etui und auf den Schlafstubenschrank. Dort ist es nie so trocken, daß das Instrument Schaden nehmen könnte. Temperaturschwankungen sind nicht so gefählich, wie zu trockene Luft. (All zu feucht darf es natürlich auch nicht sein, aber in einem Altbaukeller werden eher selten Geigen gelagert.)
ovpkroll3 hat geschrieben: die Noten wurden noch mit Tinte gemalt und verblassen langsam.
Ich bin zwar kein Papier-Experte, aber Licht dürfte das Problem Nr. 1 für die Tinte sein.

Hat das schon eine weing weiter geholfen? Mit freundlichen Grüßen

Udo

ovpkroll3
Beiträge: 2
Registriert: Fr 19. Aug 2011, 21:54

Re: Geige von Altrichter

Beitrag von ovpkroll3 »

Udo Kretzschmann hat geschrieben:Hallo Jana,
ovpkroll3 hat geschrieben:Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich besitze eine Geige von J. Altrichter. In der Geige ist noch ein Name in altdeutscher Schrift…kann ich leider nicht lesen…
Gibt es eine Chance, ein Foto davon zu schießen? Mit einer etwas besseren Digicam dürfte das kein Problem sein (Macromodus, ran ans F-Loch mit dem Objektiv ohne etwas zu zerkratzen, Licht durch das andere F-Loch). Vielleicht kann ich (oder ein anderer) ja weiterhelfen beim Entziffern der alten Schrift.
ovpkroll3 hat geschrieben:Wie kann ich diese Geige und die Noten schützen????
Meine Großmutter hat die Geige einmal im viertel Jahr mit einer Zwiebel eingerieben und poliert….soll ich es auch tun?
Puh, die arme Geige... Gut, wenn das Instrument die Tortur bislang überstanden hat, könnte sie es wohl auch weiterhin aushalten - aber empfehlen kann ich das nicht! Zur Reinigung empfehle ich nur ein trockenes Tuch (Vorsicht in Stegnähe, da kann man fatal hängen bleiben) und ansonsten bei regelmäßigem Gebrauch empfiehlt sich sowieso ab und an ein Gang zum Geigenbauer, der dann weiß, was wie zu reinigen ist. Wenn es nur um die Aufbewahrung geht: Ab ins Etui und auf den Schlafstubenschrank. Dort ist es nie so trocken, daß das Instrument Schaden nehmen könnte. Temperaturschwankungen sind nicht so gefählich, wie zu trockene Luft. (All zu feucht darf es natürlich auch nicht sein, aber in einem Altbaukeller werden eher selten Geigen gelagert.)
ovpkroll3 hat geschrieben: die Noten wurden noch mit Tinte gemalt und verblassen langsam.
Ich bin zwar kein Papier-Experte, aber Licht dürfte das Problem Nr. 1 für die Tinte sein.

Hat das schon eine weing weiter geholfen? Mit freundlichen Grüßen

Udo
Danke Udo

JGGuetter
Beiträge: 10
Registriert: Di 22. Mai 2012, 14:22

Re: Geige von Altrichter

Beitrag von JGGuetter »

Tinte altert vor allem durch Lichteinwirkung. Ein weiteres, leider auch sehr häufiges Problem, ist jedoch, dass das Papier unter der Tinte kaputt geht. Viele Tinten haben einen stark sauren oder alkalischen PH-Wert. Das führt dann nach einer gewissen Zeit auch dazu, dass das Geschriebene nicht mehr lesbar ist. Mein Tipp wäre, die Noten in guter Qualität einzuscannen oder anderweitig zu vervielfältigen. Ansonsten bei Raumtemperatur und nicht zu feuchter Luft lichtgeschützt lagern.
Welche Farbe hat die Tinten denn? Wenn es ein Blauschwarz ist und jetzt gräulich wird, besteht die gute Chance, dass es Eisengallustinte ist. Das wäre eigentlich der Idealfall, da Eisengallus als dokumentenecht, also sehr haltbar gilt.

Warum ist es auf einem Kleiderschrank nicht zu trocken? In nicht befeuchteten Räumen, zum Beispiel im Schlafzimmer, hatte ich letzten Winter eine Luftfeuchtigkeit von unter 10% erreicht.
Mein Überaum wird allerdings, genauso wie der Geigenkasten selbst, befeuchtet. Ich denke, die Gefahr ist doch besonders dann gegeben, wenn man das Instrument nicht spielt. Beim Spielen, so habe ich es mir von einem Geigenbauer sagen lassen, hilft die Atemfeuchtigkeit dem Instrument, wenn es allerdings nur im Koffer liegt, ist das doch nicht gegeben.

Heidrun Eichler
Museumsmitarbeiter
Beiträge: 1226
Registriert: Do 22. Dez 2005, 13:58
Wohnort: Markneukirchen

Re: Geige von Altrichter

Beitrag von Heidrun Eichler »

Hallo Marc,

die Vogtländer waren schon immer geizig und sind es heute noch. Die Schlafzimmer werden da kaum beheizt (mit Ausnahme von unserem, denn ich habe mir sagen lassen, dass Temperaturen unter 10 Grad auch nicht so gesund zum Schlafen sind). Wenn geheizt wird, sinkt die Luftfeuchtigkeit, aber das wissen Sie als Physiker besser als ich. Luftfeuchtigkeit von unter 10% finde ich schon krass, machen das die Bronchien mit? Das Instrument ist durch das Etui gut geschützt, da passiert nicht so schnell was. Was Instrumente nicht mögen, ist der plötzliche Wechsel von einem ins andere Klima. Geht die Veränderung langsam voran, dann passt es sich relativ gut an. Wir sind deshalb sehr vorsichtig, wenn es um Sonderausstellungen in den Wintermonaten geht oder im Sommer, wenn es sehr trocken ist (wie das in den letzten Jahren öfter vorkam). Wir haben im Museum (altes denkmalgeschütztes Haus) nur die Möglichkeit, die Luftfeuchtigkeit mit Luftbefeuchtern zu regulieren, was wir im Winter tun.
Ein Instrument muss aber auch was aushalten, denn es muss ja gespielt werden. Es gibt elementare Dinge, die der Instrumentenbauer beachtet: z. B. getrocknetes Holz verwenden, am besten bei niedriger Luftfeuchtigkeit bauen.

Udo weiß da bestimmt noch mehr :clapping:

Viele Grüße
Heidrun

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