Instrumentenfabrik Fritz Mallach

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hobbyspieler
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Registriert: Mo 07. Sep 2009, 11:44

Instrumentenfabrik Fritz Mallach

Beitrag von hobbyspieler »

Hallo

da ich desöfteren bei Besprechungen über "alte" Musikinstrumente hörte, das die Klangvorstellungen sich im Laufe der Jahrzehnte verändert haben, stellte sich mir die Frage, wie es im Umgekehrten Falle aussieht im Hinblick auf traditionelle Blasmusik mit Ihrer heute noch gespielten Literatur.
Ich fragte mich, wie sieht das ganze bei Drehventil Flügelhörnern aus, mit denen man heute noch traditionelle Blasmusik spielt, so wie man sie auch schon vor hundert Jahren gespielt hat (gleiche Literatur/Stücke).
Werden hier die Hörner, abgesehen von techn. Erneuerungen, Weiterentwicklungen im Instrumentenbau, so hergestellt, das sie den "damaligen" Klangvorstellungen nahekommen ?

Angeregt durch das in Wikipedia und im großen Buch der Trompete beschriebene "Wandermusikantentum" im 19 Jahrhundert und den besonderen Ansprüchen, die an die Instrumente und somit auch an die damaligen Instrumentenbauer gestellt wurden, war ich auf der Suche nach einem Drehventilflügelhorn um 1900, das noch einigermaßen bespielbar ist und um den "damaligen alten Klang" einzufangen.

Bei meiner Suche habe ich dann dieses Horn gefunden.

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... 0392495191

Zwar etwas jünger als gesucht, dafür aber in einem exquisiten Zustand.

Leider gibt es sehr wenige Informationen zu dieser Instrumentenfabrik im Netz. Mich würde mehr Information zu Fritz Mallach sehr interessieren, vor allem da das Instrument scheinbar sehr aufwändig und qualitativ hochwertig hergestellt wurde. Soviel ich weiß ist das Material "Neusilber" schwierig zu bearbeiten. Dabei wäre auch intertessant zu wissen welchen Stellenwert diese Mallach Instrumente zur damaligen Zeit gegenüber anderen Instrumenten hatten.

Vorab möchte ich mich bei Ihnen für Ihre Mühe bedanken, vor allem auch für das Lesen dieses laaangen Textes. ;)

Instrumantik
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Re: Instrumentenfabrik Fritz Mallach

Beitrag von Instrumantik »

Hallo hobbyspieler,
laut Langwill Index war die Instrumentenfabrik Fritz Mallach von 1841 bis in die dreißiger Jahre in Kaiserslautern tätig. Aufgrund der Zeitspanne von ca. 90 Jahren Firmenbeständigkeit ist von einem generationsübergreifenden Familienbetrieb auszugehen. Im Jahr 1896 übernahm die Firma Fritz Mallach die Nachfolge des ebenfalls in Kaiserslautern ansässigen Instrumentenbauers Franz Pfaff.
Das Flügelhorn ist vermutlich um 1910 gebaut worden. Ein höherer Stellenwert von Mallach-Instrumenten gegenüber anderen Herstellern ist mir nicht bekannt. Das Instrument war aber damals aufgrund der Verwendung von Neusilber und der aufwendigen Gravuren sowie Perlmutteinlagen an den Drehventilen mit Sicherheit deutlich teurer als ein normales Flügelhorn aus Messing.
Viele Grüße von
Instrumantik
:troet:

Mario Weller
Metallblasinstrumentenbaumeister
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Re: Instrumentenfabrik Fritz Mallach

Beitrag von Mario Weller »

Hallo hobbyspieler.

Sie haben nicht nur ein sehr schönes Instrument erworben, sondern Sie haben diesbezüglich auch eine interessante Frage gestellt. Instrumantik hat Ihnen firmengeschichtlich das wichtigste schon beantwortet, einen kleinen Teil möchte ich aus meiner Sicht dazu noch ergänzen.
Die Ausführung Ihres Flügelhorns gehört, wie Instrumantik schon schrieb, zu den höherpreisigen Instrumenten der damaligen Zeit. Dies ist in vielen Katalogen belegt, wo der Hersteller oder aber der Händler Instrumente meist in drei Qualitäten anbot. Ihr Flügelhorn ist in der Ausführung im Vergleich mit anderen Herstellern der besten Qualitätsstufe zuzuordnen.

So Sie Interesse am Flügelhorn und seiner Geschichte haben, kann ich Ihnen ein gutes Buch empfehlen.
„Das Flügelhorn - Die Geschichte des Flügelhorns – illustriert am Beispiel der Sammlung Streitwieser im Musikinstrumentenmuseum Schloss Kremsegg“

Es ist bereits im Dezember 2003 beim Verlag Edition Bochinsky erscheinen, aber auch jetzt noch erhältlich. Die ISBN-Nummer ist: 3-932275-83-7

Die Autoren Ralph T. Dudgeon und Franz X. Streitwieser geben in ihrem Werk jedem Liebhaber des Flügelhorns und des Flügelhornklangs viel Wissenswertes in die Hand.


Mit freundlichen Grüßen Mario Weller

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