Die Sammlung der Holzblasinstrumente

Geschichtlicher Überblick der Bauformen

An der Abteilung Holzblasinstrumente des Musikinstrumenten- Museums Markneukirchen kann man besonders eindrucksvoll den Wandel in den Aufgaben dieses Museums ablesen. Standen in den ersten Jahrzehnten neben älteren Instrumenten aus dem Fundus vogtländischer Werkstätten vor allem zeitgenössische Instrumente im Mittelpunkt, die den vogtländischen Handwerkern als Muster für ihre Arbeit dienten, so ist der heutige Bestand so angeordnet, die Entwicklung der einzelnen Instrumente bis zur Gegenwart zu dokumentieren.
Obwohl Markneukirchner Drechsler bereits ab 1710 Holzblasinstrumente hergestellt haben könnten und der Beruf des “Geigen- und Pfeifenmachers” schon um 1740 im Vogtland Erwähnung findet, gibt es in Markneukirchen erst ab den 1770er Jahren eindeutigere Belege für dieses Handwerk.
Der frühe vogtländische Holzblasinstrumentenbau ist durch Instrumente der Familien Jäger, Jehring, Lederer, Liebel, Otto, Schuster und Zencker vertreten.

Daneben zeigt die Sammlung auch Exponate der bekannten sächsischen Werkstätten Grenser, Krone und Sattler, vor allem aus der Zeit um 1800. Nach dem derzeitigen Informationsstand ist das älteste bis heute erhaltene vogtländische Holzblasinstrument im Besitz unseres Museums.Es ist die Oboe Inr. 1040, die 1785 von Johann Georg Otto (1762-1821) gebaut wurde, einem vogtländische Meister, den die Fachliteratur zu den bedeutendsten Holzblasinstrumentenmachern seiner Zeit rechnet. 
Wie vielseitig eine Markneukirchner Werkstatt in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts arbeitete, das dokumentieren sieben Instrumente von Christian Gottfried Schuster (1781-1839).
Aus seiner Werkstatt zeigt unsere Ausstellung ein Fagott (Inr. 0104), ein Oktavfagott (Inr. 0105), ein Kontraquintfagott (Inr. 0135), zwei Flöten (Inr. 0108 und 4367), ein Bassetthorn (Inr. 0106) und eine B-Klarinette nach dem seinerzeit modernen Müller-System (Inr. 0193). Die heute gebräuchlichen Systeme der Holzblasinstrumente sind in der Regel nach ihren Konstrukteuren oder Erfindern benannt. In einigen Bereichen - z. B. bei den Oehler-Klarinetten wurden diese Bauweisen von vogtländischen Firmen in entscheidender Weise mitgestaltet. 
Die jeweils aktuelleren Formen der Boehmflöte (auch als Piccolo- oder Bassflöte) zeigen in unserer Sammlung Instrumente der Firmen Hammig und Gebrüder Mönnig; das Oehler- oder Boehm-System weisen die Klarinetten von Gerhard Gottsmann bzw. Rudi Meinel auf.
Eine Oboe der Marke O. Adler & Co. ist im sogenannten französischen Konservatoriumssystem gebaut. Fagotte, wie das der Firma Gebrüder Mönnig, entsprechen dem deutschen System, d. h. dem Heckel-System. Ohne eine solche Systemangabe nennt man dagegen das Saxophon, in dessen Namen allerdings sein Erfinder Adolphe Sax verewigt wurde. Ausgestellt ist hier u. a. ein aktuelles Modell der Vogtländischen Musikinstrumentenfabrik.
Bei den Blockflöten, die sich mehr oder weniger streng an historischen Vorbildern orientieren, sieht man Instrumente der Firmen W. Schneider, Zwota, und Johannes Adler, Markneukirchen. Auf Einflüsse und Anregungen von außerhalb war der vogtländische Holzblasinstrumentenbau immer angewiesen. Entscheidend war dies vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als eine gewisse Stagnation des Gewerbes eintrat. Durch die rasante Weiterentwicklung der Metallblasinstrumente verringerte sich vor allem der Bedarf an Doppelrohrblattinstrumenten und auch die Zahl der Holzblasinstrumentenbauer war zeitweise rückläufig.

Sammeln für die Vogtländische Musikindustrie

Mit der zielstrebigen Anschaffung von Modellinstrumenten half das neugegründete Gewerbemuseum, dass dem Gewerbe der Anschluss an die internationale Entwicklung nicht verloren ging. So ließ z. B. das Königlich Sächsische Ministerium des Innern um 1887 sieben Instrumente im damaligen Normalstimmton von a' = 435 Hz anfertigen, wobei Musiker der Hofkapelle z. T. als Berater wirkten. In der Ausstellung findet man davon Klarinetten in A, B und C (Inr. 0537-0539) und eine Piccoloflöte (Inr. 0541) von Heinrich Pinder, Dresden, eine Oboe von E. Jehring, Leipzig (Inr. 0543) und eine Flöte von B. Muss aus Wien (Inr. 577 ).
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es sich bei den ersten beiden Meistern um “ausgewanderte Vogtländer” handelt. Sie konnten in sächsischen Großstädten die aktuellen Entwicklungen schneller aufnehmen und somit ihrer Heimat als Vorbild dienen.
Weitere beispielgebende Instrumente aus der Zeit der Jahrhundertwende sind eine originale Flöte von Theobald Boehm (Inr. 1089), Boehmflöte und -piccolo der Firma Berthold & Söhne aus Speyer (Inr. 0738, 0739), Flöten des Berliner Meisters Rittershausen (Inr. 0983, 0985), Flöten im Meyer- und Schwedler-Kruspe-System sowie eine Klarinette im Boehm-System (Inr. 0901).  » Weiterlesen»