Winkelmann Meister Violine, Adler Werkstätten Markneukirchen

[vite]

Hallo,
ich habe mir Anfang April 2013 eine Winkelmann Violine (1940 Johannes Adler Werkstätten Markneukirchen) bei eBay ersteigert . Die Geige hatte mich, in ihrer Vollendung, so fasziniert besonders der schöne ausgeprägte Rand des Korpus.
Meine Frage: Kann mir jemand mehr über die Person Karl Otto Winkelmann mitteilen und auch etwas über die tonliche Qualität seiner Violinen?
Ich bin Geigenschüler und noch kein Profi. (suche nach einer guten Geige die mein Leben begleitet)

[Udo Kretzschmann]

Hallo vite (?),

die Eckdaten seines Lebens kann ich Dir aufschreiben, persönlich kennengelernt habe ich Winkelmann allerdings nicht.

Karl Otto Winkelmann wurde am 26.11.1882 in Markneukirchen geboren. Sein Vater war der Beckenmacher Carl August Winkelmann.

Er lernte bei Theodor Scherzer hier am Ort, legt am 5.4.1924 die Meisterprüfung in Markneukirchen ab. Später arbeitete er bei Hermann Dölling jun. in Markneukirchen, dann in in Breslau und später als (Werkstatt-) Meister bei Johannes Adler.

1963 übersiedelte er zu seinem Schwiegersohn nach Bremerhaven, wo er 1979 verstarb.

Ob Winkelmann nun Ihre/Deine Geige gebaut hat, wird kaum noch feststellbar sein. In solchen Werkstätten wurde allgemein Zettel mit dem Namen des Firmeninhabers oder - schon sehr viel offener - des Werkstattmeisters eingeklebt.

Ich selbst habe so eine Geige noch nicht ausführlich gespielt, kann also zum Klang nicht viel sagen. Aber das ist doch auch nicht so wichtig. Dir (ich schreib jetzt einfach mal "Du", das find ich in Foren sowieso angebrachter) muß der Klang gefallen und vielleicht noch Deinem Lehrer. Kein Meister kann 100%ig identischen Klang in seine Instrumente einbauen, da ist schon mal das Holz viel zu einzigartig in Struktur und Wuchs. Selbst bei den ganz großen Namen gibt es gute und weniger gute Instrumente! Also, egal ob die Geige jetzt von Guadagnini oder von Winkelmann gebaut wurde, DIR muß sie gefallen.

Und sowohl Spiel als auch Klangideal unterliegen einer Entwicklung. Wenn man also noch lernt, kann es durchaus sein, daß man sich in ein paar Jahren nach etwas ganz anderem ausstreckt. Du schreibst, Du hast die Geige bereits erworden. Gut, dann geh damit zum Geigenbauer Deines Vertrauens und laß mal schauen, ob alles in Ordnung ist, vielleicht auch klanglich noch Verbesserungen drin sind. So Du noch keinen Geigenmacher hast, kann das ja auch am Gebortsort des Meisters sein, siehe Geigenbauer.

Schöne Grüße und viele Freude mit der Winkelmann- Geige.

Udo

[vite]

Hallo Udo,

Erst einmal herzlichen Dank für die schnelle Antwort .

Die Winkelmann Geige habe ich leider noch nicht, wird wohl erst morgen bei mir eintreffen.( hoffentlich)
Ich bin jedenfalls schon ganz schön aufgeregt.
Habe mal die URL von der Geige nachfolgend eingefügt.

http://www.ebay.de/itm/390565796034?ssP ... m1423.l264

Nochmals Dankeschön Udo

[vite]

Hallo Udo,
die Winkelmann- Geige traf am nächsten Tag ein, so wie vermutet.
Ich habe ausgiebig drauf gespielt, auch mit einer meiner anderen Geige verglichen und war erst einmal rundherum sehr angetan.
Ob die Geige wirklich 1940 in Markneukirchen gebaut wurde? Optimal währe natürlich wenn es eine Winkelmann-Geige währe.
Mich verunsichert allerdings daß sie wirklich makellos ist und sehr neuwertig aussieht . Da ist so gut wie kein Kratzer dran.
Habe den Verkäufer dies bezüglich angerufen. Er beteuert allerdings die Geige von einer älteren Dame bekommen zu haben und das Instrument von der Werkstatt Franke Darmstadt, erst kürzlich, überholen lassen hat.

Heute hatte ich wieder Unterricht und nahm die Geige mit, zur klanglichen Beurteilung.
Um herauszufinden, welche meiner Geigen nun die klanglich bessere ist werde ich, nächsten Dienstag, beide Geigen zum Vergleich mit zum Unterricht nehmen. ( Vorschlag von meiner Geigenlehrerin)

Udo, kann ich bei dieser Geige überhaupt von einem Markneukirchener Instrument ausgehen?

PS: Ich habe mal in den Korpus, durch die F-Löcher, rein geschnuppert. Ein Neues Instrument riecht neu, also nach frischer Lasur usw..
Was mir bei meiner Winkelmann Geige allerdings auffällt ist das sie ganz und gar nicht neu riecht, eher leicht ranzig.

[Udo Kretzschmann]

Hallo Vite,

riecht, eher leicht ranzig.

das klingt doch prima. Ich hätte mich wahrscheinlich "vornehmer" ausgedrückt, aber die Beschreibung paßt schon auf eine Geige, die recht lange in Etui oder Karton verstaut vor sich hin dämmerte.

Warum sollte es kein Markneukirchner Instrument sein? Daß die Geige keine Kratzer etc. zeigt, kann ja auch bedeuten, daß sie sehr gut gepflegt wurde, ich versuche meine selbst gespielte Geige - mein Meisterstück - auch vor jeglicher Beschädigung zu bewahren, klappt allerdings durch manchmal etwas "rauhe" Orchesterauftritte nicht immer so ganz. Na gut, nach über 30 Jahren Spiel darf man ihr das vielleicht auch ansehen.

Und es gibt auch viele, ja wirklich viele Geigen, die seit ihrem Bau noch gar nicht gespielt wurden. Dann sehen sie natürlich auch wie neu aus - und brauchen ein gutes Händchen, um richtig eingespielt zu werden. Du sagst, Du bist noch Schüler. Ich weiß jetzt nicht, ob es wirklich noch so eine jungfräuliche Geige ist und wie weit Du auf der Ausbildungs-Leiter schon empor geklommen bist, bitte nicht krumm nehmen: Aber vielleicht erklärt sich Deine Lehrerin dazu bereit, die Geige einzuspielen. Gerade die ersten Tage sind für den Klang einer Violine sehr wichtig. Je besser der Spieler - um so besser wird das Instrument.

Mit freundlichen Grüßen

Udo