Metallblasinstrumente
Bekannt war, dass mit einer Verlängerung oder Verkürzung des Rohrs um einen bestimmten Wert eine Veränderung der Stimmung möglich wurde.
So baute man Instrumente in den verschiedensten Grundstimmungen. Um ein Instrument in mehreren Stimmungen zu nutzen, wurden Aufsteckbögen verwendet, die auf die jeweils gewünschte Stimmung zugeschnitten waren und bei Bedarf aufgesetzt wurden. Inventionsbögen besitzt das Horn mit der Inventarnummer 0271, um 1800 gebaut und der Nachbau eines Inventionshorn nach J. Schönheit, Wien um 1800.
Mit der industriellen Revolution, dem technologischen Wandel im Metallblasinstrumentenbau und dem verstärkten Einsatz von Maschinen zur Herstellung von Bestandteilen wurde der Grundstein für eine technische Lösung bei den Blechblasinstrumenten gelegt. Entwickelt ab 1814 von Stölzel und Blühmel, gelangte sie 1818 in Berlin zum Patent.
Das Ventil war entstanden! An einem Waldhorn (Inr.1175) findet man zwei nach Blühmel gefertigte Drehventile mit Klinkenhebel und Spiralfeder als Druckwerk.
Trompete in G
um 1830
Diese Drehventile sind bereits eine bessere Variante als die, welche das Patent von 1818 ausweist. Die Stölzelschen Stopfventile sind gleich an mehreren Instrumenten vertreten.
Eine zweiventilige Trompete (Inr.0071), zwei Kornette (Inr.0072 und 0147) und ebenso ein vermutlich um 1855 in Markneukirchen gefertigtes Clavicor dokumentieren diese Ventilart.
Auf dem Weg, Ventile geräusch- und reibungsärmer sowie dichter zu bauen, war ein nächster Schritt das Wiener Ventil. Bei dieser Einrichtung ging es nicht nur um den Schaltvorgang selbst, sondern, was genauso wichtig war, um den Auslösemechanismus, das Druckwerk.
Da beim Wiener Ventil zwei Rohrhülsen in eben solchen parallel verschoben werden müssen, muss das Druckwerk dies auch gewährleisten.
Die Trompete mit der Inventarnummer 0069 zeigt eine erste Lösung. Das Klinkendruckwerk wird durch eine aufgeschraubte Plattfeder reflektiert und lässt nur eine eckige Handhabe und durch Klemmung begleiteten Wechsel zu.
Die von Carl Sanner in Würzburg gebaute Trompete mit einem „Altmainzer Druckwerk“ erfüllt hier schon eher die reibungslose Funktion.
Funktionell und bequem ließen sich die an von J. A. Heckel in Dresden um 1836 gebauten Federstecher der Trompete (Inr.0114) bedienen.
Diese Rückholeeinrichtung findet man in weiter entwickelter Form bis heute an den modernen Pump- oder Perinetventilen, ebenso das Trommeldruckwerk, welches damals an den Wiener Ventilen und heute an der Zylindermaschine eine praktikable Lösung darstellt. Um zwischen den Naturtönen die Lücke zu schließen, reichen rein theoretisch gesehen drei Ventile.
In der Praxis sieht es aber anders aus, denn die in Kombination mehrerer Ventile geblasenen Töne sind zu hoch, wenn die einfach betätigten Ventile auf die rein gestimmten Intervalle, Halbton, Ganzton und Eineinhalbton zugeschnitten sind.
Um diesen Fehler zu kompensieren, entwickelte man zahlreiche Lösungen. Eine recht futuristische Variante wird 1914 von Max B. Martin zum Patent angemeldet. „Gegenstand der Erfindung ist ein Blechblasinstrument, welches mit Hilfe einer einfachen Einrichtung alle zwischen den Naturtönen liegenden Töne der chromatischen Tonleiter rein hervorzubringen gestattet.“ Diese Erfindung beschreibt eine Lösung bei den Pumpventilen, welche 1925 für die Drehventile erweitert wurde.
Trompete Heckel
Dresden um 1830
Beide in den Patenten beschriebene Lösungen liegen in Form von Instrumenten mit den Trompeten der Inventarnummern 5084 und 1931 im Musikinstrumenten-Museum Markneukirchen vor.
Text: Frank Fickelscherer-Faßl